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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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wütendem Gesicht, zu den schwebenden Regentropfen, zu der Kugel, die auf mich zu kroch und spielerisch einen Tropfen sprengte. Fast sah ich die Verwirbelung der Luft dahinter. Die Kugel war nur eine Handbreit von meinem Herzen entfernt. Wenn die Zeit einen Fehler machte und nur eine Tausendstelsekunde weiterlief, würde die Kugel ihr Ziel treffen.
    »Wie ist das möglich?«, fragte ich Reyes.
    Ich sah ihn aus den Augenwinkeln die Achseln zucken. »Das passiert, wenn jemand auf kurze Distanz abdrückt«, erklärte er. Seine tiefe Stimme war beruhigend, obwohl ich ganz schön in der Klemme steckte.
    »Nein, ich meine, dass die Zeit stillsteht oder nur noch ganz langsam verläuft.«
    »So ist das in unserer Welt, Dutch.« Er schaute auf mich herunter und neigte neugierig den Kopf. »Und? Willst du, dass ich mich um ihn kümmere?«
    Allerdings wollte ich das. Ganz dringend. Doch da stand ein ungelöstes Problem zwischen uns, das immer wieder störend auffiel wie ein loser Faden am Pullover. Ich wollte daran zupfen, wusste auch, was ich damit riskierte, und konnte es trotzdem nicht sein lassen. »Wirst du mir sagen, wo du bist?«
    »Das willst du jetzt aufs Tapet bringen?«
    »Ja.«
    »Die Antwort heißt Nein.«
    »Dann kann ich selbst auf mich aufpassen.«
    Sowie ich das gesagt hatte, sowie mir die Worte entschlüpft waren, wurde mir eines klar: Meine angebliche geistige Instabilität war vielleicht doch mehr als ein Gerücht. Hatte ich ihn nicht gerade gerufen, weil ich seine Hilfe brauchte?
    »Bist du dir sicher?«
    »Absolut restlos sicher.«
    Damit war die Sache klar. Ich war bekloppt.
    Mit einem typischen Knurren, bei dem es mir jedes Mal eiskalt den Rücken runterlief, wandte er sich ab. »Du bist der sturste –«
    »Ich? Stur?« Unglaublich.
    Und ob. Man sollte mich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
    Er stand plötzlich vor mir. »Wie ein Esel.«
    »Weil ich nicht will, dass du Selbstmord begehst? Das macht mich stur?«
    Er beugte sich vor, bis sein Gesicht dicht vor meinem war. »Absolut restlos stur.«
    Das war glatt geklaut. Ich schob das Kinn vor. »Ich brauche deine Hilfe nicht.«
    »Na schön. Aber du solltest vielleicht …« Er schob mit einer Fingerspitze meine Schulter nach links. »… beim nächsten Mal ausweichen.«
    Wenn die Zeit plötzlich weiterlief, war das jedes Mal ein Gefühl, als würde ich von einem Güterzug mitgerissen. Die Wucht nahm mir den Atem, und als die Kugel harmlos an mir vorbeisauste, prallte das Zischen gegen meine Trommelfelle und vibrierte in meinen Knochen. Ich taumelte zur Seite und drehte dabei den Kopf zu Murtaugh, der überrascht die Augen aufriss und erneut zielte.
    Hätte ich auf etwas anderes geachtet und hätte es nicht ohrenbetäubend gedonnert und geprasselt, hätte ich vielleicht den Wagen gehört, der durch die Gasse geprescht kam. Und Murtaugh wohl auch. Aber wie die Dinge lagen, waren wir beide ein bisschen überrascht, als ein schwarzer SUV auf uns zuraste. Der Fahrer stieg voll in die Eisen und ließ das Heck schlingern, das Murtaugh darauf wegfegte wie ein Tornado und gegen die Mauer der Bonbonfabrik schleuderte, während ich verschont wurde.
    Ein paar Augenblicke lang stand ich da und blinzelte gegen den Regen an, der mir ins Gesicht prasselte, als der SUV zum Stehen kam und Ulrich von den drei Stooges aus dem Fond sprang. Mit weit ausgreifenden Schritten ging er auf Murtaugh zu. Das Fenster der Beifahrertür glitt hinab, und Mr Smith grinste mich an.
    »Ich muss schon sagen, Ms Scharf, Sie geraten in mehr Kalamitäten als meine Großtante May, und die ist immerhin senil.«
    Ich blickte zu Ulrich. Er tastete gerade nach Murtaughs Puls, dann verpasste er ihm eine. Nur zur Sicherheit, nehme ich an. Angel fiel erleichtert auf die Knie, dann ließ er sich in einer dramatischen Interpretation von Tod eines Handlungsreisenden zu Boden sinken.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte ich Smith.
    »Wir waren schon eine ganze Weile auf der Suche nach dem Kerl. Und es war klar, dass wir Ihnen folgen mussten.«
    »Sind Sie Bullen?«, fragte ich.
    »Wohl kaum.«
    Aber wieso …? In der Ferne hörte man Polizeisirenen. Die drei würden also in Kürze verschwinden. Ich blickte zu Mr Chao alias Stuntman Dave. »Sind Sie sicher, dass Sie mit Ihren Verletzungen am Steuer sitzen sollten?«
    Murtaugh bekam von Ulrich noch eine verplättet. »Jetzt stellt er sich wieder dumm«, sagte Smith.
    »Ich verschwinde von hier.« Angel stand auf und salutierte, ehe er

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