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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verschlingen konnte.
    Sie hatten für mich einen Platz ausgesucht. Vor dem Globus, in der Entfernung eines Schrittes. Dort blieb ich auch stehen. Vor mir stand die Weltkugel. Besaß sie vielleicht symbolische Bedeutung für das, was mir bald widerfuhr? Der Globus bestand aus Holz. Ich sah Länder, Meere und Inseln aufgezeichnet. Längen-und Breitengrade teilten ihn mit ihren hauchdünnen Strichen geographisch ein. Irvin Quade stand mir gegenüber. Seine Frau hielt sich in meinem Rücken auf. Ich hörte sie leise lachen und dann fragen: »Sollen wir ihm auch unser Geheimnis bekannt geben, mein lieber Gatte?«
    »Nein!«
    Ich war neugierig geworden. »Welches Geheimnis?«
    »Ach nichts. Oder nicht viel. Denn Mord verjährt ja wohl nach fünfzig Jahren - oder?«
    Das sollte verstehen, wer wollte. Trotzdem nahm ich die Bemerkung nicht auf die leichte Schulter und sah auch das breite Grinsen auf dem Gesicht des Mannes.
    »Hast du kapiert, Schnüffler?«
    »Allmählich. Dann seid ihr es wohl gewesen, die Harold umgebracht haben.«
    »Sehr richtig. Er war ein Mensch, wir aber nicht. Ich habe nur die Gestalt seines echten Zwillingsbruders angenommen und ihn in das Pandämonium geschickt. Ich habe ihn die Reise machen lassen, um mich dann mit Jenna wiederzutreffen. Wer weiß, Schnüffler, vielleicht widerfährt dir das gleiche, obwohl du ein härterer Brocken bist als Harold. Ich würde gern zusehen, wie du dich gegen die Geisterdämmerung anstemmst und ob es dir gelingt, überhaupt etwas zu erkennen.«
    Er hatte zwar in Rätseln gesprochen, ich aber ging davon aus, dass er mehr über mich wusste, als mir eigentlich lieb sein konnte. Wahrscheinlich war ihm bekannt, dass ich auch Waffen bei mir trug, die ihm ebenfalls gefährlich werden konnte. Leider hatte ich nicht meinen Bumerang mitgenommen. Wer hätte auch damit rechnen können, dass mir so etwas wie hier widerfuhr?
    »Bist du bereit?« fragte Quade mich. Ich nickte.
    »Wunderbar.« Er streckte seinen Arm aus. Das Gewehr hatte er sich unter den linken Arm geklemmt. Der Kolben drückte gegen sein Ellbogengelenk. Der Finger lag am Abzug.
    Mit einer zeitlupenhaft anmutenden Bewegung schob er die obere Hälfte der hölzernen Erdkugel zur Seite. Als ihr der Halt fehlte, kippte sie weg. Mit einem dumpfen Geräusch schlug sie auf den Teppich. Vor mir lag die offene untere Halbkugel.
    »Schau hinein!« befahl der Mann.
    Zunächst sah ich nichts, aber ich konnte in dieser Schwärze auch nicht den Grund der Halbkugel erkennen. Die Schwärze veränderte sich. Feuerzungen schoben sich von zwei verschiedenen Seiten in sie hinein und verdrängten sie völlig.
    Von dem Feuer ging eine Kraft aus, die sich auch auf mein Kreuz übertrug. Es erwärmte sich und warnte mich vor diesem Feuer. Ich schaute wieder in Irvin Quades Gesicht. Es hatte sich durch den Widerschein der glosenden Flammen verändert und einen unheimlichen Ausdruck angenommen. Nur die Augen fielen noch auf, ansonsten lag eine gefährliche Düsternis auf seinen Zügen.
    »Das Pandämonium, Schnüffler!« flüsterte er. »Das Pandämonium. Du wolltest es sehen. Vielleicht hast du davon geträumt. Jetzt liegt es vor dir. Du hast die Chance bekommen, die Geisterdämmerung mitzuerleben. Deshalb nutze sie. Sie wird nicht jedem geboten, das kann ich dir versprechen. Die Geisterdämmerung ist nahe. Ich spüre es. Wer in sie hineingerät, wird zermalmt.«
    Die Halbkugel war ziemlich groß, und ich hatte das Gefühl, als würde sie sich ständig erweitern.
    Noch einmal blickte ich auf Quade, wollte ihm noch eine Frage stellen, als ich sein Nicken sah. Es galt nicht mir, sondern der Frau. Und die handelte.
    Was ich spürte, musste der Luftzug gewesen sein, den die herabsausende Waffe verursachte. Wind jedenfalls drang nicht in das Haus. Umdrehen konnte ich mich nicht, der Treffer explodierte plötzlich an meinem Kopf, als sollte dieser gespalten werden. Das wurde er nicht, aber ich erlebte die Schwärze, die wie ein Sturmwind über mich kam und mich von den Beinen riss. Dass mich das Pandämonium schluckte, bekam ich nicht mehr mit…
    ***
    Suko war nervös!
    Nicht allein die Tatsache, dass John Sinclair zu diesen Quades gefahren war, trug dazu bei, er regte sich auch über den Nebel draußen auf, der jede Aktivität ersticken konnte. Wenn das Wetter nicht mitspielte, waren die Menschen machtlos.
    Und so wartete er.
    Es war ruhig geworden auf der Etage. In den Abendstunden arbeitete hier oben kaum jemand. Auch Glenda war bereits nach

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