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Geisterhauch (German Edition)

Geisterhauch (German Edition)

Titel: Geisterhauch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darynda Jones
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ich aufbieten konnte, drehte ich mich um und drückte erneut die Tür auf. Hauptsächlich, weil ich Gemma und Denise kommen sah. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, jetzt ihre Gleichgültigkeit ertragen zu müssen. Ich schluckte den bitteren Geschmack hinunter, den ich plötzlich im Mund hatte.
    Diesmal hielt Dad mich nicht fest. Er stemmte nur den Arm gegen den Türrahmen und versperrte mir den Fluchtweg. Dann beugte er sich an mein Ohr und flüsterte: »Wenn es sein muss, bringe ich dich in Handschellen rein, auch wenn du schreist und trittst.«
    Ich blickte ihn finster an, während Denise schnaubend auf uns zustürmte. »Hat sie dich geschlagen?«, fragte sie entsetzt.
    Ich hätte ihr am liebsten auch eine verpasst, noch lieber als sonst. Wo war Ulrich, wenn ich ihn brauchte?
    »Was willst du deswegen unternehmen?«, fragte sie meinen Dad. Meinen Dad. Peinlich berührt, weil das ganze Büro meinen Wutanfall miterlebt hatte, schaute sie sich um. »Leland –«
    »Halt den Mund«, sagte er so leise, so drohend, dass sie sprachlos war. Ausnahmsweise.
    Sie fasste sich verlegen an den Hals. Dem Gesetz nach hatte jeder Polizist, der sah, wie ich ihn schlug, die Pflicht, mich festzunehmen. Doch niemand trat vor.
    Dad ragte vor mir auf, dünn, aber stahlhart, und ich hatte nicht den Schatten eines Zweifels, dass er mich bezwingen könnte, wenn er wollte. Doch er würde sich an mir die Finger verbrennen. Ich würde ihm einen Kampf liefern, den er so schnell nicht vergaß.
    »Schön«, sagte ich genauso leise, »leg mir meinetwegen Handschellen an, denn ich werde nicht wieder da reingehen, damit mich jeder bemitleiden kann, weil mein Vater seiner eigenen Tochter einen verrückten Mörder auf den Hals gehetzt hat.«
    Er ließ seufzend die Schultern hängen. »Das habe ich nicht getan.«
    »Nein?« Gemmas Ton war scharf. »Doch, Dad, genau das hast du getan.«
    »Nein, ich meine –«
    »Sie ist so außergewöhnlich. Sie ist so einzigartig«, sagte Gemma, und mir blieb die Luft weg. »Sie ist so viel mehr, als du weißt. Und du schickst ihn zu ihr?«
    »Gemma«, sagte Denise, und Verrat lag in der Luft. »Was redest du da? Er hat den Mann gebeten, Charley nichts zu tun.«
    Gemma rang um Geduld. Einen Moment lang schloss sie ihre blauen Augen, dann wandte sie sich ihr zu. »Mom, hast du ihn nicht gehört?«
    »Ich habe jedes Wort gehört.« Denise klang plötzlich bitter.
    »Mom«, sagte Gemma und packte Denises Schultern, »mach die Augen auf.« Sie sprach sanft mit ihr, weil sie die alte Hexe nicht verletzen wollte.
    Ich hatte solche Skrupel nicht. »Das ist unmöglich.«
    Denise kniff vor Ärger die Lippen zusammen. »Siehst du?«, sagte sie zu Dad und zeigte mit dem Finger auf mich, für den Fall, dass er nicht mitkam.
    Gemmas kleine Ansprache hatte mich umgehauen. Ich hatte immer geglaubt, dass ich ihr einen Dreck bedeutete.
    Onkel Bob hatte sich bislang herausgehalten, aber jetzt trat er zu uns. »Vielleicht können wir das in meinem Büro fortsetzen.«
    »Ich gehe jetzt sowieso«, sagte ich. Ich fühlte mich so erschöpft, dass ich befürchtete, mir würde jeden Moment schlecht werden. Wieder drückte ich die Tür auf.
    »Ich wusste, er würde es nicht schaffen«, sagte Dad leise hinter mir.
    Ich blieb stehen und drehte mich um. Wartete.
    »Ich wusste, er würde so enden wie die anderen.«
    Welche anderen? Wie viel wusste er?
    Er trat an mich heran und sah mich flehend an. »Liebling, denk nach. Hätte er sich für Gemma oder Denise entschieden, wären sie jetzt tot.«
    Er hatte recht. Doch darum tat mir, was er getan hatte, nicht weniger weh. Ein bohrender Schmerz, wie ich ihn noch nie gefühlt hatte, saß mir in der Brust und drückte mir die Luft ab, dass ich nach Atem rang. Und dann passierte es schon wieder. Scheiß Tränen. Mann, ich bot vielleicht ein schwaches Bild.
    Dad legte eine Hand an meine Wange. »Ich wusste, dass du es überlebst. Das tust du immer, meine Schöne. Du hast, ich weiß nicht, eine sonderbare Macht. Eine Macht, die dir folgt. Du bist das erstaunlichste Wesen, das ich je gesehen habe.«
    »Aber Dad«, sagte Gemma tadelnd, »du hättest es ihr sagen sollen. Du hättest sie vorbereiten müssen.« Gemma weinte jetzt auch. Ich konnte es kaum glauben. Ich war in die Twilight Zone geraten. Science-Fiction-Nächte waren für mich zukünftig gestrichen. Gemma kam und nahm mich in die Arme. Sie drückte mich tatsächlich an sich. Und, verdammt, ich schloss sie ebenfalls in die Arme.
    Die Bitterkeit

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