Geisterhafte Visionen
derartigen Dilemma begegnete man am besten, indem man möglichst wenig Geld in der Tasche trug – aber möglichst viele Taschen mitbrachte.
»Wir wären imstande, Ihnen bestimmte medizinische
Techniken anzubieten, die sicher einen großen Nutzen für Sie hätten«, sagte Janeway.
»Unsere medizinische Wissenschaft hat einen sehr hohen Entwicklungsstand erreicht«, erwiderte Mila. Es klang kühler als vorher.
»Wir könnten die Daten unserer Bibliothek in Ihren
Bordcomputer transferieren.« Janeway unterstrich ihre Worte mit einem Lächeln. »Sie enthält Texte und multimediale Informationen über Hunderte von Völkern in unserem Teil der Galaxis. Damit meine ich Völker, die Sie bisher nicht kennen.
Einige der größten Werke von Literatur und…«
»Es fällt uns schon schwer genug, in bezug auf die vielen Kulturen in unserem Quadranten auf dem laufenden zu bleiben, Captain«, sagte Jonal. »Meine derzeitige Leseliste ist ziemlich lang. Trotzdem: Dieser Punkt ist nicht ganz und gar
uninteressant. Hier könnte es tatsächlich einen gewissen Wert geben. Was sonst noch?«
»Was sonst noch?« wiederholte Chakotay ein wenig entrüstet.
»Wie ich schon Gantel gegenüber erwähnte…«, sagte Janeway etwas strenger. »Wir sind bereit, Sie bei Hilfsmaßnahmen in Hinsicht auf die Bevölkerung des Planeten zu unterstützen.
Immerhin meinte er, deshalb seien Sie hier – um den in Gefahr geratenen Einheimischen zu helfen. Die medizinischen Daten und Bibliotheksinformationen sind gewissermaßen ein
zusätzlicher Beitrag von uns.«
»Ja, natürlich«, bestätigte Jonal. Er klang liebenswürdig, ohne übermäßig begeistert zu wirken. Nach einigen Sekunden sah er Janeway so an, als seien sie schon seit langer Zeit miteinander bekannt, als teilten sie ein profundes Geheimnis oder den Schatz eines sehr bedeutungsvollen Wissens. »Dürfen wir einen weiteren Vorschlag unterbreiten?«
Janeway lehnte sich zurück. »Ich höre.«
»Die Televek handeln häufig mit Waffen, Captain, das ist kein Geheimnis. Und um ganz offen zu sein: Ihre sind sehr beeindruckend. Unsere Auftraggeber wären sehr daran
interessiert zu erfahren, wie Sie ein so unglaublich hohes energetisches Niveau bei den Phasern bewerkstelligen und doch die Zielgenauigkeit wahren konnten. Darüber hinaus lassen die Sondierungsergebnisse vermuten, daß Ihre Warpgondeln nicht stationär sind, sondern…«
»Nein«, sagte Janeway in einem kategorischen Tonfall. Eine besorgte Stimme regte sich in ihrem Innern, eine Stimme, die sie seit ihrer Zeit an der Akademie kannte. Ganz bewußt wandte sie den Blick von den Drosary ab, insbesondere von Jonal, fixierte ihre Aufmerksamkeit statt dessen auf das Modell der Voyager an der gegenüberliegenden Wand. So etwas wie Euphorie war bei der Besprechung entstanden, doch die allgemeine Zuversicht schien jetzt nachzulassen, während gleichzeitig Janeways innere Stimme lauter wurde. »Unter gar keinen Umständen überlassen wir die Waffentechnik der Föderation den Televek oder einem anderen Volk. So etwas ist absolut ausgeschlossen.«
»Wir bedauern sehr, das zu hören, Captain«, erwiderte Mila und sah ihre beiden Begleiter an. Die drei Drosary schienen eine stumme Übereinkunft zu treffen, so als seien sie zur wortlosen Kommunikation imstande. Janeway hielt sie nicht für
Telepathen, wünschte sich jedoch Kes’ Präsenz. Die Ocampa hatte bei mehreren Gelegenheiten latente telepathische Fähigkeiten bewiesen und wäre vielleicht in der Lage gewesen, solche Eigenschaften bei den Besuchern zu erkennen. Aber Kes befand sich noch in der Krankenstation und lag im Heilschlaf.
Allmählich werden die Taschen knapp, dachte Janeway und vermied es noch immer, in Jonals hellgrüne Augen zu sehen.
Die Warpgondel-Konfiguration der Voyager verwendete das Konzept der variablen Geometrie, um die negativen
Auswirkungen von Warpfeldern auf das Subraum-Kontinuum und bewohnte Welten möglichst gering zu halten. So etwas mußte natürlich das Interesse der Televek wecken, die offenbar eine primitivere Reaktortechnik verwendeten. Darüber könnten wir eventuell reden, dachte die Kommandantin. Wenn uns nichts anderes übrigbleibt.
Sie formulierte entsprechende Worte. »Hochverehrter
Captain«, erwiderte Jonal, und es klang sehr traurig, fast gequält, »ich werde Ihre Vorschläge natürlich weiterleiten und versuchen, sie bei meinen Auftraggebern möglichst attraktiv erscheinen zu lassen. Aber ich glaube nicht, daß Ihre Anregungen in der
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