Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Welt erst durch ihre Rollen im Leben der Organismen finden, die ihre Subjekte sind. Sex, Essen und Trinken sind nicht nur anpassungsförderlich, sondern verschaffen großen Genuss. Werte kommen mit dem Leben in die Welt, und die Fähigkeit, Werte zu erkennen und sich durch Werte in ihrem größeren Geltungsbereich beeinflussen zu lassen, tritt bei den höheren Lebensformen auf. Die geschichtliche Erklärung des Lebens muss deshalb, so wie sie eine Erklärung des Bewusstseins einschließen muss, eine Erklärung von Werten einschließen.
Wenn wir uns die drei potenziellen Typen geschichtlicher Erklärung nochmals vor Augen führen – die kausale, die teleologische und die intentionale –, ist schwer zu sehen, wie eine kausale Erklärung möglich sein sollte. Selbst wenn es eine teilweise reduktive Antwort auf die konstitutive Frage zur Existenz von Werten geben sollte – wenn zum Beispiel der Wert einer Erfahrung der Lust durch den kombinierten Wert seiner protomentalen Teile zustande käme –, führt das im Hinblick auf die geschichtliche Frage nicht weiter. Es ist schwer vorzustellen, welche Form des psychophysischen Monismus eine reduktive geschichtliche Erklärung für den Ursprung des Lebens, die Entwicklung bewussten Lebens und das Auftreten von praktischer Vernunft ermöglichen könnte, bei der es etwas anderes alsein totaler Zufall wäre, dass das, was uns wichtig ist, objektiven Wert besitzt.
Im Gegensatz dazu scheint eine teleologische Erklärung geeigneter zu sein, sobald wir erkennen, dass eine Erklärung für das Auftreten und die Entwicklung von Leben gleichzeitig eine Erklärung für das Auftreten und die Entwicklung von Werten sein muss. Das würde bedeuten, dass das, was das Auftreten von Leben erklärt, zum Teil die Tatsache ist, dass Leben eine notwendige Bedingung für die Instantiierung von Werten und letztlich für deren Erkenntnis ist.
Ich möchte die Hypothese einer intentionalen Erklärung wiederum beiseitelassen, obwohl auch sie diese Bedingung erfüllen könnte. Bleibt nur die Teleologie. Der Hypothese einer natürlichen Teleologie zufolge besäße die Welt der Natur einen Hang, Wesen von der Art entstehen zu lassen, die ein Wohl haben – Wesen, für welche die Dinge gut oder schlecht sein können. [13] Dies sind alle tatsächlichen und möglichen Lebensformen. Sie sind zwar im Laufe des geschichtlichen Evolutionsprozesses aufgetreten, doch zu der Erklärung für die Existenz dieses Prozesses und der Möglichkeiten, auf welche die natürliche Auslese einwirkt, würde gehören, dass die Lebensformen Werte in einer großen Vielfalt von Formen in die Welt bringen.
Da die Emergenz von Werten sowohl die Entstehung von Gutem als auch von Üblem ist, ist sie kein Kandidat für eine rein wohlwollende teleologische Erklärung: für eine Tendenz zum Guten. Tatsächlich ist wohl keinteleologisches Prinzip passend, das zur Erzeugung eines einzigen Ergebnisses tendiert. Es müsste vielmehr eine Tendenz zur Vermehrung komplexer Formen und der Erzeugung von vielfachen Variationen in der Bandbreite möglicher komplexer Systeme sein. [14]
Wenn wir nicht geneigt wären, objektive Gründe für unser Handeln anzuerkennen, und ausschließlich von unseren Wünschen motiviert wären, würden wir keinen Grund haben, an die Existenz von Werten in einem realistischen Sinne zu glauben. Außerhalb des Systems subjektiver Motive und deren Befähigung, von den Informationen gelenkt zu werden, die Wahrnehmung, Erinnerung und theoretische Vernunft liefern, gäbe es nichts zu erklären. Wenn wir aber unsere Eindrücke von objektiven Werten im Wesentlichen für korrekt halten und nicht für vollkommen illusorisch, dann müssen wir das Auftreten und die Evolution von Leben als etwas betrachten, was anders als in der darwinistischen Version mehr ist als die Entwicklung von sich selbst reproduzierenden Organismen.
Wir erkennen, dass die Evolution eine Vielzahl von Organismen entstehen ließ, die ein Wohl haben , so dass die Dinge für sie gut oder schlecht laufen können, und dass bei einigen dieser Organismen die zusätzliche Fähigkeit aufgetreten ist, ihr eigenes Wohl bewusst anzustreben und letzten Endes auch das, was an sich gut ist. Aus einer realistischen Perspektive kann das nicht bloß ein zufälliger Nebeneffekt der natürlichen Auslese sein, und eine teleologische Erklärung kann diese Bedingung erfüllen. Nach einer teleologischen Darstellung ist die Existenz von Werten kein Zufall, weil sie Teil der
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