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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Nagel
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zurückgehen   – zu sich selbst vermehrenden Systemen, die in der Lage sind, die Evolution durch natürliche Auslese zu tragen –, geben diejenigen, die in der Forschung mit dem Thema tatsächlich befasst sind, in der Tat zu, dass sie weit davon entfernt sind, auch nur eine praktikable erklärende Hypothese der traditionellen materialistischen Art formulieren zu können. Dennoch gehen sie davon aus, dass es eine solche Erklärung geben muss, da das Leben nicht rein durch Zufall entstanden sein kann. [4]
    Tatsächlich mag die Annahme auf einer Verwechselung beruhen. Roger White hat in einem wichtigen Aufsatz argumentiert, dass die Suche nach einer Erklärung für den Ursprung des Lebens, die unter dem Gesichtspunkt der nicht zielgerichteten Prinzipien von Physik und Chemie erfolgt – eine Erklärung, die zeigen wird, dass der Ursprung des Lebens nicht bloß eine zufällige Angelegenheit ist, sondern etwas Erwartbares oder wenigstens nichtÜberraschendes –, wahrscheinlich von dem Eindruck motiviert ist, dass das Lebendige keine Angelegenheit des Zufalls sein kann, weil es so sehr danach aussieht, als sei es das Produkt eines absichtsvollen Plans. Aber die Hypothese des absichtsvollen Plans wird als unwissenschaftlich ausgeschlossen. Somit ist es wohl nur natürlich, den Schluss zu ziehen, dass der einzige Ausweg, der den Ursprung des Lebens nicht dem Zufall überlässt, darin besteht, dass die physikalische Gesetzmäßigkeit das Leben irgendwie wahrscheinlich macht. Wie White aber herausstreicht, ist diese Schlussfolgerung unzulässig. Er äußert sich so dazu:
    Der Gedankengang […] verläuft folgendermaßen. Dass molekulare, replizierende Systeme von einem Handelnden geplant zu sein scheinen, reicht aus, um uns davon zu überzeugen, dass sie nicht durch Zufall entstanden sind. Aber in der wissenschaftlichen Argumentation werden nichtintentionale Erklärungen den intentionalen Erklärungen wenn möglich vorgezogen (manche würden sagen, sie werden um jeden Preis vorgezogen), daher die Motivation, eine nichtintentionale Erklärung für das Leben zu finden.
    Es sollte trotzdem klar sein, dass dieser Gedankengang selbst dann verworren ist, wenn man eine Präferenz für nichtintentionale Erklärungen als angebracht billigt. Allgemein gilt, wenn B I [die Hypothese, dass der zu S führende Prozess intentional beeinflusst war] die Wahrscheinlichkeit von S erhöht, dann bestätigt S zumindest in einem gewissen Grade B I und kann dadurch C schwächen [die Zufallshypothese]. Aber daraus folgt nicht im Geringsten, dass S B N bestätigt [die Hypothese, dass der Prozess nichtintentional beeinflusst war]. S bestätigt B N nur dann , wenn B N die Wahrscheinlichkeit von S erhöht. Wenn der Grund, weshalb wir an der Zufallshypothese zweifeln, in der Mutmaßung besteht, dass das Leben teilweise aufintelligentes Handeln zurückgeht, gibt uns das für sich genommen noch keinen Grund zu der Erwartung, dass es eine nichtintentionale Erklärung für das Leben gibt. Wenn wir die Hypothese der intentionalen Beeinflussung nach reiflicher Überlegung nicht akzeptabel finden, dann haben wir überhaupt keinen Grund mehr, daran zu zweifeln, dass das Leben durch Zufall entstand. [5]
    Über weite Strecken beschäftigt sich Whites Aufsatz damit zu argumentieren, dass Leben aufgrund der Annahme B N – der Hypothese der nichtintentionalen Beeinflussung   – kein bisschen erwartbarer ist als aufgrund der Annahme des Zufalls. Das heißt, selbst wenn es eine nichtintentionale Beeinflussung zugunsten bestimmter Ergebnisse gibt, welche aus nicht zielgerichteter physikalischer Gesetzmäßigkeit folgen, könnte dies eine Beeinflussung zugunsten eines beliebigen Ergebnisses sein, so dass sie das Auftreten von Leben nicht wahrscheinlicher macht als irgendetwas sonst. Wie White sagt:
    Was bestimmte Molekülkonfigurationen aus der Menge der Möglichkeiten herausragen lässt, ist offenbar, dass sie in der Lage sind, sich zu etwas zu entwickeln, das uns überaus wunderbar vorkommt, nämlich eine Welt lebendiger Geschöpfe. Es gibt jedoch keinen denkbaren Grund dafür, dass blinde Kräfte der Natur oder physikalische Eigenschaften zum Wunderbaren neigen sollten. [6]
    Im Gegensatz dazu ist die intentionale Beeinflussung als Hypothese durch einige grobe Annahmen bezüglich derMotive begrenzt, die Anlass für Intentionen sind. (So kann man nicht einfach für jedes Ergebnis S, wie zufällig oder willkürlich auch immer es sein mag, behaupten, dass es davon

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