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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hähnchen und Waffeln war, einfach besser als alles andere, was ihm in den Sinn kam. Er aß, bis er glaubte, er würde platzen.
    Amy kam um acht Uhr aus dem Dive nach Hause, anderthalb Stunden, bevor Joey zu Bett mußte, so daß er noch wach war, als sie die Gummischlange fand, die in ihrem Schrank an einem Kleiderbügel baumelte. Sie stürmte den Korridor entlang, rief seinen Namen und jagte ihn in seinem Zimmer herum, bis sie ihn erwischt hatte.
    Nachdem sie ihn gekitzelt und ihm das Versprechen abgerungen hatte, sie nie wieder so zu erschrecken (ein Versprechen, von dem sie beide wußten, daß er es nicht halten würde), überredet er sie, mit ihm eine Partie Monopoly mit einem Zeitlimit von einer Stunde zu spielen, und auch das machte ihm großen Spaß. Wie üblich gewann er; für jemanden, der fast erwachsen war, kannte sie sich nicht besonders gut mit finanziellen Mauscheleien aus.
    Er liebte Amy über alles. Vielleicht war das ein Fehler.
    Man sollte Vater und Mutter am meisten lieben. Na ja, nach Gott. Gott kam zuerst. Dann Vater und Mutter. Aber es war nicht leicht, Mama zu lieben. Sie betete die ganze Zeit mit einem oder für einen oder hielt einem eine Vorlesung darüber, wie man sich richtig zu benehmen hatte, und sie erzählte einem immer und immer wieder, sie sorge dafür, daß man richtig aufwuchs, aber irgendwie zeigte sie einem nie, daß ihr wirklich etwas daran lag. Es war alles nur Gerede. Daddy konnte man leichter gern haben, aber er war nicht so oft zu Hause. Er war ständig mit juristischen Sachen beschäftigt, rettete wahrscheinlich Unschuldige vor dem elektrischen Stuhl und so weiter, und wenn er mal da war, verbrachte er viel Zeit allein und arbeitete an den Miniaturbauten für die Modelleisenbahn; er schätzte es nicht, wenn man in seiner Werkstatt herumalberte.
    Womit Amy übrigblieb. Sie war oft zu Hause. Und sie war immer da, wenn man sie brauchte. Sie war der netteste Mensch, den Joey kannte, der netteste, den er je zu kennen erwartete, und er war froh, daß er sie zur Schwester hatte und nicht diese verdrossene, gemeine Veronica Culp, mit der sein bester Freund, Tommy Culp, unter einem Dach leben mußte.
    Als er später, nach der Partie Monopoly, sich den Schlafanzug angezogen und die Zähne geputzt hatte und fertig fürs Bett war, sprach er seine Gebete mit Amy, was viel besser war, als sie mit Mama zu sprechen. Amy sprach sie schneller als Mama, und sie veränderte gelegentlich hier und da ein Wort, damit sie etwas lustiger wurden. Statt »Maria, Mutter Gottes, hör meine Bitte!« sagte sie vielleicht: »Maria, Mutter Gottes, hör meine Mitte!« Sie brachte Joey immer zum Kichern, aber er mußte darauf achten, nicht zu laut zu lachen, denn sonst würde Mama sich fragen, seit wann Beten lustig war, und dann würden sie Ärger kriegen.
    Amy steckte ihn ins Bett und küßte ihn und ließ ihn schließlich allein. Er kuschelte sich ins Bett und schlief fast sofort ein.
    Der Sonntag war wirklich ein schöner Tag gewesen.
    Aber der Montag fing schlecht an.
    Kurz nach Mitternacht, in den ersten paar Minuten des neuen Tages, wurde Joey von dem unheimlichen, undeutlichen Geräusch der geflüsterten Selbstgespräche seiner Mutter geweckt. Wie bei den anderen Gelegenheiten hielt er die Augen geschlossen und tat so, als würde er schlafen.
    »Mein kleiner Engel ... vielleicht gar kein Engel ... im Innern ... «
    Sie war sturzbesoffen. Tommy Culp pflegte dieses Stadium der Volltrunkenheit >hackevoll< zu nennen.
    Sie redete zusammenhangloses Zeug, daß sie sich nicht entscheiden könne, ob er gut oder schlecht war, rein oder böse, daß vielleicht etwas Häßliches in ihm verborgen war und darauf wartete auszubrechen, daß sie keine Teufel in die Welt bringen wolle, daß es Gottes Werk war, die Welt auf jede nur mögliche Weise von solchem Bösen zu befreien; und sie sprach wieder darüber, daß sie jemanden namens Victor getötet hatte und hoffte, ihrem kostbaren Engel so etwas niemals antun zu müssen.
    Joey fing an zu zittern und hatte tödliche Angst, sie könne herausfinden, daß er wach war. Er wußte nicht, was sie tun würde, sollte sie herausfinden, daß er ihr unheimliches Murmeln gehört hatte.
    Als er drauf und dran war, ihr zu sagen, sie solle die Klappe halten und verschwinden, versuchte Joey verzweifelt, sie einfach auszublenden. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken. Er konzentrierte sich darauf, im Geiste ein genaues Bild des großen, bösartigen Außerirdischen aus dem Film Das

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