Geisterhauch (German Edition)
Belästigung anzeigen?«
»Nein, aber ich will Sie einstufen«, erwiderte ich, während ich meine Tasse ausspülte.
Er zwinkerte mir zu, dann schloss er die Tür.
Nachdem ich einen Moment gewartet hatte, fragte ich: »Willst du die ganze Nacht in meiner Wohnung bleiben und schmollen?«
Im selben Augenblick war Reyes verschwunden. Schätze, das war die Antwort.
Ich setzte mich vor den Computer, um ein bisschen zu recherchieren, ehe ich mich an Bugs Bunny ranmachte. Ich hatte diese Daunen-Schrägstrich-Schmusedecke seit meinem neunten Lebensjahr. Wir hatten zusammen viel erlebt, einschließlich Wade Forester. Ich war damals auf der Highschool, er durchlief die harte Schule des Lebens, die ihren Schülern mehr über Fortpflanzung beibrachte als die Highschool. Bugs war danach nie wieder derselbe.
Zurück zu meinem Dämonenproblem. Wenn ich die Mistviecher nicht sehen konnte, wie sollte ich dann gegen sie kämpfen? Andererseits, wie sollte ich gegen sie kämpfen, wenn ich sie sehen könnte? Ich hatte nicht vergessen, dass Reyes gesagt hatte, ich würde gegen das leibhaftige Böse kämpfen. Ich brauchte Infos. Alles was mit Dämonen zu tun hatte.
Ich versuchte herauszufinden, wie man Dämonen wahrnimmt, und bekam eine Menge nutzloser Antworten. Was auf meinem Bildschirm erschien, war ungefähr so hilfreich wie Zahnseide bei einem Flugzeugabsturz: von dämonischer Besessenheit als tieferliegende Ursache von ADHS bis zu Videospielen mit furchterregenden Dämonenherrschern. Doch ein paar Seiten weiter fand ich eine, die interessant erschien. Dass die Autorin der Seite Mistress Marigold hieß, überging ich erst mal und arbeitete mich dann durch Sagen und Legenden, biblische und historische Verweise, bis zu einer Seite mit der Überschrift »Wie man Dämonen erkennt«. Bingo.
Und Mistress Mari war wirklich hilfreich. Sie listete eine Menge Tricks auf, wie man Dämonen erkennen konnte: zum Beispiel ihnen Salz in die Augen streuen – was rechtlich nicht unbedenklich war, sollte jemand dabei erblinden, den ich für besessen gehalten hatte – oder die Topfpflanzen beobachten, wenn die fragliche Person den Raum betrat. Denn bei einer dämonischen Präsenz verwelkten die armen Schösslinge, ehe sie wussten, wie ihnen geschah. Ich musterte meine Fensterbretter. Meine Vorliebe für künstliche, halb vertrocknete Pflanzen war echt zu blöd. Vielleicht sollte ich mir einen Kaktus anschaffen.
Das Einzige, was MM nicht erwähnte, war die Tatsache, dass im Grunde niemand Dämonen zu sehen vermochte. Das brachte mir so viel wie eine Luftpistole bei einer Schießerei.
Gerade als ich die Seite verlassen wollte, erregten zwei Wörter meine Aufmerksamkeit. Da, in der Mitte eines prosaischen Abschnitts über die angebliche Allergie von Dämonen gegen Weichspüler, befand sich ein farbig unterlegter Link: Schnitter Tod. Ich! Also, das war aufregend. Ich klickte das Feld an. Die Seite, die sich öffnete, enthielt nur einen Satz, direkt unter dem Hinweis, dass sie noch im Aufbau befindlich sei, aber der Satz war interessant.
Wenn Sie der Schnitter Tod sind, bitte kontaktieren Sie mich umgehend.
Okay. Das war mal was Neues.
8
Ist es sexy hier drinnen oder bin das nur ich?
– T-Shirt-Aufdruck
Früh morgens um halb fünf – auch als unchristliche Zeit bekannt – wurde ich wach und wunderte mich, wieso ich morgens um halb fünf wach geworden war. Es schwebten keine Toten über mir, in der Nachbarschaft drohte keine globale Katastrophe, niemand warf mir Klamotten ins Gesicht. Doch meine Schnittersinne sagten mir, dass etwas nicht stimmte.
Ich horchte aufs Telefon. Wenn sich jemand traute, mich vor sieben anzurufen, dann Onkel Bob. Aber das Telefon war’s nicht. Auch nicht die Stimme der Natur.
Ich drehte mich seufzend auf den Rücken und schaute in die Dunkelheit. Da sowohl Janelle York als auch Tommy Zapata tot waren, drängte sich der Gedanke auf, dass der Mörder es nicht auf Informationen abgesehen hatte, sondern viel mehr Informationen unterdrücken wollte.
Vor zwanzig Jahren musste an der Highschool in Ruiz etwas vorgefallen sein, das mehr Gewicht hatte als Alkoholkonsum unter einundzwanzig. Und wenigstens einer wollte, dass es unterm Teppich blieb. So dringend, dass er dafür mordete.
Reyes beanspruchte ebenfalls einen Großteil meines RAM -Speichers. Sollte er wirklich der Antichrist sein? Was nämlich echt scheiße wäre. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatten es alle falsch verstanden. Zugegeben, man kam nicht
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