Geisterbucht
wir die Lampen überprüft!«
»Wirklich, Justus«, sagte Bob, »das wird schon klappen! Wir tauchen ein bisschen herum, und wenn wir eine Schatzkiste sehen, machen wir sie auf, holen den Schatz heraus und tauchen wieder auf. Ganz einfach.«
Aber Justus schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir eine Schatztruhe finden. So etwas hätten die Arbeiter, die das Schiff entkernt haben, nie übersehen! Wir suchen nur nach Hinweisen – Schriftzeichen an den Wänden oder dergleichen. Und wir gehen kein Risiko ein.«
»Tun wir doch nie«, sagte Peter sarkastisch. »Wieso eigentlich wir ? Wolltest du nicht im Boot bleiben und koordinieren?«
»Das hatte ich eigentlich vor, aber ich hoffe, dass wir jemanden finden, der uns in seinem Boot mitnimmt, und dann tauche ich auch. Wenn wir im Hafen sind, haltet Ausschau nach einem Motor- oder Segelboot namens Rachel .«
» Rachel ? Wie kommst du denn auf so einen Namen? Warum sollte ausgerechnet heute so ein Boot im Hafen von San Diego liegen?«
»Weil die Leviathan untergegangen ist«, sagte Justus.
Peter stöhnte. »Ich geb’s auf. Wenn dir wieder danach ist, dich allgemein verständlich auszudrücken, sag Bescheid!«
Justus seufzte. »Ich meine es ganz ernst. Ich habe ›Moby Dick‹ gelesen und rechne damit, dass im Hafen ein Schiff namens Rachel liegt, dessen Besitzer uns helfen wird. Genau wie Elijah auf den Parkplatz kam, um uns geheimnisvolle Warnungen zukommen zu lassen. Ist das so schwer zu verstehen?«
»Ja.«
»Kinderlein, zankt euch nicht«, ließ sich Bob vernehmen. »Genießt lieber das schöne Wetter – bis zum Abend wird es sich nämlich nicht halten!«
Sie sahen aus dem Fenster. Der Himmel war noch immer blau, hatte aber über dem Meer einen leicht metallischen Schimmer angenommen. Wenn sie Glück hatten, wurde es nur ein graues Wolkenfeld – wenn sie Pech hatten, ein Sturm.
Nach zwei Stunden erreichten sie San Diego. Am Touristenhafen stiegen sie aus und schlenderten zum Kai. Dort waren drei Tauchergruppen dabei, ihre Boote zu beladen.
Justus sprach einen Mann im Taucheranzug direkt an. »Entschuldigen Sie, Sir, fahren Sie zur Leviathan ?«
»Allerdings.« Der Mann grinste ihn an. Er war etwa dreißig Jahre alt und sah so sportlich und braun gebrannt aus, als hätte er sein ganzes Leben am und auf dem Meer zugebracht. »Das ist mal etwas anderes, als zwischen verrotteten Holzplanken nach spanischen Dublonen zu suchen! Dieses Baby ist riesig!«
»Dublonen werden Sie dort aber nicht finden.«
Der Mann lachte. »Darum geht es uns auch nicht. Uns geht es ums Tauchen. Das wird großartig! Was ist mit euch – wollt ihr es nicht auch mal versuchen? Ihr könnt doch sicher tauchen?«
»Wir können tauchen«, antwortete Justus, »und wir fahren auch raus, aber wir warten noch auf unser Boot – die Rachel . Haben Sie sie zufällig gesehen?«
» Rachel ? Nee, kenne ich nicht. He, Leute! Kennt einer von euch ein Boot namens Rachel?«
Die anderen Taucher drehten sich zu ihnen um. Eine Frau sagte: »Nein, aber dahinten liegt ein Boot namens Rachel’s Delight , falls euch das hilft.«
Justus grinste über das ganze runde Gesicht. »Das ist sogar noch besser. Vielen Dank! Kommt, Kollegen!« Er zog Peter und Bob von den Tauchern weg in die Richtung, die die Frau ihnen gewiesen hatte.
»Ich fasse es nicht!«, rief Peter, als sie kurz darauf vor einer schnittigen weißen Motorjacht standen, auf deren Bug der Name Rachel’s Delight stand. »Woher um alles in der Welt wusstest du das?«
»Es war einfach zu erwarten«, erklärte der Erste Detektiv. »So stand es nämlich in dem Buch. Kurz vor dem Untergang begegnet die Pequod , also Ahabs Schiff, drei anderen Walfängerschiffen. Eins heißt Samuel Enderby , das zweite Delight und das dritte Rachel . Und nachdem Moby Dick die Pequod versenkt hat, ist Rachel das Schiff, das Ismael – den einzigen Überlebenden – aus dem Wasser fischt. Und deshalb gehe ich davon aus, dass uns der Besitzer dieses Motorbootes sehr gern und außerdem kostenlos zum Wrack der Leviathan bringen wird.«
»Also gehört es – Ismael?« Peter starrte auf das Boot und konnte es noch immer nicht fassen.
»Gut kombiniert, Kollege.« Justus ging zur Kaimauer und sprang hinunter auf das Deck. In diesem Moment öffnete sich die Tür zur Kajüte und Ismael trat heraus.
»Da seid ihr ja«, begrüßte er sie, als sei seit der letzten Begegnung überhaupt nichts Ungewöhnliches passiert. »Aber es wäre mir lieb, wenn ihr mich
Weitere Kostenlose Bücher