Geisterblues
verschiedene Stellen an mir wie der Teufel, was bedeutete, dass meine Mutter die Wattleistung ihres Zaubers erhöhte. »Komm schon, es wird niemanden stören.« Ich grapschte nach Bens Hand und zerrte ihn hinter mir her, als ich auf das flache Areal hinter dem Markt zutrabte, wo meine Mutter ihren Zirkel veranstaltete.
»Fran –« Ben stemmte die Absätze in den Boden und blieb stehen.
»Was denn? Oh, die Sonne! Entschuldige. Ist sie so stark, dass sie dir zusetzt?«
»Nicht solange ich mich schütze.« Er zog sich den Hut in die Stirn, damit er sein Gesicht überschattete.
»Gut.« Ich zerrte an seiner Hand. »Jetzt komm. Bitte. Du hast mir gefehlt. Ich will hören, wie es dir ergangen ist, und dir all die interessanten Dinge erzählen, die ich erlebt habe, seit wir Ungarn verlassen haben.«
Kapitulierend drückte er kurz meine Hand, dann ließ er sie los und legte mir den Arm um die Taille. Ich verspürte ein merkwürdiges Kribbeln, hatte jedoch nicht die Zeit, es näher zu erforschen – oder mir zu überlegen, was ich dagegen unternehmen sollte –, weil wir nämlich schon am Ziel waren.
»Da bist du ja …« Meine Mutter brach ab, als sie Ben neben mir entdeckte. Sie hielt ein Schwert in der Hand, das sie dafür benutzte, den magischen Kreis zu ziehen. Die anderen an dem Zirkel mitwirkenden Frauen – es waren fünf, darunter auch zwei Mitarbeiterinnen des Gothic-Markts – schnappten unisono nach Luft, als schockierte es sie, Ben hier zu sehen.
»Ich werde gehen«, sagte er leise.
Ich umklammerte seine Hand fester. »Wenn du hier nicht willkommen bist, werde ich auch nicht bleiben.«
»Fran …« Stirnrunzelnd starrte meine Mutter auf meinen Rock, in dessen Falten ich Bens Hand versteckte, damit sie sich keinen Sonnenbrand holte, dann richtete sie die Augen auf sein von der Hutkrempe verdunkeltes Gesicht.
Ich will nicht, dass es wegen mir Ärger gibt, Fran. Es ist besser, wenn ich gehe
.
Du bist gerade erst hergekommen! Wenn du gehst, gehe ich mit
.
Meine Mutter seufzte schicksalsergeben. »Na schön, du kannst bleiben, Benedikt. Aber bitte stört die Zeremonie nicht.«
»Wir werden mucksmäuschenstill sein«, versprach ich und trat vor, um mich unter die anderen zu mischen. Allem Anschein nach hatte meine Mutter gerade ihren ersten Kreis – jenen, der den Göttern gewidmet war – mit ihrem Schwert in die Erde gezeichnet.
Hast du je zuvor an einem Wicca-Zirkel teilgenommen?
, fragte ich Ben, als er hinter mich glitt. Ich positionierte mich so, dass ich ihn gegen das schwache Sonnenlicht, das über den Horizont blinzelte, abschirmte.
Nein. Dunkle werden im Allgemeinen als unrein erachtet. Was tut deine Mutter da?
Sie hielt ihr Schwert auf Taillenhöhe, während sie die Kontur des ersten Kreises abschritt.
Ein solcher Kreis wird in drei Durchgängen gezogen. Der erste ist zu Ehren der Götter – den hat sie noch vor unserem Eintreffen vollendet. Mit dem zweiten wird der Natur gehuldigt. Der dritte steht für die spirituelle Ebene des Zirkels.
Ich verstehe
. Das Schwert nun über den Kopf gereckt, schritt meine Mutter den dritten Kreis ab.
Das ist interessant. Ich hatte irgendeine Art von Beschwörung oder zumindest gesprochene Worte erwartet.
Oh, das kommt noch, keine Sorge. Sie wird Gott und Göttin anrufen, nachdem sie alle Mitwirkenden des Zirkels willkommen geheißen hat. Siehst du? Jetzt holt sie das Salböl. Manchmal benutzt sie Blumen, um ihre Gäste zu begrüßen, oder Honig oder sogar Weihrauch, aber heute Abend sieht mir das eher nach geölter Stirn aus.
Nach geölter Stirn?
Desdemona, die Zeitreise-Beraterin des Gothic-Markts, trat nun in den Kreis. Meine Mutter salbte ihr mit einem Tropfen Öl die Stirn. Desdemona neigte den Kopf, wie um meine Mutter zu würdigen, doch mir entging nicht, dass sie Ben einen verstohlenen Blick zuwarf. Ich rückte ein kleines Stück näher an ihn ran, während ich mich selbst davon zu überzeugen versuchte, dass ich nicht eifersüchtig war.
Am besten gefällt es mir, wenn sie Wein benutzt, um die Leute in dem Zirkel willkommen zu heißen
, bemerkte ich und schickte ein Lächeln in Bens Bewusstsein, das er erwiderte, als ich Mikaela in den Kreis folgte. Ein satter, scharfer, würziger Duft stieg auf, als meine Mutter meine Stirn berührte und ein paar Worte murmelte, um mich zu segnen. Ich schnüffelte glücklich. Sie benutzte Weihrauch und Myrrhenöl, meine Favoriten unter den Salbölen. Ich nahm das als ein Zeichen dafür, dass gute Dinge
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