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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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… das scheint mir eine recht eigenwillige Beschwörungsformel zu sein,
kommentierte Ben.
    Sie stimmt so nicht. Es sind nicht die korrekten Worte. Aus irgendeinem Grund bekommt sie es nicht richtig hin
, antwortete ich.
Verdammter Froschlaich. Ich frage mich, was hier vor sich geht.
    Ich kann es dir nicht sagen
.
    »Ich muss mich entschuldigen, Schwestern. Äh, und Bruder«, ergänzte meine Mutter mit einem schnellen Blick zu Ben. »Ich scheine heute Nacht ein wenig … außer Form zu sein. Bitte, habt Nachsicht mit mir.«
    »Aber natürlich«, versicherte Desdemona. Sie saß neben mir, was im Hinblick auf Ben sein Gutes hatte (es gefiel mir nicht, wie sie ihn immer wieder verstohlen musterte), trotzdem machte mich ihre Nähe in dieser Nacht irgendwie nervös. Ich rutschte ein Stück von ihr weg und hoffte inständig, dass niemand es bemerkte. Die Wicca legen großen Wert darauf, bei einem Zirkel Kontakt zu halten. Zu jemandem auf Abstand zu gehen, gilt als Beleidigung.
    Meine Mutter atmete tief durch und wagte einen neuen Anlauf.
    »Göttin der Berge und Wüsten und Seen
    Beim Stab und beim Schwert und meinen Ochsenfroschzehen,
    Vernimm unser Flehen!«
    Stille senkte sich über den Kreis.
    »Ach, du liebes bisschen«, tuschelte Navy einer der ortsansässigen Hexen ins Ohr. »Das ist so nicht richtig, oder doch?«
    »Erde, Wasser, Feuer und Luft«, intonierte meine Mutter grimmig und ballte die Fäuste, als sie zu ihrer Anrufung des Gottes ansetzte.
    »Elemente der Sterne, hört unser Gesuch.
    Gott und Vater, komm und gib uns deinen Segen,
    sonst kannst du dein blaues Wunder erleben.
    Behüte uns vor jeder Gefahr!
    Nisten Läuse in deinem Haar?
    Beim Stab und Kelch und Schläger und Ball,
    in dieser Hose wirkt mein Hintern zu drall.
    Vernimm unser Flehen.«
    Desdemona brach in schallendes Gelächter aus. Ich wollte ebenfalls losprusten, doch der entsetzte Gesichtsausdruck meiner Mutter erstickte dieses Bedürfnis im Keim. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, wenn sie sich so sehr aus dem Konzept bringen ließ. Allerdings konnte ich sie nicht fragen, was es war, denn von dieser Sekunde an wurden die Dinge
wirklich
bizarr.
    »Grundgütige Göttin – ist es das, was ich glaube, dass es ist?«, fragte Mikaela und zeigte auf mich.
    »Hä?« Ich guckte an mir runter, um festzustellen, ob ich mich irgendwo bekleckert hatte. Ben stand auf und starrte an mir vorbei. Ich drehte den Kopf und sah hinter mir im Schatten des Zeltes eine dünne, hübsche Frau mit endlos langem, blondem Haar stehen.
    »Es ist eine
Huldra
«, sagte eine der regionalen Wicca-Hexen mit ehrfürchtig gedämpfter Stimme.
    »Ist das ein
Schwanz
?«, fragte ich, als die Fremde sich bückte, um etwas vom Boden aufzuheben. Ich hätte schwören können, unter ihrem langen Rock einen Kuhschwanz herauslugen zu sehen.
    »Ja, Huldras haben Schwänze«, bestätigte Mikaela, die jetzt ebenfalls aufstand. »Es sind Waldgeister. Verwandt mit den Nymphen. Der Legende nach sind sie Vorboten von Katastrophen. Sie zeigen sich nur kurz, um vor drohender Gefahr zu warnen, bevor sie ebenso schnell verschwinden –«
    »He!«, schrie ich und sprang auf, als die Frau sich meine Handtasche schnappte, die ich unter dem Tisch deponiert hatte, um an dem Zirkel teilzunehmen. »Das ist meine!«
    »Franny, nicht! Du darfst den Zirkel nicht verlassen –«
    Ich wusste, dass es falsch war, aus einem magischen Kreis herauszutreten, bevor er offiziell aufgelöst worden war, aber ich konnte die Frau – den Geist, die Nymphe, was immer sie war – nicht einfach mit meiner Handtasche entwischen lassen. Zum einen befand sich mein ganzes Geld darin, zum anderen schätze ich es gar nicht, beklaut zu werden. Also nahm ich die Verfolgung auf, als sie am Hauptzelt vorbeiflitzte und schnurstracks auf eine kleine Gruppe knorriger Bäume zuhielt, die die Grenze der archäologischen Grabungsstätte markierte
.
    Man sollte niemals einem Wesen hinterherrennen, das man nicht kennt
, schalt Ben mich, als sein dunkler Schemen an mir vorbeizischte und der blonden Huldra nachsetzte
.
    Du bist echt süß
, übermittelte ich ihm gedanklich, als ich mit einem kleinen Ächzen über einen umgestürzten Baumstamm sprang. Ben war schneller als ich (er hatte längere Beine, außerdem gereichte ihm das mit seiner Unsterblichkeit zum Vorteil), aber ich würde nicht einfach dumm herumstehen, während er den Macho herauskehrte und meine Handtasche zurückeroberte. Wer den Nerv hatte, mich zu bestehlen, würde es

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