Geisterhauch (German Edition)

verschwand. Das Salutieren gefiel mir. Das sollte in meinem Büro Standard werden.
    »Charley, geht es dir gut?«, fragte Cookie hinter dem Container. Ich bezweifelte, dass sie mir auch salutieren würde.
    »Absolut toll. Bleib da.« Ich hatte noch immer keine Ahnung, wer diese Männer waren. Sie hätten genauso hinter Mimi her sein können wie Murtaugh.
    Mr Chao stieg aus und kam um den Wagen herum. Ich fing ihn ab und verstellte den Blick auf die Lücke zwischen Container und Mauer. Wenn er Mimi Jacobs wollte, dann musste er an mir vorbei. Wofür er fünf Siebtel einer Sekunde brauchen würde. Mehr oder weniger.
    Er neigte sich zur Seite und warf einen Blick über meine Schulter. Zufrieden sah er mich an. Seine Haare trieften bereits vom Regen. Als er seine Hand nach meinem Gesicht ausstreckte, zuckte ich zurück, weil ich dachte, er wollte mir das Genick brechen oder etwas in der Art. So was passierte mir ständig. Stattdessen strich er mir über die Stirn und schob meine Ponyfransen zur Seite. Dann verneigte er sich leicht und ging zur Fahrerseite zurück.
    »Sie lebt«, teilte er Smith mit, und ich begriff, dass er Mimi meinte.
    »Sie werden mir vermutlich nicht verraten, für wen Sie arbeiten, oder?«, sagte ich zu ihm.
    »Man könnte sagen, wir arbeiten für den großen Boss.«
    »Gott?«
    Er unterdrückte ein Grinsen. »Eine Stufe darunter, etwa wie Oberbefehlshaber.«
    »Dann hat es etwas mit einem Sitz im Senat zu tun.«
    »Etwas.«
    »Verdammt, die meinen es ernst. Moment mal, steckt also doch Kyle Kirsch dahinter?«
    »Versuchen Sie es weiter nördlich.«
    »Ach, kommen Sie. Mehr wollen Sie nicht für mich tun?«
    »Wir haben Ihnen gerade das Leben gerettet«, erwiderte er mit hochgezogenen Brauen.
    Ich schnaubte. »Ich bitte Sie, ich hatte die Situation voll im Griff.«
    Smith kicherte und schüttelte den Kopf. »Ich muss sagen, das war der interessanteste Auftrag, den ich je hatte.« Sein Blick war voller Bedauern, als er gestand: »Ich werde Sie vermissen. Und Ihre Boxershorts.« Er spähte an mir vorbei ins Dunkle. »Bringen Sie die Frau zur Polizei. Sie hat Einiges zu erzählen.«
    Nach einem weiteren soliden Hieb schritt Ulrich an mir vorbei, nickte mir zu und stieg in den Wagenfond. Mir kam der Verdacht, dass ich die drei nicht wiedersehen würde. Als sie wegfuhren, griffen mich Cookie und Mimi von hinten an, und kurz darauf verschwand ich in der atemberaubendsten Gruppenumarmung, in der ich je verschwunden war.
    Ein blau-roter Schein strich über die Fassaden, als Unmengen Streifenwagen und Rettungsfahrzeuge die Gasse abriegelten. Zwei Sanitäter luden den in Handschellen gelegten Murtaugh hinten ein, während sich ein anderer um Hulk kümmerte, der inzwischen zu sich gekommen war. Er stöhnte in einem fort. Ich wusste, wie er sich fühlte. Ich ging hinüber, um zuzusehen, wie Murtaugh eingeladen wurde, als zwei Männer im makellosen Anzug auf mich zukamen. Davon sah man in letzter Zeit reichlich viele. Dillard’s musste Ausverkauf gehabt haben.
    »Ms Davidson?«, sagte einer von ihnen.
    Ich nickte. Jetzt, da die ganze Aufregung vorbei war, meldete sich ein brennender Schmerz im Rücken. Murtaugh hatte mir eine erstklassige Jacke ruiniert und einen Kratzer an der Wirbelsäule hinterlassen. Ich wand mich in der Jacke, um eine weniger schmerzhafte Haltung zu finden.
    »Ich bin Agent Foster vom FBI .« Er hielt seinen Dienstausweis hoch. »Und das ist Special Agent Powers.«
    »Ja, richtig«, schnaubte ich. »Die Namen hab ich schon mal gehört.«
    Foster verzog keine Miene. »Davon wurden wir unterrichtet. Darum möchten wir mit Ihnen sprechen, ehe wir diesen Mann verhören.«
    Ich schaute in den Rettungswagen. »Scheiße, wenn die Echten aufkreuzen, was?«
    »Ich kann dich keine Minute allein lassen«, sagte Onkel Bob, der gerade mit großen Schritten auf mich zukam.
    »Dann werde ich wohl jetzt aufs Revier mitgenommen«, sagte ich zu Agent Foster.
    »Wir sprechen dort mit Ihnen.«
    »Bist du verletzt? Wie geht es deinem Kopf?«, fragte Onkel Bob. Er war so ein Weichei.
    »Besser als deinem. Hast du mal eine Elektroschocktherapie in Erwägung gezogen?«
    Er stieß einen langen Atemzug aus. »Du bist noch immer böse auf mich.«
    »Was du nicht sagst.«
    Wie sich herausstellte, waren Murtaugh und Riggs verwandt. Cousins oder etwas in der Art. Überraschung. Sie stammten aus Minnesota und waren ihr Leben lang von einer Schwierigkeit in die andere geraten. Aber Mord hatten sie bisher nicht auf dem