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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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versteckt ... hinter so einem netten Gesicht ... und wartet.
    Darauf wartet, hervorzukommen, wenn niemand hinsieht. Einfach nur geduldig wartet. Sowohl du als auch Amy. Was? Wölfe im Schafspelz. Könnte sein. Klar. Könnte so sein. Was, wenn es so ist? Was? Wann wird es geschehen? Wann werden die Dinge aus euch herauskommen, und jeder kann sie sehen? Kann ich dir den Rücken zuwenden, kleiner Engel? Bin ich jemals in Sicherheit? O Gott.
    O Jesus, Jesus, steh mir bei. Maria, steh mir bei. Ich hätte nie Kinder bekommen dürfen. Nicht nach dem ersten. Ich kann mir nie sicher sein, was ich geschaffen habe. Nie.
    Was, wenn ... «
    Zunehmend benommen von den Unmengen von Schnaps, die sie getrunken hatte, waren ihre Zunge und Lippen kaum noch imstande, die Worte zu bilden, die sie sagen wollte, und schließlich sprach sie so leise, daß Joey sie kaum noch hören konnte, obwohl sie keine dreißig Zentimeter von ihm entfernt war. »Was, wenn ... eines Tages ... was, wenn ich dich töten muß, kleiner Engel?«
    Leiser, leiser, Wort um schreckliches Wort, leiser. »Was, wenn ... ich dich ... töten... muß ... wie ich den ... anderen ... töten mußte?«

    Sie weinte leise vor sich hin.
    Joey war plötzlich bis in die Knochen kalt, und er hatte Angst, daß sein Zittern die Laken durcheinanderbringen und ihre Aufmerksamkeit erregen würde. Er hatte Angst, sie würde herausfinden, daß er jedes Wort gehört hatte.
    Schließlich ließ ihr ersticktes Weinen nach.
    Joey war überzeugt, sie könne sein hämmerndes Herz hören.
    Er kam sich ganz seltsam vor. Er hatte Angst vor ihr, aber sie tat ihm auch leid. Er wollte sie umarmen und ihr sagen, alles würde gut werden - aber er wagte es nicht.
    Schließlich - es kam ihm wie Stunden vor, hatte aber sicher nur zwei oder drei Minuten gedauert - verließ sie sein Zimmer und zog sie Tür sanft hinter sich zu.
    Unter den Laken rollte Joey sich in die Fötusposition zusammen, zu einem kleinen Ball.
    Was hatte das alles zu bedeuten? Wovon hatte sie gesprochen? War sie nur betrunken? Oder war sie verrückt?
    Obwohl er Angst hatte, schämte er sich auch ein wenig, weil er solche Dinge über seine Mutter dachte.
    Dennoch war er froh, daß er den fahlen, milchigen Schein des schwachen Nachtlichts hatte. Er wollte jetzt nicht allein im Dunkeln liegen.
    In dem Alptraum war Amy von einem bizarr mißgebildeten Baby entbunden worden - einem widerwärtigen, bösartigen Ding, das eher wie eine Krabbe denn wie ein Mensch aussah. Sie befand sich mit ihm in einem klei nen, schlecht beleuchteten Raum, und es griff sie an, schnappte mit seinen knochigen Scheren und dem Spinnenkiefer nach ihr. In die Wände waren schmale Fenster eingelassen, und jedesmal, wenn sie an einem vorbeiging, sah sie auf der anderen Seite des Glases ihre Mutter und Jerry Galloway; sie schauten zu ihr hinein und lachten.
    Dann flitzte das Baby über den Boden, kam schnell näher und ergriff mit einer seiner Langustenzangen ihren Knö chel.
    Amy erwachte in Schweiß gebadet, setzte sich im Bett auf und wollte einen Schrei ausstoßen. Sie unterdrückte ihn.
    Nur ein Traum, sagte sie sich. Nur ein böser Traum, dank Jerry Galloway. Dieser Mistkerl!
    Im Dunkeln rechts von ihr bewegte sich etwas.
    Sie schaltete die Nachttischlampe ein.
    Das Fenster stand ein paar Zentimeter weit offen, und eine leichte Brise bewegte die Vorhänge.
    Draußen, einen oder zwei Häuserblocks entfernt, heulte klagend ein Hund.
    Amy schaute auf die Uhr. Drei Uhr früh.
    Sie saß eine Weile da, bis sie sich beruhigt hatte, aber als sie das Licht ausschaltete, konnte sie nicht wieder einschlafen. Die Dunkelheit war auf eine Weise bedrückend und bedrohlich, wie sie es nicht mehr empfunden hatte, seit sie ein kleines Kind gewesen war.
    Sie hatte das eigentümliche Gefühl, daß sich draußen in der Nacht etwas Schreckliches dem Haus der Harpers näherte. Wie ein Tornado. Aber es war kein Tornado.
    Etwas anderes. Etwas Unheimliches, schlimmer als ein bloßer Sturm. Sie hatte eine eisige Vorahnung, daß sich ihr und der ganzen Familie eine unaufhaltsame zerstörerische Macht näherte. Sie versuchte sich vorzustellen, worum es sich dabei handeln konnte, fand jedoch keine Erklärung.
    Der Eindruck einer sich unaufhaltsam nähernden Gefahr blieb formlos, namenlos, aber stark.
    Das Gefühl war sogar so elektrisierend, daß sie schließ lich aufstehen und zum Fenster gehen mußte, auch wenn sie sich deshalb töricht vorkam.
    Die Maple Lane schlief friedlich,

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