Geisterbahn
an.«
ja, Mama.«
»Ich rufe Dr. Spangler an und frage ihn, ob er heute morgen noch einen Termin frei hat. Wenn es irgendwie möglich ist, fahren wir sofort zu ihm.«
»Dr. Spangler?« fragte Amy verwirrt.
»Du mußt natürlich einen Schwangerschaftstest machen. Es gibt andere Gründe, aus denen vielleicht deine Periode ausgeblieben ist. Wir können erst wirklich sicher sein, wenn wir das Testergebnis haben.«
»Ich weiß, daß ich schwanger bin, Mama«, sagte Amy leise und zitternd. »Ich weiß, ich bekomme ein Baby«
»Wenn der Test positiv ausfällt«, sagte ihre Mutter, »werden wir Vorkehrungen treffen und uns so schnell wie möglich um alles kümmern.«
Amy konnte die Bedeutung dieser Aussage nicht ganz erfassen. »Sich um alles kümmern?«
»Du bekommst die Abtreibung, die du haben willst«, sagte Ellen Harper und bedachte ihre Tochter mit einem Blick, in dem nicht die geringste Vergebung mitschwang.
»Das ist doch nicht dein Ernst.«
»Doch. Du mußt das Baby unbedingt abtreiben lassen.
Es ist die einzige Möglichkeit.«
Amy hätte fast vor Erleichterung aufgeschrien. Doch gleichzeitig hatte sie Angst, denn sie vermutete, daß ihre Mutter einen schrecklichen Preis für dieses erstaunliche Zugeständnis einfordern würde.
»Aber ... eine Abtreibung ... ist das keine Sünde?« fragte Amy und versuchte sich vorzustellen, was ihrer Mutter durch den Kopf gehen mochte.
»Deinem Vater dürfen wir es nicht sagen«, fuhr Ellen fort. »Wir müssen es vor ihm geheimhalten. Er würde es nicht billigen.«
»Aber ... ich dachte, du würdest es auch nicht billigen«, sagte Amy verwirrt.
»Ich billige es auch nicht«, sagte die Mutter scharf, und eine Spur von Gefühl kehrte in ihre Stimme zurück.
»Abtreibung ist Mord. Es ist eine Todsünde. Ich billige es ganz und gar nicht. Aber solange du in diesem Haus lebst, bin ich nicht bereit, daß dieses Damoklesschwert über meinem Haupt schwebt. Ich lasse es einfach nicht zu. Ich werde nicht in Furcht vor dem leben, was vielleicht kommt. Ich werde so etwas Entsetzliches nicht noch einmal mitmachen.«
»Mama, ich verstehe nicht. Du sprichst, als wüßtest du genau, daß das Baby mißgebildet oder so sein wird.«
Sie starrten einander einen Augenblick lang an, und Amy sah mehr als nur Zorn und Vorwürfe in den dunklen Augen ihrer Mutter. In ihnen lag auch Furcht, eine nackte und starke Furcht, die sich auf Amy übertrug und ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte.
»Eines Tages«, sagte Mama, »wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, wollte ich es dir sagen.«
»Mir was sagen?«
»Eines Tages, wenn du heiraten wolltest, wenn du dich anständig verlobt hättest, hätte ich dir gesagt, warum du nie ein Kind bekommen darfst. Aber du konntest ja nicht auf den richtigen Zeitpunkt warten, was? O nein. Du doch nicht. Du mußtest dich verschenken. Du mußtest bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, deinen Rock hochziehen.
Kaum mehr als selbst noch ein Kind, mußtest du dich irgendeinem High- School-Jungen an den Hals werfen. Du konntest es nicht abwarten und mußtest wie eine wertlose kleine Schlampe, wie die schlimmste Hure, auf dem Rücksitz eines Autos Unzucht treiben. Und jetzt ist es vielleicht in dir und wächst heran.«
»Wovon sprichst du?« fragte Amy. War ihre Mutter völlig verrückt geworden?
»Ich würde mir keinen Gefallen tun, wenn ich es dir sage«, erwiderte Mama. »Du würdest nicht zuhören. Du würdest wahrscheinlich sogar solch ein Kind willkommen heißen. Du würdest es annehmen, wie er es angenommen hat. Ich habe schon immer gesagt, daß etwas Böses in dir ist. Ich habe dir immer gesagt, daß du es in Schach halten mußt. Aber jetzt hast du die Zügel locker gelassen, und dieses dunkle Ding läuft frei herum, dieser böse Teil von dir. Du hast das Böse in dir freigelassen, und früher oder später, so oder so, wirst du ein Kind bekommen; du wirst einen von ihnen in die Welt setzen, ganz gleich, was ich dir sage, ganz gleich, wie sehr ich dich bitte. Aber du wirst es nicht in diesem Haus tun. Hier wird es nicht passieren.
Dafür werde ich sorgen. Wir werden Dr. Spangler aufsuchen, und er wird es dir abtreiben. Und falls darin eine Sünde liegt, falls es eine Todsünde ist, und jemand muß
diese Last tragen, wird sie vollständig auf deinen Schultern liegen und nicht auf meinen. Hast du verstanden?«
Amy nickte.
»Es ist dir völlig gleichgültig, nicht wahr?« fragte ihre Mutter. »Eine weitere Sünde spielt für dich keine
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