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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augenblick war ich lange nicht mehr. Obwohl ich persönlich den Mann eigentlich nicht unterschätzt hatte, war ich doch nicht aufmerksam genug gewesen.
    Als ich nach rechts blickte, sah ich in die Stockmündung, aus der der Tod in Form einer Gewehrkugel gejagt war und die Frau mitten in die Brust getroffen hatte.
    Und der fast siebzigjährige Killer grinste hinterhältig. Er hatte seinen Spaß, weil es ihm gelungen war, mich so herrlich reinzulegen. »Ja«, sagte er, »da staunst du, nicht? Wir beide sind schon ein ganz besonderes Pärchen.«
    »Weshalb haben Sie Jenna getötet?«
    Er lachte dünn. »Drehen Sie sich mal um, Bulle. Los, machen Sie schon! Da können Sie die Süße liegen sehen.«
    Es passte mir gar nicht, die Gewehrmündung in meinem Rücken zu wissen, aber ich tat es trotzdem und drehte mich im Sessel sitzend zur Seite, so dass ich auf die Frau schauen konnte.
    Sie lag auf der Seite und war so gefallen, dass das flackernde Feuerlicht aus dem Kamin über ihre Gestalt glitt und sie mit einem Schattenmuster belegte. Das Kugelloch oder die Wunde konnte ich nicht erkennen, dazu war ihre Lage einfach zu ungünstig, aber ich hatte zuvor gesehen, dass ihr die Kugel in die Brust gefahren war.
    Entweder musste sie schwer verletzt oder tot sein. Trotzdem zuckte Jenna plötzlich. Sie zog das rechte Bein an, und diese Bewegung kam mir so glatt und geschmeidig vor wie bei einer gesunden Frau. Aber ich hörte noch mehr.
    Ihr Lachen war es, das mich störte und mir bewies, dass sie nicht tot sein konnte.
    Sie lachte und steckte ihren Mann damit an. Auch der wollte sich kugeln vor Freude. Ich warf ihm einen Blick zu. Er hielt die Waffe jetzt mit einer Hand, aber den Finger an einem für mich nicht sichtbaren Abzug. Die andere Hand hielt er ausgestreckt, wies über die Sitzkissen hinweg, weil er mich auf seine Frau aufmerksam machen wollte. In dieser Pose wirkte der Kerl wie ein alter, widerlicher und zu allen Schandtaten aufgelegter Teufel.
    »Ja, Bulle, schau nur hin. Sieh dir meine Frau an. Sie ist erschossen worden und lebt trotzdem. Ist das nicht irre? Kommst du überhaupt noch mit?«
    Ja, ich kam noch mit, auch wenn ich mehr geschockt als überrascht war, denn Jenna stemmte sich hoch. Sie tat es meiner Ansicht nach regelrecht genüsslich, stützte sich auf dem Sitzkissen ab und blieb für einen Moment in dieser Liegestützstellung, wobei sie mich fixierte und ich das Gefühl hatte, in zwei Augen schauen zu müssen, die sich als tödliche Kreise präsentierten.
    In diesen Augenblicken erfasste ich es überdeutlich. Jenna Quade war kein Mensch mehr. So konnte nur eine Teufelsdienerin blicken. Ihr stark geschminktes Gesicht mit den verzogenen Lippen hatte für mich etwas Clownhaftes an sich, aber gleichzeitig auch etwas Böses.
    »Ich bin tot und lebe trotzdem. Kannst du dir nun vorstellen, dass ich seinen Bruder gekannt habe?«
    Ja, das konnte ich und stellte mir gleichzeitig die Frage, in was ich da hineingeraten war. Welches Pärchen stand da vor mir? Waren die beiden tatsächlich miteinander verheiratet, oder spielten sie mir nur etwas vor? »Wer seid ihr?« fragte ich.
    Die Worte waren an die Frau gerichtet, sie jedoch kümmerte sich nicht darum. Lächelnd und noch immer abgestützt drehte sie sich auf dem Sitzkissen, bis sie wieder die sitzende Haltung eingenommen hatte. Ich konnte sie von vorne betrachten und entdeckte das Kugelloch, das sich deutlich abzeichnete. Der Stoff war durchschossen worden, die Kugel steckte dicht unter der linken Brust im Körper, aber sie hatte dieser Frau nichts getan.
    Inmitten dieser Siedlung aus kleinen Einfamilienhäusern lebte ein Paar, das man überhaupt nicht mit irgendwelchen Menschen vergleichen konnte. Sie erinnerten mich an Zombies, der Mann und die Frau. Aber Zombies atmen nicht. Sie können auch nicht überlegen und auf konkrete Fragen ebenso konkrete Antworten geben. Diese hier reagierten wie völlig normale Menschen, was mich wunderte.
    »Sollen wir ihm eine Antwort geben?« fragte Jenna.
    »Er wird es wissen wollen. Deshalb ist er ja wohl hierher gekommen.«
    »Er hätte lieber nicht hineingefasst. Mein Schwager ist ja tot, abgestürzt, nicht wahr?«
    »Und getötet«, ergänzte ich.
    »Was sagst du da?« meldete sich hinter mir Irvin Quade. Ich drehte mich um und sah, dass er auch weiterhin auf mich zielte. Seine Augen hatten einen lauernden Ausdruck angenommen, als wollte er mir nicht glauben.
    »Ja«, bestätigte ich. »Ihr Bruder Harold wurde getötet. Und zwar

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