Geisterbucht
doch mal das Bild von der – hm – Prinzessin. Kennen Sie diese Dame, Sir?«
Cotta betrachtete das Bild und seine Augenbrauen wanderten nach oben. »Nein. Sie sieht orientalisch aus, aber ich habe keine Ahnung, wer das ist. Eine Prinzessin, sagst du?«
»Ich hatte gehofft, dass Sie sie vielleicht kennen. Trotzdem danke.«
Peter steckte das Bild wieder ein. Cotta schaute von ihm zu Justus und schüttelte den Kopf. »Raus mit der Sprache, Jungs. Die Sache ist zu ernst, um mir schon wieder die Hälfte zu verschweigen. Was hat diese Frau mit eurem Fall zu tun?«
»Das wissen wir nicht«, sagte Justus. »Und wir verschweigen Ihnen nur unausgegorene Vermutungen. Ich verspreche Ihnen, dass wir sofort zu Ihnen kommen, sobald wir gesicherte Fakten haben.«
»Das ist genau das Problem! Sobald ihr gesicherte Fakten habt, sitzt ihr wieder kilometertief in der Tinte, und ihr könnt euch nicht immer darauf verlassen, dass wir euch im letzten Moment herausfischen! Eines Tages geht das schief, Justus Jonas!«
»Wir werden sehr vorsichtig sein, Sir.«
»Junge«, sagte der Inspektor, »wenn du mein Sohn wärst, würde ich dich in ein Internat schicken. In Grönland. Aber wahrscheinlich würdest du selbst da noch irgendein gefährliches Geheimnis aufspüren!«
»Auch dann würde ich Sie informieren, sobald ich gesicherte Fakten hätte«, antwortete Justus unbeirrt.
»Raus!«, sagte Cotta.
Als Justus und Peter zu Hause in der Zentrale ankamen, blinkte erneut das Lämpchen am Anrufbeantworter. Justus schaltete den Apparat ein.
»Hier ist Professor Meeker. Ihr hattet mir eine Nachricht hinterlassen. Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich war auf einer Forschungsreise und bin gestern erst zurückgekommen. Ich hoffe, es war nichts Wichtiges. Ruft mich einfach an.«
Justus wählte die Nummer und nach kurzer Zeit meldete sich der Professor. »Ja bitte?«
»Professor Meeker? Hier ist Justus Jonas von den drei Detektiven.«
»Justus! Hallo! Wie geht es dir und deinen Freunden? Steckt ihr wieder mitten in einem Fall?«
»Ja, und wir wollten Sie fragen, ob Sie sich vielleicht auch mit asiatischen Sprachen auskennen. Genauer gesagt, Malayalam. Das ist eine indische –«
»Mein lieber Justus«, unterbrach ihn der Professor belustigt, »natürlich weiß ich, was Malayalam ist. Aber das ist nicht mein Sprachgebiet, tut mir leid. Wenn du hingegen etwas über die Sprache der Navajo lernen möchtest …«
»Nein, Professor, vielen Dank. Es muss Malayalam sein.«
»Dann gebe ich dir am besten die Nummer meiner geschätzten Kollegin Amrita Chakyar. Sie unterrichtet Malayalam an der Universität. Ruft sie am besten gleich an.«
»Das werde ich. Vielen Dank!« Justus notierte sich die Nummer, legte auf und wählte die neue Nummer. Es dauerte eine Weile, bis sich eine Frauenstimme meldete. »Hallo?«
»Mrs Amrita Chakyar?«, fragte Justus.
»Ja. Wer spricht dort?« Die Stimme hatte einen deutlichen Akzent.
»Mein Name ist Justus Jonas. Ich wurde von Professor Meeker aus Rocky Beach an Sie verwiesen. Er sagte, Sie könnten mir bei einer Übersetzung aus dem Malayalam helfen.«
»Um was handelt es sich?«
»Darf ich Ihnen ein Fax schicken? Es sind nur ein paar Worte.«
»Gewiss.« Besonders begeistert klang Mrs Chakyar nicht, aber sie gab ihm ihre Faxnummer. Peter legte das Foto ein und schickte es ab.
Nach kurzer Zeit sagte sie: »Ja, ich habe es. Oh …« Ihre Stimme änderte sich plötzlich. »Das ist sehr ungewöhnlich. Woher hast du dieses Papier?«
»Es ist eigentlich kein Papier, sondern die Rückseite eines Fotos. Können Sie den Text bitte übersetzen?«
»Gewiss«, sagte Mrs Chakyar. »Hier steht Stern von Kerala. «
»Sind Sie sicher?«, fragte Justus überrascht. »Steht da nicht so etwas wie Rashura vergibt nicht ?«
»Wie bitte? Nein. Hat dir das jemand erzählt?«
Justus und Peter wechselten einen stummen Blick. »Ja, aber das ist nicht so wichtig. Kennen Sie denn diesen Stern?«
»Ich habe davon gehört.« Jetzt klang die Stimme sehr zurückhaltend. »Aber wer hat behauptet, da stände etwas über Rashura? Das ist … geschmacklos.«
»Warum? Wer ist denn Rashura?«
»Das ist ein Dämon aus der hinduistischen Mythologie, die wie alle Mythologien eine blutige Angelegenheit ist. Götter führen Kriege gegen Dämonen, Körper werden zerstückelt, Kali tanzt auf den Leichen ihrer Feinde und so weiter. Rashura, ein höherer Dämon, war allerdings so unvorstellbar grausam, dass es selbst die
Weitere Kostenlose Bücher