Geisterhauch (German Edition)
benutzen. Andererseits war ein Alarm vielleicht genau das, was wir brauchten.
Ich winkte die anderen in eine dunkle Ecke neben der Tür. Dort kauerten wir uns nieder, solange ich überlegte, ob ich auf diese Weise Aufmerksamkeit hervorrufen wollte.
»Hey, Boss«, sagte Angel neben mir.
Ich fuhr zusammen, erschreckte Cookie und Mimi und blickte ihn böse an. »Kannst du dir das nicht abgewöhnen?«, zischte ich.
»Was tust du hier?«
»Na was schon? Vor einem Killer fliehen. Oder gibt es in meinem Leben noch was anderes?«
»Mit wem spricht sie?«, fragte Mimi.
»Äh …« Cookie verfiel kurz in Panik, dann sagte sie: »Sie übt für unser Stück.«
»Jetzt?«
»Soll ich dich lieber allein lassen?«, fragte Angel heiser kichernd.
Ich rollte mit den Augen und wandte mich Cookie zu. »Okay«, flüsterte ich, »halte dein Handy parat. Ihr zwei rennt durch diese Tür und lasst euch nicht aufhalten. Ich werde sie schließen und von außen verbarrikadieren.«
»Womit?«, wollte Cookie wissen. Sie quiekte vor Angst.
»Cook«, sagte ich und nahm ihre Hand, »habe ich dich je im Stich gelassen?«
»Mich nicht, aber dich selbst. Diese Leute sind eiskalte Killer, Charley.«
»Ich glaube, mir wird schlecht«, sagte Mimi. Die beiden zitterten so heftig, dass ich ernsthafte Zweifel hegte, ob sie es schaffen würden, sich ohne Stürze und Knochenbrüche in Sicherheit zu bringen. »Cook, du musst Mimi von hier wegbringen. Sie verlässt sich auf uns. Du schaffst das.«
Sie holte tief Luft. »Gut. Okay. Ich mach das. Aber beeil dich. Du kannst viel besser schießen als ich.« Sie holte eine 380er aus der Handtasche.
»Heilige Scheiße«, sagte ich. Ich hatte meine Glock nach der Motelschießerei nicht wieder abgeholt. Cookie schwankte wie ein Vollmatrose. Aber bei der schweren Waffe … »Hast du denn Munition dazu?«
»Oh!« Sie wühlte in ihrer Handtasche und brachte ein volles Magazin heraus, das sie mir lächelnd aushändigte. »Beeil dich«, sagte sie, während ich die Waffe lud. Das Klicken war weithin hörbar. Der Regen dämpfte die Geräusche ein wenig, aber jeder im Umkreis eines Steinwurfs dürfte es gehört haben und war nun im Bilde, dass ich eine Knarre hatte.
»Weißt du, wie viele es sind?«, fragte ich Angel.
»Nur einer. Der Fiese aus dem Motel.«
»Murtaugh?«, fragte ich.
»Kann sein«, meinte er achselzuckend.
»Scheißkerl. Zur Hölle mit ihm.« Ich spähte durchs Türfenster nach draußen.
»Sie ist wirklich gut«, sagte Mimi. »So dramatisch.«
»Wow.« Ich drehte mich lächelnd zu ihr um. »Danke.«
Jetzt verdrehte Cookie die Augen. Nach einem genervten Seufzer nahm sie Mimis Hand und stürmte auf die Tür los. Sie warfen sich mit voller Wucht dagegen. Der zweite Versuch war von Erfolg gekrönt. Als die Tür aufsprang, ging wie erwartet ein schriller Alarm los, der mich an Mimis Schrei erinnerte, und als ich den beiden nach draußen folgte, passierten zwei Dinge gleichzeitig: Cookie stolperte über die Treppenstufe, und mir schlitzte ein echt fieses Messer den Rücken auf.
18
Wenn du anfangs keinen Erfolg hast,
ist vielleicht Misserfolg dein Ding.
– T-Shirt-Aufdruck
Diese Woche wollte dauernd jemand mit dem Messer an mir herumschnitzen. Als wäre ich ein Kürbis. Vielleicht weil Halloween vor der Tür stand. Im Allgemeinen taten Messer weh. Ich fiel nach vorn, stolperte über Mimi, die über Cookie gestolpert war, und betete zu Gott, dass ich dabei niemanden erschoss.
Zu Cookies Verteidigung muss gesagt werden, dass es wie aus Eimern schüttete. Als wir am Fuß der Treppe übereinanderpurzelten, stieß Angel mit aller Kraft gegen die Tür – Gott segne seine kleine Gangsterseele – und rammte sie Murtaugh praktisch ins Gesicht. Es gab einen dumpfen Schlag, dann klapperte das Messer die Stufen hinunter.
»Juhu, Angel! Erstklassig!«, rief ich, während ich Cookies Knie einen hirnerschütternden Kopfstoß verpasste. Das hatte sie jetzt davon.
»Haut ab!«, ranzte Angel plötzlich gereizt.
Als wir uns hastig aufrappelten, wechselte mein Herz auf die Überholspur. Wir rannten die Gasse hinunter, wo es am dunkelsten war. Wenn Murtaugh eine Kanone hatte, was ich stark annahm, würde er uns, sobald wir auf die Straße gelangten, mühelos abknallen können. Die war einfach zu gut beleuchtet und bot keinerlei Deckung. Wie ich die Sache sah, blieb uns höchstens übrig, um das Asyl herumzulaufen und ins Café zu flüchten. Hoffentlich hatte Norma einen Schlüssel zum Abschließen, und
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