Geisterbahn
zog die Hände langsam ihren Körper hinauf, legte sie um ihre vollen Brüste, spielte mit ihren Warzen.
Sie schaute zu den religiösen Statuen auf der Kommode.
Ihre Brustwarzen hatten sich aufgerichtet.
Sie glitt mit den Händen an ihren Seiten hinab, griff nach hinten, kniff in ihren festen Po.
Sie sah das Gemälde Jesu an.
Indem sie ihren Körper vor dem Bild Christi zur Schau stellte, erwuchs bei ihr irgendwie das Gefühl, sie würde ihre Mutter verletzen, ihr zutiefst weh tun. Amy wußte nicht, wieso sie der Ansicht war. Es ergab keinen Sinn. Das Gemälde war nur ein Gemälde; Jesus war nicht in Wirklichkeit hier, in diesem Raum, beobachtete sie nicht. Dennoch posierte sie weiterhin lasziv vor dem Spiegel, liebkoste sich, berührte sich auf obszöne Weise.
Nach zwei oder drei Minuten sah sie im Spiegel ihre eigenen Augen, und dieser kurze Blick in ihre Seele verblüffte und verstörte sie. Sie zog schnell ihr Flanellnachthemd über.
Was ist nur los mit mir? fragte sie sich. Bin ich im Innerenwirklich schlecht, wie Mama es behauptet? Bin ichböse?
Verwirrt kniete sie schließlich neben ihrem Bett nieder und sprach doch noch die Gebete.
Als sie eine Viertelstunde später die Bettdecke zurückschlug, lag eine Tarantel auf ihrem Kissen. Sie schnappte nach Luft, machte einen Satz - und erkannte dann, daß das schreckliche Ding nur ein Scherzartikel aus bemaltem Gummi war. Sie seufzte müde, legte die falsche Spinne in die Schublade ihres Nachttisches und ging zu Bett.
Ihr zehnjähriger Bruder Joey ließ keine Gelegenheit aus, ihr einen Streich zu spielen. Normalerweise suchte sie ihn, wenn er sie wieder mal reingelegt hatte, tat so, als wäre sie wütend, und drohte ihm schwerste körperliche Bestrafung an. Natürlich war sie nicht imstande, dem Jungen etwas zu tun. Sie liebte ihn zu sehr. Aber ihr falscher Zorn war der Teil des Spiels, der Joey am besten gefiel. Meistens revanchierte sie sich für seine Streiche lediglich, indem sie ihn festhielt und kitzelte, bis er versprach, brav zu sein.
Jetzt lag er in seinem Bett, war wahrscheinlich trotz der späten Stunde noch wach und wartete darauf, daß sie in sein Zimmer stürmte. Aber an diesem Abend würde sie ihn enttäuschen müssen. Sie war nicht in der Stimmung für ihr übliches Spiel und hatte auch nicht die Kraft dazu.
Sie ging zu Bett und schaltete das Licht aus.
Sie konnte nicht schlafen.
Sie dachte an Jerry Galloway. Sie hatte die Wahrheit gesagt, als sie seine Qualitäten als Liebhaber verspottet hatte. Sie hatte nur selten einen Orgasmus gehabt. Er war ein ungeschickter, unwissender, rücksichtsloser Bettgefährte. Und doch hatte sie sich von ihm Abend für Abend berühren lassen. Sie hatte nur wenig oder gar kein Vergnügen daraus gezogen, doch sie hatte ihm erlaubt, sie zu benutzen, wie er es wollte. Warum?
Sie war nicht schlecht. Sie war kein ungezügeltes oder lockeres Mädchen, jedenfalls nicht tief in ihrem Herzen.
Noch während sie sich von Jerry benutzen ließ, verabscheute sie sich, daß sie so leicht zu haben gewesen war.
Wann immer sie mit einem Jungen in einem geparkten Auto rummachte, fühlte sie sich unbehaglich, verlegen, fehl am Platz, als versuche sie, eine andere und nicht sie selbst zu sein.
Sie war auch nicht faul. Sie hatte Ehrgeiz. Sie wollte aufs Royal City Junior College gehen, dann auf die Ohio State University, und ihren Abschluß in Kunst und Design machen. Sie würde einen Job als Werbegraphikerin bekommen und sich in ihrer Freizeit, an den Abenden und Wochenenden, den schönen Künsten widmen, und sollte sie herausfinden, daß sie genug Talent hatte, um sich einen guten Lebensunterhalt als Malerin zu verdienen, würde sie ihren Job in der Agentur kündigen und wunderbare Bilder malen und in Galerien verkaufen. Sie war entschlossen, sich ein erfolgreiches, interessantes Leben aufzubauen.
Aber jetzt war sie schwanger. Ihre Träume waren Asche.
Vielleicht hatte sie kein Glück verdient. Vielleicht war sie tief in ihrem Inneren wirklich schlecht.
Machte ein gutes Mädchen auf dem Rücksitz des Autos eines Jungen fast jeden Abend in der Woche die Beine breit? Ließ ein gutes Mädchen sich einen Braten in die Röhre schieben, wenn es noch an der High School war? Die dunklen Minuten der Nacht entfalteten sich wie schwarzer Faden von einer Spule, und auch Amys Gedanken entfalteten sich - verwickelte und verworrene Gedanken. Sie gelangte zu keinem Schluß, was die Frage nach ihrer eigenen Persönlichkeit betraf; sie
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