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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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organisieren, sie mit Waffen und anderen Dingen zu versorgen, die sie benötigten, um dort draußen überleben zu können, Medizin und Lebensmittel und Werkzeuge und Kleidung, tausend Dinge. Dazu brauchte er einen Schmuggler, der überdurchschnittlich wagemutig und vertrauenswürdig war, und er kannte genau den richtigen Mann.
    „Du bist ein kluges junges Ding. Das hast du bewiesen”, sagte Gyoll.
    Lilit errötete vor Freude. Metis drückte ihre Hand und lächelte sie mit glänzenden Augen an.
    Gyoll klopfte sich mit den Fingern auf das Knie, blickte von Acthon zu Metis und beugte sich daraufhin zu Lilit vor. „Was ich von dir erbitten werde, ist gefährlich, für uns und sogar für dich …
    vorausgesetzt, wir werden erwischt.”
    „Was ist es?” Sie versteifte sich, gab sich Mühe, ruhig zu sprechen, doch ihr Herz flatterte vor Erregung. „Ich werde es tun, wenn ich kann”, versprach sie. Und sie fühlte, wie sich Metis’ Hand auf ihrer Schulter zusammenzog.
    Gyoll klopijte noch ein paarmal auf sein Knie; seine Blicke tauchten in ihre Augen hinein. Sein Gesicht war beweglicher als das eines Tiktik, doch jetzt fand sie es so verschlossen wie die Gletschermaske ihres Vaters. Er lächelte und streckte die Hand zu ihr aus; seine Finger trocken und wie Kreide, jedoch warm, als sie sich um die ihren herum schlössen. Diese Berührung war für sie eine Art Ritterschlag, eine Ehrenbezeugung, dachte sie und lächelte ihn glückselig an - sie hatte ihn als ihren Adoptiwater akzeptiert, obgleich er nichts davon wußte. Sie wertete die Berührung seiner Hand als eine Anerkennung dieser Verwandtschaft und wußte doch im gleichen Sekundenbruchteil, daß es eine Illusion war, ein Traum, den sie für sich selber spann. Sie errötete wieder. „Metis hat mir gesagt”, fuhr Gyoll fort, „du habest kein Wort von uns ausgeplaudert, obgleich du von deinen Leuten stark provoziert worden bist. Und du hast es vollbracht, uns all das zu besorgen, was wir erbeten haben, ohne dabei ertappt zu werden. Das ist gut. Jetzt müssen wir den Weksar-Sender benutzen. Weißt du, was das ist?”
    Sie warf Acthon einen Blick zu, nickte. „Ja, aber…”
    „Ich kenne die Gänge nicht wie du”, sagte Acthon. „Und es ist viel zu gefahrlich, auf die Flure herauszukommen. Wachhunde. Besser, wir fallen jenen da oben nicht auf.”
    „Ich verstehe”, flüsterte sie. „Ich habe einmal zugesehen, wie Vater mit den Tejed gesprochen hat. Und eines Nachts kam ich an diesem Ort aus der Wand … Ich habe die Konsole berührt. Ich habe ihn sogar in Gang gesetzt, aber der Lärm … ich bekam Angst, schaltete ihn wieder ab und rannte davon.”
    „Kannst du uns dorthin bringen? Gibt es Gänge in den Wänden?”
    „Oh ja.” Sie erhob sich. „Kommt.”
    Und so führte sie Gyoll durch die Mauern, Acthon und Metis stumm hinter ihnen, und sie bewegte sich schnell und sicher und brauchte hierzu kein Licht, schlängelte sich durch das Labyrinth immer höher hinauf, schließlich immer rund um die Wendeltreppe des Wachturmes herum zu jenem Raum unter dem Dach, in welchem der Sender installiert war. Sie öffnete die Geheimtür, hielt Gyoll jedoch zurück, bevor er hinaustreten konnte. „Es gibt eine Sicherheitseinrichtung”, raunte sie.
    „An mir wird sie nichts auszusetzen haben, du aber würdest etwas Schönes anrichten … Ich weiß nicht einmal genau, wie das mit Acthon ist, wahrscheinlich wird auch er nicht hinausrufen können.” „Stimmt”, erwiderte Gyoll. „Hör zu…”
    Er stand in der Öffnung und sagte mir, was zu tun war, wie man die Anzeigen ausrichtete und was ich in die Leere des Interspalts hineinsagen sollte. Ich tat, wie er mich hieß, und drei Nächte später kehrte ich mit ihm und Acthon wegen der Antwort zurück, und so kamen wir zu unserem Schmugg-ler - noch von früher her ein Freund Gyolls, ein Waffenhändler, solange er auf seiner Heimatwelt frei herumlaufen konnte. Abermals wies er mich an, was ich zu sagen hatte, Worte, die ihn dem wachsamen Sprecher zu erkennen geben würden, und sie vereinbarten ein Treffen, alle Einzelheiten, Zeit und Ort und was für ihn zu erwarten war. Und als Köder bot er Aghir-Metalle, damit der Schmuggler auch tatsächlich kam.
    Neun Jahre liegt das zurück, neun ereignisreiche Jahre.
    Acthon und Metis und ich haben immer wieder über die Schwierigkeiten gesprochen. Die Einschienenbahn war automatisiert, die Container schossen wie Projektile vom Schmelzofen zu den Lagerhäusern auf dem Landefeld

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