Geisterbucht
Wahrscheinlich muss ich dankbar dafür sein, dass nicht gerade Sommerferien sind und ihr mir die Verbrecher im Fünfminutentakt ins Büro schleppt.« Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und musterte Justus und Peter mit finsterem Blick. »Ich glaube, ich lasse mich einfach nach Los Angeles versetzen, da ist es wahrscheinlich ruhiger. Habt ihr in dieser Lagerhalle irgendetwas beschädigt?«
Sie schüttelten die Köpfe. »Eher hat die Lagerhalle mich beschädigt«, sagte Peter. »Ich bin durch diese Falltür mindestens zehn Meter in die Tiefe gestürzt …«
»Zwei«, sagte Justus.
»… und habe mir sämtliche Gräten gebrochen.«
»Du hast dir den Fuß verknackst.«
»Und Justus ist von diesem teuflischen Köter zerfleischt worden, als er ihn auf den anderen Hof gelockt hat, um mich zu retten.«
»Peter, übertreib doch nicht so maßlos. Er hat mich in den Arm gezwickt, als ich ihm das Tor vor der Nase zugemacht habe.« Justus schaute auf seinen rechten Arm, der vom Polizeiarzt sauber verbunden worden war. »Es tut nicht mal weh.«
»Das glaube ich dir nun wieder nicht«, sagte Cotta. »Wenigstens die Tetanusspritze dürfte noch einige Tage schmerzen. Gab es unterhalb dieser Falltür etwas Interessantes zu sehen, Peter?«
Der Zweite Detektiv schüttelte den Kopf. »Nur noch mehr Kisten mit Seidenschals, Klamotten und geschnitzten Figuren.«
Cotta blickte ihn durchdringend an. »Ich hoffe, ihr habt nichts mitgehen lassen.«
»Nur ein paar Indizien«, sagte Justus und Peter klaubte die Plastikhülle mit dem zerdrückten Zigarettenstummel und dem Kartenspiel aus der Hosentasche und legte sie auf den Schreibtisch. »Können Sie das hier auf Fingerabdrücke und dergleichen untersuchen lassen? Wir würden es ja selbst tun, aber unser Set war im Detektivkoffer, und der ist verbrannt.«
Cotta nickte. »Selbstverständlich steht euch der gesamte Polizeiapparat zur Verfügung. Schließlich geht es ganz und gar nicht, dass ihr mal ein paar Tage ohne euren Detektivkoffer auskommen müsst, während wir hier mit allem ausgestattet sind und auf der faulen Haut liegen.«
»Müssen Sie immer so sarkastisch sein?«, beschwerte sich Peter. »Wir machen uns Sorgen um Bob!«
»Stell dir vor, das tue ich auch. Und falls es dich beruhigt: die Fahndung nach diesem Taylor und seinen Komplizen läuft auf Hochtouren und ich werde eure Indizien tatsächlich sofort ins Labor geben. Vielleicht sind ja noch Spuren zu finden, obwohl du alles einfach so in die Tasche gestopft hast.«
»Aber ich habe doch die Plastikhülle genommen.«
»Schon gut.« Cotta stand auf und ging zur Tür. Nachdem ein Beamter hereingekommen und die Beweismittel eingesammelt hatte, fuhr der Inspektor fort: »Da wir gerade von Indizien sprechen: hier ist die Wanze, die Peter am Auspuff des Dienstfahrzeugs angebracht hatte. Und das hier –«, er zog einen Computerausdruck aus der Schublade und legte ihn neben das kleine Sendegerät, »– ist die Information über das Autokennzeichen von diesem Ismael, das ihr mir vorhin gegeben habt.«
Justus und Peter lasen den Ausdruck. Der graue Ford Mustang war natürlich nicht auf den Namen Ismael zugelassen, sondern auf eine Miss Ruth Parker aus Tucson, Arizona.
»Hatte sie den Wagen als gestohlen gemeldet?«, fragte Justus.
»Nein. Ich habe sie angerufen. Sie arbeitet in einem Museum und das Auto ist einer der Firmenwagen, mit denen die Angestellten herumfahren.«
»Also ist Ismael einer der Angestellten«, meinte Peter.
»Hat er etwas mit Rashura zu tun?«, fragte Cotta.
»Nein«, sagte Justus rasch. »Danke für die Information!« Er faltete den Ausdruck zusammen und steckte ihn mit der Wanze ein. »Was unternehmen Sie jetzt wegen Bob?«
»Wir durchsuchen die Lagerhalle und werden Mr Singh – das ist der Name des Eigentümers – noch einmal befragen, diesmal etwas ausführlicher. Mag sein, dass er tatsächlich täglich dutzende von Dämonenmasken verkauft, aber die roten Fragezeichen in seiner Halle wird er mir erklären müssen.«
»Er wird behaupten, dass sie von randalierenden Jugendlichen stammen«, sagte Peter. »Und nachher zeigt er uns an.«
»Glaub mir, Peter«, sagte Cotta, »Menschenraub ist eine sehr ernste Sache. So leicht werden wir uns nicht abwimmeln lassen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und seufzte. »So viel zu meinen Plänen für diesen Abend. Ihr geht jetzt nach Hause, ich kümmere mich um den Rest.«
»Nur noch eine Frage«, sagte Justus. »Peter, zeig ihm
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