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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Ding aus einer anderen Welt zusammenzusetzen, den er an diesem Nachmittag im Rialto gesehen hatte. Das Ding in dem Film war wie ein Mensch gewesen, nur ungleich größer. Mit riesigen Händen, die einen in einer Minute in Stücke reißen konnten. Und eingefallenen Augen voller Feuer. Und doch war es eine Pflanze. Eine außerirdische Pflanze, die fast unzerstörbar war und von Blut lebte. Er konnte sich lebhaft an die Szene erinnern, in der die Wissenschaftler hinter einer Reihe von Türen nach dem Alien suchten; sie fanden es nicht und gaben schließ lich auf, und als sie dann die nächste Tür öffneten und eigentlich gar nichts mehr erwarteten, sprang das Ungeheuer sie an, knurrte und fauchte und wollte jemanden fressen. Als Joey sich an die unerwartete Heftigkeit des Angriffs des Ungeheuers erinnerte, fühlte er, wie sein Blut sich erneut in Eis verwandelte; so war es auch schon im Kino gewesen. Diese Szene war so gruselig, so gänsehauterregend schrecklich, daß ihm das betrunkene Schwafeln seiner Mutter im Vergleich dazu harmlos erschien. Was den Leuten in Horrorfilmen zustößt, war so fürchterlich, daß es einem die unheimlichen Dinge im richtigen Leben lahm vorkommen ließ. Plötzlich fragte Joey sich, ob er diese unheimlichen Geschichten deshalb so mochte.

6
    Mama stand morgens immer als erste auf. Sie ging jeden Tag zur Messe, selbst wenn sie krank war oder einen wirklich schlimmen Kater hatte. Im Sommer erwartete sie von Amy und Joey, daß sie fast so häufig wie sie an Gottesdiensten und der heilige Kommunion teilnahmen.
    Doch an diesem Montag morgen im Mai lag Amy noch im Bett, lauschte, wie ihre Mutter durchs Haus und dann in die Garage ging, die direkt unter Amys Zimmer lag. Der Toyota sprang beim zweiten Versuch an, und das automatische Garagentor öffnete sich polternd und kam dann mit einem dumpfen Schlag zum Stehen, der Amys Fenster klappern ließ.
    Nachdem ihre Mutter losgefahren war, stand Amy auf, duschte, zog sich für die Schule an und ging nach unten in die Küche. Ihr Vater und Joey beendeten gerade ihr Frühstück aus getoasteten Muffins und Orangensaft.
    »Du bist heute morgen spät dran«, sagte ihr Vater. »Iß  schnell noch was. Wir fahren in. fünf Minuten los.«
    »Der Morgen ist so wunderschön«, sagte Amy. »Ich glaube, ich gehe heute zu Fuß zur Schule.«
    »Hast du auch genug Zeit?«
    »Ja, klar. Jede Menge.«
    »Ich auch«, sagte Joey. »Ich will mit Amy gehen.«
    »Die Grundschule ist dreimal so weit weg wie die High School«, sagte Paul Harper. »Wenn du da ankommst, hast du dir die Beine bis zu den Knien abgelaufen.«
    »Ach was«, sagte Joey. »Das schaff' ich schon. Ich bin hart im Nehmen.«
    »Ein ganz harter Bursche«, stimmte sein Vater ihm zu.
    »Du ißt deine Cornflakes sogar ohne Milch. Aber trotzdem fährst du mit mir.«
    »Ach, Schei ... benkleister!« sagte Joey.
    »Platsch«, sagte Amy und verzog das Gesicht.
    Joey grinste.
    »Komm schon, harter Bursche«, sagte sein Vater. »Fahren wir los.«
    Amy stand an einem der Wohnzimmerfenster und beobachtete, wie der Mann und der Junge in dem großen Familienwagen, einem Pontiac, davonfuhren.
    Sie hatte ihren Vater belogen. Sie hatte nicht vor, zu Fuß  zur Schule zu gehen. Sie würde heute überhaupt nicht in die Schule gehen.
    Sie kehrte in die Küche zurück, kochte eine Kanne Kaffee und goß sich einen großen Becher voll ein. Dann setzte sie sich an den Küchentisch und wartete, daß ihre Mutter aus der Messe zurückkam.
    Als sie sich in der vergangenen Nacht schlaflos im Bett gewälzt und überlegt hatte, wie sie ihr Geständnis am besten machen sollte, hatte sie sich entschlossen, es zuerst ihrer Mutter zu sagen.
    Würde Amy es ihnen beiden gleichzeitig beichten, würde Mamas Reaktion auf die Nachricht darauf abzielen, nicht nur ihre Tochter, sondern auch ihren Mann zu beeindrucken; sie würde Amy gegenüber strenger sein, als sie es vielleicht war, wenn Amy es ihr unter vier Augen erzählte. Und Amy wußte auch, sollte sie es ihrem Vater zuerst erzählen, würde es aussehen, als hätte sie Geheimnisse vor ihr, als würde sie hinter ihrem Rücken versuchen, einen Keil zwischen ihre Eltern zu treiben, ihren Vater zum Verbündeten zu gewinnen. Wenn Mama auf diesen Gedanken kam, würde sie doppelt so aufbrausend reagieren. Indem sie es Mama zuerst sagte, indem sie ihr zumindest diesen Respekt erwies, hoffte Amy, ihre Chan cen zu verbessern, die Abtreibung zu bekommen, die sie haben wollte.
    Sie trank den Becher

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