Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
mit normativen Urteilen auf sie, die unsere Handlungen anleiten. Dies ist, genau wie unsere allgemeineren kognitiven Fähigkeiten, eine Höhere Entwicklung unserer Natur als bewusste Lebewesen. Vielleicht ist darinauch die Fähigkeit eingeschlossen, auf ästhetische Werte zu reagieren – die in realistischer Auffassung als ein urteilsunabhängiger Bereich gedeutet werden, den uns unsere Erfahrungen und Urteile erschließen.
Wenn wir nun in diesem Fall erneut nach der Wahl zwischen reduktiven und emergenten Erklärungen fragen, erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass sich die Bewusstseinsaktivität in evaluativen Urteilen und praktischem Denken für eine reduktive Analyse eignen wird, selbst wenn ein reduktiver Monismus die Existenz von Bewusstsein in komplexen Organismen erklärt. Wie bei der Kognition im Allgemeinen ergibt die Reaktion auf Werte offenbar nur Sinn, wenn sie eine Funktion des einheitlichen Subjekts des Bewusstseins ist, und nicht eine Verbindung von Reaktionen aus dessen Teilen. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich von den Erfahrungen der Lust und des Schmerzes, die das wichtigste Rohmaterial für Werte beisteuern: Diese Erfahrungen könnten durch irgendeine Form des psychophysischen Monismus reduktiv erklärt werden. Aber das praktische Denken und dessen Einfluss auf das Handeln schließt das einheitliche bewusste Subjekt ein, das sieht, was es tun sollte – und das legt eine emergente Antwort auf die konstitutive Frage nahe. Andererseits trifft das Problem, wie sich die Einheit des Subjekts, so wie es nun einmal ist, mit einem reduktiven Ansatz des Mentalen in Einklang bringen lässt, den psychophysischen Monismus auf jeder Ebene. Vielleicht sollte das Problem mit Teil und Ganzem den Reduktionismus für die praktische Vernunft in diesem außerordentlich spekulativen Stadium nicht entschiedener ausschließen, als es das für Geschmacksempfindungen tut.
Der wichtigste metaphysische Aspekt einer realistischen Auffassung der praktischen Vernunft besteht darin, dass das Bewusstsein keineswegs epiphänomenal und passiv ist, sondern eine aktive Rolle in der Welt spielt. Dies ist Teil der gewöhnlichen Auffassung, die wir von uns haben, ergänzt aber die rein psychophysische Irreduzibilität des Erfahrungsbewusstseins um eine weitere Hinsicht, in der es der materialistischen Form des Naturalismus nicht gelingt, eine vollständige Darstellung der Natur des Menschen zu geben. [10] Gleichgültig, ob nun die praktische Vernunft emergent ist oder durch irgendeine Form des psychophysischen Monismus auf eine Aktivität auf der Mikroebene zurückführbar ist, der Werterealismus verlangt, dass das Bewusstsein aktiv ist, und schließt einen Epiphänomenalismus im menschlichen Handeln aus. (Eine subjektivistische Auffassung des Werts mag auch mit einem Epiphänomenalismus vereinbar sein, doch das ist keineswegs klar: Der Subjektivismus könnte mit der Möglichkeit zusammenstimmen, dass unsere bewussten Werturteile allesamt Nebenwirkungen der physiologischen Handlungsursachen sind.)
Wenn wir diese Frage ausklammern, kommen wir auf den wesentlichen Gegensatz zwischen einer subjektiven und einer realistischen Konzeption der Werte zurück. Der Subjektivismus interpretiert unsere Werturteile als einen Auswuchs und eine Weiterentwicklung unserer natürlichen motivationalen Veranlagungen, die durch unsere linguistischen und rationalen Fähigkeiten ermöglicht wurden, und als nichts sonst. Der Realismus interpretiertsie als das Ergebnis eines Entdeckungsprozesses, der von anfänglichen Erscheinungen von Werten ausgeht, die mit perzeptiven Überzeugungen vergleichbar sind, und der sich zu einem (hoffentlich) besseren Verständnis, wie wir leben sollten, hinbewegt. Wenn der Realismus richtig ist, dann ist die praktische Vernunft in diesem Sinne eines unserer kognitiven Vermögen.
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Ich habe für die konstitutive Frage keine Antwort vom Standpunkt des Realismus vorgeschlagen, sondern nur die Bedingungen angedeutet, denen eine solche Antwort genügen müsste. Lassen Sie mich nun versuchen, etwas über die geschichtliche Frage zu sagen, das ebenso vor einer abschließenden Antwort Halt macht. Es ist klar, dass sich der Subjektivismus, anders als der Realismus, zumindest spekulativ hergibt für eine darwinistische Darstellung, wie Lebewesen entstanden sein könnten, die fähig sind, Werte zu besitzen. Immerhin fügt diese Frage den Schwierigkeiten, die Probleme des Bewusstseins und der Vernunft allgemein einem solchen
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