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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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können, und das war eindeutig der falsche Grund für Spenden an die Kirche.
    Amy zwang sich, zu ihrer Mutter aufzusehen und zu lächeln. »Mama, ich bekomme nächstes Jahr doch schon das kleine Stipendium. Wenn ich richtig hart arbeite, erhalte ich wahrscheinlich jedes Jahr ein Stipendium, auch wenn das nicht besonders üppig bemessen ist. Und im Sommer und an den Wochenenden werde ich im Dive arbeiten. Mit dem, was ich verdiene, und dem, was ich bereits gespart habe, werde ich bequem für mich selbst sorgen können. Wenn ich auf die Universität gehe, werde ich euch nicht um Hilfe bitten müssen, nicht mal für meinen Lebensunterhalt. Ich habe die vierhundert Dollar übrig, Mama. Ich kann sie problemlos entbehren.«
    »Nein«, sagte ihre Mutter. »Und glaube ja nicht, du könntest das Geld einfach hinter meinem Rücken abheben.
    Mein Name steht gemeinsam mit deinem auf dem Sparbuch. Vergiß nicht, du bist noch minderjährig. Solange ich es kann, werde ich dich vor dir selbst schützen. Ich lasse nicht zu, daß du dein Collegegeld für modische neue Kleider rauswirfst, die du nicht brauchst, oder für anderen dummen Flitter, den du in einem Schaufenster gesehen hast.«
    »Ich will mir keine neuen Kleider kaufen, Mama.«
    »Wie dem auch sei. Ich lasse nicht zu ...«
    »Und auch keinen dummen Flitter.«
    »Mir ist völlig egal, was für törichte ...«
    »Eine Abtreibung«, sagte Amy.
    Ihre Mutter starrte sie an. »Was?«
    Während Amys Furcht immer größer wurde, quollen die Worte geradezu aus ihr heraus: »Mir ist morgens schlecht, meine Periode ist ausgeblieben, ich bin wirklich schwanger ... Ich weiß es genau, Jerry Galloway hat mich geschwängert... Ich habe es nicht gewollt, es tut mir so leid, daß es passiert ist... so leid ... Ich verabscheue mich dafür, wirklich, ich verabscheue mich wirklich, aber ich muß eine Abtreibung haben ... Ich muß einfach eine haben, bitte, bitte, es geht nicht anders.«
    Das Gesicht ihrer Mutter wurde plötzlich weiß, kreidebleich. Sogar ihre Lippen waren bleich.
    »Mama? Ist dir nicht klar, daß ich dieses Baby einfach nicht bekommen kann? Ich kann nicht ein Kind kriegen und gleichzeitig studieren.«
    Ihre Mutter schloß die Augen. Sie schwankte, und einen Moment lang sah es so aus, als würde sie in Ohnmacht fallen.
    »Ich weiß, was ich getan habe, war falsch, Mama«, sagte Amy und fing an zu weinen. »Ich komme mir ganz schmutzig vor. Ich weiß nicht, ob ich mich je wieder sauber fühlen werde. Ich hasse mich. Und ich weiß, daß eine Abtreibung eine noch schlimmere Sünde als das ist, was ich getan habe.
    Ich weiß das, und ich fürchte um meine Seele. Aber ich habe noch mehr Angst davor, nichts zu unternehmen und das Baby zu kriegen. Ich habe mein Leben noch vor mir, Mama.
    Ich habe mein Leben noch vor mir!«
    Die Mutter riß die Augen weit auf. Sie starrte zu Amy hinab und versuchte, etwas zu sagen, war aber zu schockiert, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen. Ihr Mund bewegte sich, ohne ein Geräusch hervorzubringen.
    »Mama?«
    Mit solcher Schnelligkeit, daß Amy es kaum kommen sah, hob ihre Mutter eine Hand und schlug ihr ins Gesicht.
    Eirural. Zweimal. Hart.
    Amy schrie vor Schmerz und Überraschung auf und hob einen Arm, um sich zu schützen.
    Die Mutter packte sie an der Bluse und zerrte sie mit einer irritierenden Zurschaustellung von Kraft auf die Füße.
    Der Stuhl kippte krachend um.
    Ihre Mutter schüttelte sie, als wäre sie ein Bündel Lumpen.
    »Bitte tu mir nichts, Mama«, sagte Amy weinend und verängstigt. »Verzeih mir, Mama. Bitte.«
    »Du dreckige, verdorbene, undankbare kleine Hure!«
    »Mama ... «
    »Du bist dumm, so dumm, so verdammt dumm!« schrie ihre Mutter und benetzte sie mit ihrem Speichel, der so heiß und brennend wie Gift war. »Du bist ein unwissendes Kind, nur eine dumme kleine Schlampe! Dir ist gar nicht klar, was passieren kann. Du hast nicht die geringste Ahnung. Du bist unwissend. Du weißt nicht, was du vielleicht in die Welt setzen wirst. Du weißt es einfach nicht!«
    Amy war nicht bereit und nicht imstande, sich zu verteidigen. Mama stieß sie zurück, zerrte sie vor, riß sie von einer Seite zur anderen, hierher und dorthin, schüttelte sie, schüttelte sie immer wieder, schüttelte sie wild, bis Amys Zähne klapperten und ihre Bluse zerriß.
    »Du weißt nicht, was für ein Ding vielleicht aus dir rauskommt!« kreischte Mama wie eine Verrückte. »Gott allein weiß, was es sein könnte!«
    Wovon spricht sie?

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