Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
herauszufinden, wie sie sich verbinden lassen, um zu entscheiden, welches Vorgehen das richtige wäre oder welche Alternativen zulässig oder ratsam wären und welche anderen ausgeschlossen sind. Die Tatsachen, die diese Gründe und Rechtfertigungen liefern, sind genau die schon bekannten Tatsachen, die besagen, was passieren würde, wenn man dies oder jenes täte, wer den Nutzen hätte, wer geschädigt würde, wer wem was versprochen hat und so fort.
Obwohl der Realismus dem Katalog der Entitäten oder Eigenschaften, von denen ein Subjektivist glaubt, sie existieren in der Welt, nichts hinzufügt, ist er der Meinung, dass bestimmte Wahrheiten, von denen Subjektivisten glauben, sie müssen ihren Grund in etwas anderem haben, nicht so begründet werden müssen, sondern eben aus sich heraus wahr sind. Schließlich muss es, solange es so etwas wie Wahrheit gibt, einige Wahrheiten geben, die ihren Grund nicht in irgendetwas sonst haben – welche philosophischen Auffassungen man auch immer haben mag. Die Meinungsverschiedenheit darüber, welche Wahrheiten das sind, markiert einige der tiefsten Verwerfungslinien in der Philosophie. Für Philosophen mit idealistischer Überzeugung liegt es auf der Hand, dass physikalische Tatsachen nicht einfach an sich wahr sein können, sondern unter dem Aspekt tatsächlicher oder möglicher Erfahrungen erklärt werden müssen, so wie es für diejenigen mit materialistischer Überzeugung offenkundig ist, dass mentale Tatsachen nicht von sich aus wahr sein können, sondernunter dem Aspekt des tatsächlichen oder möglichen Verhaltens, funktionaler Organisation oder Physiologie erklärt werden müssen. Die strittige Frage zum moralischen Realismus ist von der gleichen Art. Jemand, der in der Frage »Aber was ist ein Grund?« eine nicht beantwortbare Herausforderung sieht, enthüllt damit eine maximal einschränkende Annahme in Bezug darauf, welche Art von grundlegender Wahrheit es geben kann. [4]
Letzten Endes sind wir auf jedem Gebiet des Denkens auf unsere Urteile angewiesen, die durch Nachdenken geprüft sind, die Gegenstand der Berichtigung durch die Gegenargumente von anderen sind, die von der Vorstellungskraft und durch den Vergleich mit Alternativen geändert werden. Der Antirealismus ist immer eine auf Mutmaßungen beruhende Möglichkeit: Es kann immer gefragt werden, ob an der Wahrheit in einem bestimmten Bereich mehr dran ist als unsere Tendenz, auf diesem Weg bestimmte Schlüsse, vielleicht auch in Konvergenz mit anderen, zu erreichen. Manchmal, wie bei der Grammatik oder der Etikette, lautet die Antwort Nein. Aus diesem Grund kann die intuitive Überzeugung, dass ein bestimmtes Gebiet wie die physikalische Welt, die Mathematik, die Moral oder die Ästhetik ein Bereich ist, in dem wir mit unseren Urteilen auf eine Art von Wahrheit zu reagieren versuchen, die unabhängig von ihnen existiert, möglicherweise niemals endgültig bestätigt werden. Gleichwohl könnte diese intuitive Überzeugung trotzdem sehr robust und nicht ungerechtfertigt sein.
Gewiss, es gibt konkurrierende subjektivistische Erklärungen für den Anschein von Geistunabhängigkeit bei der Wahrheit moralischer und anderer Werturteile. Was uns ein weiterentwickelter Subjektivismus zu sagen erlaubt, wenn wir Kindestötung als falsch beurteilen, ist unter anderem, dass Kindestötung selbst dann falsch wäre, wenn keiner von uns so denken würde, auch wenn dieses zweite Urteil letzten Endes ebenfalls von unseren Reaktionen herrührt. Ich finde diese quasirealistischen, expressivistischen Darstellungen des Grundes der Objektivität in moralischen Urteilen jedoch nicht plausibler als die subjektivistische Darstellung einfacherer Werturteile. Diese Kreisbewegungen sind von der gleichen Art wie der ursprüngliche Vorschlag: Sie streiten ab, dass Werturteile aus sich heraus wahr sein können, und dies steht nicht mit dem in Einklang, was ich für das beste Gesamtverständnis unseres Denkens über Werte halte.
Es gibt kein einschlägiges Experiment, dass den Werterealismus beweisen oder widerlegen wird. Eine Begründung dafür, ihn zurückzuweisen, und zwar von dem Typ, wie ihn Hume verwendet, weicht der Frage einfach aus: Wenn vorausgesetzt wird, dass objektive moralische Wahrheiten nur dann existieren können, wenn sie so sind wie andere Arten von Tatsachen – physikalische, psychologische oder logische –, dann ist klar, dass es keine gibt. Aber das Scheitern dieses Arguments beweist nicht, dass es objektive
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