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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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stets vorsichtig.«
    »Bitte, Mama ... «
    »Hast du dich heute abend von diesem jungen anfassen lassen?«
    »Nein, Mama.«
    »Wenn du nicht verheiratet bist, ist das einfach schmutzig, widerlich. Wenn du ausrutschst, wird der Teufel dich holen. Das Ding in dir wird an die Oberfläche kommen, und jeder kann es dann sehen. Und niemand darf es je sehen. Niemand darf wissen, was du in dir hast. Du mußt mit diesem Bösen kämpfen, es im Zaum halten.«
    »ja, Mama.«
    »Wenn du dich von dem Jungen anfassen läßt - das ist eine schreckliche Sünde.«
    Sich jeden Abend besinnungslos zu trinken ist auch eine Sünde, Mama. Zu versuchen, mit Fusel vor seinen Sorgen zu fliehen, ist eine Sünde. Du benutzt den Schnaps und die Kirche auf dieselbe Weise, Mama. Du benutzt sie, um deine Sorgen zu vergessen, dich vor irgend etwas zu verstecken. Wovor versteckst du dich, Mama? Wovor hast du solche Angst?
    Amy wünschte, sie könnte das alles sagen. Sie wagte es aber nicht.
    »Hat er dich angefaßt?« fragte ihre Mutter.
    »Ich hab's dir doch gesagt - nein.«
    »Er hat dich angefaßt.«
    »Nein.«
    »Lüg mich nicht an!«
    »Wir sind zum Ball gefahren«, sagte Amy zitternd, »und ihm wurde schlecht, und er hat mich nach Hause gebracht.  Das ist alles, Mama.«
    »Hat er deine Brüste berührt?«
    »Nein«, antwortete Amy unsicher und verlegen.
    »Hast du zugelassen, daß er seine Hände auf deine Beine legt?«
    Amy schüttelte den Kopf.
    Ellens Hand spannte sich um die Schulter des Mädchens, und die klauenähnlichen Finger gruben sich schmerzhaft tief in ihr Fleisch. »Du hast ihn angefaßt.«
    »Nein«, widersprach Amy. »Das habe ich nicht.«
    »Du hast ihn zwischen den Beinen berührt.«
    »Mama, ich bin früher nach Hause gekommen!«
    Ellen starrte sie einige Sekunden lang an, suchte nach der Wahrheit, endlich  verließ das Feuer ihre dunklen Augen; die schwächende Wirkung des Schnapses wurde wieder offensichtlich, und ihre Lider sackten hinab, und dann sackte das Fleisch ihres Gesichts von den Knochen hinab. Wenn sie nüchtern war, war sie eine hübsche Frau, doch wenn sie betrunken war, sah sie ausgezehrt aus, viel älter als sonst. Sie ließ Amy los, wandte sich ab, trottete zum Tisch zurück. Sie nahm ihr leeres Glas, trug es zum Kühlschrank, kippte ein paar Eiswürfel hinein. Dann fügte sie etwas Orangensaft und viel Wodka hinzu.
    »Mama, kann ich jetzt zu Bett gehen?«
    »Vergiß nicht, deine Gebete zu sprechen.«
    »Werde ich nicht.«
    »Sprich auch den Rosenkranz. Das kann dir nicht schaden.«
    Ja, Mama.«
    Ihr langes Kleid raschelte laut, als Amy nach oben eilte.
    In ihrem Zimmer schaltete sie eine Lampe ein und blieb zitternd neben dem Bett  stehen.
    Wenn sie das Geld für die Abtreibung nicht aufbringen konnte, wenn sie es ihrer Mutter erzählen mußte, konnte sie nicht damit rechnen, daß ihr Vater sich für sie einsetzte.
    Diesmal nicht. Er würde wütend sein und jeder Strafe zustimmen, die ihre Mutter vorschlug.
    Paul Harper war ein einigermaßen erfolgreicher Anwalt, ein Mann, der in der juristischen Arena die Kontrolle hatte, doch zu Hause verzichtete er zugunsten seiner Frau auf fast jede Autorität. Ellen traf die häuslichen Entscheidungen, und größtenteils war Paul zufrieden, daß sie ihm diese Verantwortung abnahm. Wenn Ellen darauf bestand, daß Amy das Baby austrug, würde Paul Harper diese Entscheidung unterstützen.
    Und Mama wird darauf bestehen, dachte Amy unglücklich.
    Sie betrachtete die katholischen Ikonen, die ihre Mutter in dem Raum aufgestellt hatte. Ein Kruzifix hing am Kopfende des Bettes, und ein kleineres hing über der Tür. Auf dem Nachttisch stand eine Statue der Gottesmutter. Zwei weitere bemalte religiöse Statuen standen auf der Kommode. An einer Wand hing ein Bild von Jesus; er zeigte auf sein Herz, das freilag und blutete.
    In ihren Gedanken hörte Amy die Stimme ihrer Mutter: Vergiß nicht, deine Gebete zu sprechen. »Leck mich«, sagte Amy laut und trotzig.
    Worum sollte sie Gott denn bitten? Daß er ihr Geld für eine Abtreibung gab? Es bestanden kaum Aussichten, daß dieses Gebet erhört werden würde.
    Sie zog sich aus. Ein paar Minuten lang stand sie vor einem großen Spiegel, in dem sie sich ganz sehen konnte, und betrachtete ihren nackten Körper. Sie konnte keine sicheren Anzeichen einer Schwangerschaft sehen. Ihr Bauch war flach.
    Allmählich veränderte sich die medizinische Natur ihrer Selbstuntersuchung und nahm eine intimere, stimulierendere Eigenschaft an. Sie

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