Geisterbucht
Götter und Dämonen entsetzte. Sie jagten ihn, töteten ihn und warfen seinen Körper an der tiefsten Stelle ins Meer. Dann löschten sie die Erinnerung an seinen Namen aus. Einige hunderttausend Jahre lang lag er im Meer, und dann erwachte er wieder, aber weil sein Name ausgelöscht worden war, wusste er selbst nicht mehr, wer er war. Er schwamm an Land und machte sich auf die Suche nach seinem Namen. Die erste Silbe fand er gebunden in der Krone einer Göttin. Er tötete sie und nahm die Krone an sich. Die zweite Silbe fand er im Gürtel eines Dämonenkönigs, den er ebenfalls tötete. Mit der Krone und dem Gürtel gelang es ihm, die letzte Silbe zu finden, die in den Mantel von Vishnu, dem obersten aller Götter, gebunden war. Er kämpfte gegen Vishnu, konnte ihn aber nicht besiegen, und Vishnu nahm ihm Krone und Gürtel wieder ab. Rashura musste fliehen und verbarg sich in einer Grotte. Und dort lauert er und wartet auf den Tag seiner Rache.«
»Reizender Knabe«, kommentierte Peter finster.
»Heutzutage gilt es als äußerst unschicklich, diesen Namen zu nennen, da Vishnu selbst ihn verboten hat«, sagte die Sprachwissenschaftlerin. »Es überrascht mich, dass jemand ihn dir als Teil einer Übersetzung genannt hat, obwohl er gar nicht dort steht. Wer bist du? Was hat das alles zu bedeuten?«
»Ich bin Detektiv«, sagte Justus, und Peter, der schon darauf gewartet hatte, schob die Visitenkarte in das Fax. »Meine beiden Kollegen und ich nennen uns ›Die drei ???‹. Wir beschäftigen uns mit Geheimnissen und Rätseln aller Art und –«
»Ja, ich verstehe.« Mrs Chakyar schien die Visitenkarte zu lesen. »Und wie seid ihr auf den Dämon und den Stern von Kerala gestoßen?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Justus. »Leider habe ich nicht die Zeit, Sie Ihnen jetzt zu erzählen. Was ist denn dieser Stern von Kerala?«
»Kerala ist ein indischer Bundesstaat. Der Stern von Kerala ist ein riesiger roter Padparadscha-Saphir. Man nennt ihn auch den Brennenden Kristall, weil sich das Licht so stark in ihm bricht, dass es aussieht, als stünde er in Flammen. Er gehörte zum Kronschatz eines indischen Maharadschas und ging zusammen mit einigen anderen sehr wertvollen Edelsteinen in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts verloren. Einzelne Diamanten und Rubine wurden im Lauf der Jahre wiederentdeckt, aber der Stern von Kerala blieb verschwunden. Eigentlich weiß fast niemand außerhalb von Kerala von dieser Geschichte. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ihr auf sie gestoßen seid, und ich kann euch nur warnen.«
»Warnen? Wovor?«
»Vor demjenigen, der euch diese falsche Übersetzung gegeben hat«, sagte Mrs Chakyar. »Ich weiß nicht, was er damit bezweckt hat, aber Rashura ist … etwas sehr Böses. Kommt ihm besser nicht in die Quere.«
»Wir sind ihm schon in die Quere gekommen«, sagte Justus. »Es gibt eine Gruppe von Leuten, die sich Rashura nennen, und sie haben unseren Freund entführt.« Dass sie auch Mr Sapchevskys Haus niedergebrannt und ihn und Peter in Todesgefahr gebracht hatten, musste sie nicht unbedingt wissen.
Mrs Chakyar atmete scharf ein. »Dann müsst ihr sofort zur Polizei gehen. Leute, die sich nach einem der grausamsten Dämonen benennen und nach dem Brennenden Kristall suchen, kennen ganz sicher keine Gnade!«
»Ja, Madam. Vielen Dank! Sie haben uns sehr geholfen.«
»Ich wünsche euch viel Glück«, sagte Mrs Chakyar mit düsterer Stimme. »Ihr werdet es brauchen.«
Justus legte auf.
»Was jetzt?«, fragte Peter beklommen.
»Jetzt wissen wir, was wir suchen.« Nachdenklich knetete Justus an seiner Unterlippe herum. »Mr Shreber hatte also tatsächlich einen Schatz.«
»Diesen Stern von Kerala«, sagte Peter. »Aber wie kommt man denn an so einen wertvollen Saphir? Und wollte er wirklich, dass wir ihn finden? Was ist das Richtige , das wir tun sollen? Welchen Fehler sollen wir in Ordnung bringen? Und was haben Ismael und Madhu und all diese Leute damit zu tun?«
»Madhu könnte uns gewarnt haben.« Justus fuhr den Computer hoch und suchte auf einer Landkarte nach Kerala. »Sieh an … Kerala ist der Bundesstaat, in dem auch die Hafenstadt Kochi, früher Cochin, liegt. Madhu weiß auf jeden Fall etwas und möchte nicht, dass wir uns näher damit befassen. Aber erstens haben die drei ??? noch nie einen Fall aufgegeben und zweitens –«
»– müssen wir Bob finden.«
»Exakt. «
»Wonach suchst du jetzt?«
»Nach den Begriffen ›Stern von Kerala‹ und
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