Geisterhauch (German Edition)
eine Abmachung.«
»Immer mit der Ruhe, Kemosabe«, sagte ich, schloss die Tür und stiefelte an ihm vorbei zum Wasserloch. Ich brauchte Koffein. »Sein irdischer Körper ist nicht hier. Sein unirdischer hat sich vom Acker gemacht und schmollt.«
Ich hörte ein fernes Knurren, als ich zu meiner Lieblingstasse griff, auf der stand: Edward mag lieber Brünette .
»So spät am Abend trinken Sie noch Kaffee?«
»Wenn nicht Kaffee, den fünften Jack.«
»Die Sache mit Farrows irdischem Körper und seinem unirdischen Körper … das macht mich echt wahnsinnig.«
»Haben Sie was über den Kofferraumtyp herausgefunden?«, fragte ich gerade, als Cookie hereinkam. Sie war im Schlafanzug.
»Oh«, sagte sie, überrascht über den Besuch. »Äh, ich sollte mich lieber umziehen.«
»Sei nicht albern«, meinte ich missbilligend. »Es ist nur Swopes.«
»Stimmt.« Verlegen hielt sie sich den Arm vor die Brust. Als wäre durch Flanell mehr zu sehen als sonst. Nervös kichernd tappte sie zur Kaffeemaschine.
Höchste Zeit, dass die beiden sich kennenlernten. Sie war in Garrett verknallt, seit er neulich mit Onkel Bob in mein Büro gekommen war. Sie waren mitten in einer Morduntersuchung gewesen, und Garrett hatte im Wartezimmer, alias Cookies Büroraum, gewartet, damit Ubie mich etwas fragen konnte. Das war, bevor Garrett über mich Bescheid wusste. Ich weiß nicht, worüber die beiden sich unterhalten hatten, aber Cookie war seitdem nicht mehr dieselbe. Andererseits konnte das auch daran liegen, dass sie volle zehn Minuten mit einem großen, muskulösen Mann allein gewesen war, der auch noch mokkabraune Haut und graue Augen hatte, die leuchteten wie Silber in der Sonne.
Grinsend setzte er sich in den Clubsessel gegenüber meiner Couch. Offenbar wusste er genau, welche Wirkung er auf sie hatte, dieselbe wie auf die meisten Frauen.
»Vorschullehrerin«, beantwortete er offenbar meine Frage von vorhin. Ich schüttete so viel Sahne in meinen Kaffee, dass er nicht mehr als solcher zu erkennen war.
»Swopes«, sagte ich und zwinkerte Cookie zu, »wir wollen nicht hören, was Sie werden wollen, wenn Sie groß sind, sondern was Sie über Cookies Wagen herausbekommen haben.«
Sie riss die Augen auf. »Meinen Wagen?«, flüsterte sie.
»Sehr witzig«, sagte er geistesabwesend und musterte Mr Wongs Ecke. »Der vorige Besitzer war eine Vorschullehrerin.«
»Sie meinen, ihr hat mein Wagen gehört?«, fragte Cookie und brachte ihren schwarzen Kaffee mit zur Couch, wo sie sich ihm gegenübersetzte.
Er schmunzelte. Ich ebenfalls, denn Cookie hatte noch nie so viel auf einmal zu ihm gesagt.
»Ja. Und sie hat jede Menge Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung kassiert.«
Ich setzte mich neben Cook, und mir fiel auf, dass sie sogar im Flanellpyjama eine Schönheit war.
»Glauben Sie, sie hat ihn überfahren und ist abgehauen?«, fragte sie.
»Nicht, wenn er in Ihrem Kofferraum gestorben ist.«
»Oh, ja.« Sie schüttelte den Kopf. »Moment mal.« Sie sperrte den Mund auf. »Sie meinen, sie hat ihn umgebracht? Und dann absichtlich im Kofferraum abgelegt?«
»Im Unterschied zu unabsichtlich?«, fragte er.
Sie zuckte verlegen kichernd die Achseln.
»Sie ist wegen Drogenmissbrauchs am Steuer aufgefallen«, sagte er. »Einmal wurde sie deswegen eingesperrt, wegen eines Verfahrensfehlers aber wieder freigelassen.«
»Okay«, überlegte ich laut, »sie ist also auf dem Heimweg von einer Party, als der Kofferraumtyp – noch lebend – auf die Straße läuft, sie fährt ihn um, ist furchtbar aufgeregt, hält an, um ihn sich anzusehen und stellt fest, dass er noch atmet. Also stopft sie ihn in den Kofferraum … Aber warum? Damit er sie nicht anzeigen kann?« Nach kurzem Nachdenken: »Das passt nicht zusammen. Wenn sie solche Angst hat, geschnappt zu werden, warum hält sie dann an?«
»Richtig«, sagte Garrett. »Die Theorie ist beschissen.«
Ich fragte mich, wo der Kofferraumtyp sich aufhielt, wenn ich nicht duschte. Wahrscheinlich in Cookies Kofferraum. »Sie werden wohl mehr herausfinden müssen«, sagte ich zu Garrett.
»Wissen Sie über die unechten halb vertrockneten Pflanzen Bescheid?«, fragte er Cookie.
Die kniff die Lippen zusammen und nickte, während sie neben ihrem Ohr eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger machte. Keiner verstand mich.
»Und was hast du über Mimi erfahren?«, fragte ich sie.
»Eine Menge.« Aufgeregt rutschte sie an die Sofakante. »Mimi ging zuerst in Ruiz zur Schule und zog dann zu
Weitere Kostenlose Bücher