Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)
Erklärung ist, warum es so etwas wie Leben mit all seinen Entwicklungs- und Variationsmöglichkeiten gibt. Kurz gesagt, Werte sind nicht lediglich ein zufälliger Nebeneffekt des Lebens; vielmehr gibt es Leben, weil Leben eine notwendige Bedingung für Werte ist. [15]
Dies ist keine direkte Ablehnung des darwinistischen Bildes, sondern eine Überprüfung. Eine teleologische Hypothese wird einräumen, dass die Einzelheiten dieser geschichtlichen Entwicklung größtenteils durch natürliche Auslese erklärbar sind, die unter den verfügbaren Möglichkeiten auf der Grundlage der reproduktiven Fitness bei veränderlichen Umwelten erfolgt. Doch obwohl die natürliche Auslese die Einzelheiten der Formen von Leben und Bewusstsein, die existieren, und die Beziehungen zwischen ihnen teilweise bestimmt, müssen die Existenz des genetischen Materials und der möglichen Formen, die dieses der Auslese zur Verfügung stellt, auf irgendeine andere Weise erklärt werden. Die teleologische Hypothese lautet, dass diese Dinge vielleicht nicht allein von wertfreier Chemie und Physik festgelegt werden, sondern außerdem noch von etwas anderem, nämlich einer kosmischen Prädisposition für die Schaffung von Leben, Bewusstsein und Wert, der von ihnen nicht ablösbar ist.
Es ist unwahrscheinlich, dass eine derartige Möglichkeit in dem gegenwärtigen intellektuellen Klima ernst genommen werden wird, aber ich würde meine frühere Beobachtung wiederholen, dass offenbar keine realisierbare Darstellung, nicht einmal eine rein spekulative, zur Verfügung steht, die schildert, wie ein System, das so erstaunlich funktional komplex und informationshaltig ist wie eine sich selbst reproduzierende Zelle, die von der DNA, der RNA oder irgendeinem Vorläufer reguliert wird, allein durch chemische Evolution aus einer toten Umwelt hervorgegangen sein könnte. Die Anerkennung des Problems ist nicht auf die Verfechter des Intelligent Design beschränkt. Obgleich Naturwissenschaftler weiterhin nach einer rein chemischen Erklärung für den Ursprung des Lebens suchen, gibt es auch ausgewiesene wissenschaftliche Naturalisten wie Francis Crick, die sagen, dass es fast einem Wunder gleicht. [16] Crick lässt sich dabei von seinen Überlegungen leiten, die er über die Wahrscheinlichkeiten zu der Hypothese einer »gesteuerten Panspermie« anstellt – wonach die Erde mit einzelligem Leben befruchtet wurde, das von einer fortgeschrittenen Zivilisation irgendwo in unserer Galaxie, wo das Leben früher entwickelt war, hergeschickt wurde. Dies hängt von der Vermutung ab, dass es andere Planeten anderer Sterne gab, deren physikalische Umwelt die zufällige Bildungvon Leben weniger unwahrscheinlich sein ließ. Crick gibt allerdings zu, dass es keinerlei Grundlage dafür gibt, auf irgendeine dieser Wahrscheinlichkeiten zu vertrauen.
Eine Form natürlicher Teleologie, ein Erklärungstyp, dessen Intelligibilität ich im vorangegangenen Kapitel kurz verteidigt habe, wäre eine Alternative zu einem Wunder – entweder im Sinne eines höchst unwahrscheinlichen Glücksfalls oder im Sinne eines göttlichen Eingreifens in die Naturordnung. Die Tendenz, dass sich Leben bildet, könnte ein Grundzug der Naturordnung sein, der von den nichtteleologischen Gesetzen der Physik und Chemie nicht erklärt wird. In Anbetracht der verfügbaren Beweislage erscheint dies als eine zulässige Vermutung. Und sobald es Wesen gibt, die auf Werte reagieren können, wird die ganz andere Teleologie des intentionalen Handelns zu einem Bestandteil des geschichtlichen Bildes und führt zur Erzeugung von neuen Werten. Das Universum ist sich seiner selbst nicht nur bewusst geworden und zu sich selbst gekommen, sondern in manchen Hinsichten fähig, seinen Weg in die Zukunft zu wählen – obgleich alle drei, das Bewusstsein, das Wissen und die Wahl, über eine riesige Menge von Wesen verteilt sind, die sowohl individuell als auch kollektiv handeln.
Diese teleologischen Spekulationen werden lediglich als Möglichkeiten dargeboten, ohne feste Überzeugung. Wovon ich allerdings überzeugt bin, ist die negative Behauptung, dass wir, um unsere Fragen und Urteile zu Werten und Gründen realistisch zu verstehen, die Idee zurückweisen müssen, dass sie aus der Wirkungsweise von Fähigkeiten resultieren, die von Grund auf durch den Zufall und die natürliche Auslese gebildet wurden oder beiläufige Nebenwirkungen der natürlichen Auslese oder Erzeugnisse der genetischen Drift sind. Wenn wir uns zum
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