Geisterhauch (German Edition)
über meine Fälle nicht sprechen. Privatdetektive haben so ein eigenartiges Berufsethos.«
»Stimmt. Ich empfehle Sie weiter. Aber dürfte ich vorläufig hinzufügen, dass wir auf derselben Seite sind?«
Um größerer Eindringlichkeit willen beugte ich mich vor. »Die einzige Seite, auf der ich stehe, ist die meiner Klienten.«
Er nickte verständnisvoll. »Also, wenn Sie wüssten, wo sie ist …«
»…würde ich es Ihnen nicht sagen.«
»Verständlicherweise.« Er neigte den Kopf zur Seite und deutete nickend Finsteres an. »Und wenn Mr Chao fragt?«
Verdammt. Ich wusste, es würde auf Folter hinauslaufen. Ich versuchte, nicht mit den Zähnen zu knirschen oder unwillkürlich die Augen aufzureißen; es passierte trotzdem. Und er sah es sofort. Er wusste, ich war beunruhigt. Doch auch ich hatte ein paar Tricks auf Lager, falls es so weit käme. Wenn’s nicht anders ging, würde ich nicht kampflos untergehen.
Ich sah ihn an und erwiderte nüchtern: »Mr Chao kann mich mal.«
Der verzog keine Miene, als wäre er aus Stein. Ich bekam den Eindruck, es würde ihm Spaß machen, mich zu foltern. Und halten Sie es meinetwegen für sentimental, aber ich mache anderen gern eine Freude.
»Ich habe Sie verärgert«, sagte Smith.
»Überhaupt nicht. Noch nicht.« Ich dachte an Reyes und seine Art, jedes Mal aufzutauchen, wenn ich in Gefahr schwebte. Würde er das diesmal auch tun? Er war schließlich wütend auf mich. »Wenn ich Ihnen eins versprechen kann, dann dies: Sie werden es definitiv merken, wenn ich verärgert bin.« Ich blickte ihn einen Moment lang an, dann fragte ich. »Lüge ich?«
Smith schaute mich kritisch an, dann hob er beschwichtigend die Hände. »Wie gesagt, Miss Davidson, ich habe mich erkundigt. Ich hatte gehofft, wir könnten Freunde werden.«
»Und darum sind Sie in meine Wohnung eingebrochen? Kein guter Start für eine Freundschaft, Frank.«
Er kniff sich in die Nasenwurzel und lachte leise. Ich fing wirklich an, ihn zu mögen. Wahrscheinlich würde ich auf die Weichteile zielen und ihn in die Knie zwingen, ehe Chao mich zu fassen bekäme. Danach wäre ich erledigt. Aber wie ich schon sagte, ich würde nicht kampflos untergehen.
Er wurde wieder ernst und richtete einen eindringlichen Blick auf mich. »Dann darf ich vielleicht vorschlagen, dass Sie Ihre Ermittlung fallen lassen? Zu Ihrer eigenen Sicherheit natürlich.«
»Das dürfen Sie«, antwortete ich mit einem besonders strahlenden Lächeln. »Nicht, dass Ihnen das was nützen würde.«
»Die Organisation, für die ich arbeite, wird Ihre spritzige Persönlichkeit nicht berücksichtigen.«
»Dann sollte ich Ihnen vielleicht meine dunklere Seite zeigen.«
Er betrachtete mich und sah aus, als würde er irgendwas bedauern. »Sie sind wirklich ein Unikum, Miss Davidson. Ich habe nur noch eine Frage.« Diesmal beugte er sich vor, dabei überzog ein böses Grinsen sein Gesicht. »Sind Sie vertrottelt oder scharf?«
Ich benötigte dringend neue Garderobe.
Ein dumpfer Aufprall ließ uns alle den Kopf zu Ulrich drehen. Doch der blickte ebenfalls über die Schulter. Die Tür wurde erneut aufgestoßen und prallte gegen seinen steinharten Rücken. Daher das dumpfe Geräusch. Es wiederholte sich mehrmals, bis Cookie schließlich innehielt und rief: »Was ist denn hier los?« Dann versuchte sie ächzend, sich an dem Hindernis vorbeizuquetschen.
Ulrich blickte fragend zu Smith. Der blickte mich an.
»Meine Nachbarin.«
»Ah, Cookie Kowalski. Vierunddreißig, geschieden, eine Tochter.« Damit wollte er mir wohl zeigen, dass er seine Hausaufgaben gemacht hatte. »Lass sie herein, Ulrich.«
Ulrich trat zur Seite, und Cookie preschte herein. Nach einer Beinahe-Kollision mit meiner Küchenbar blickte sie sich um.
»Hallo, Cook«, sagte ich fröhlich. Da sie bloß von einem Mann zum anderen blickte, fügte ich hinzu: »Das sind meine neuen Freunde. Wir verstehen uns wirklich klasse.«
»Sie haben Kanonen.«
»Ja, so was gibt’s.« Ich stand auf und nahm ihr den Kaffeebecher aus der Hand, um ihr einzuschenken. Unsere gemeinsame Leidenschaft für den morgendlichen Schuss Ambrosia hatte vor drei Jahren ein Band zwischen uns geknüpft. Jetzt war es eine Heftklammer. »Aber ich muss zugeben«, meinte ich mit Blick auf Smith, »ich bin nicht überzeugt, dass unsere Freundschaft lange andauern wird.«
Cookie hatte die Augen noch nicht von ihnen abgewandt. »Weil sie Kanonen haben?«
»Wir wollten gerade gehen«, sagte Smith, stand auf und zog sich
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