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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ich ihn aufgebe?” „Nein, Leyta.”
    „Es bei einem anderen Namen zu nennen würde nichts ändern.”
    Sein Mund krümmte sich zu einem Lächeln. „Laß dich hier im Kard nieder.” Er schüttelte den Kopf. „Du hast nicht einmal daran gedacht.”
    Ich könnte zurückkehren. Nein! Die Ablehnung erfolgte unmittelbar und unerschütterlich. „Nein”, erwiderte sie laut und schloß für einen Moment die Augen. „Du hast dein Messer geschickt angesetzt, Vajd, du hast mich losgeschnitten, ohne mich ganz zu töten. Du hast gewonnen. Ich kann dir Sharl nicht wegnehmen. Und ich werde nicht mehr zurückkehren, um dich ein weiteres Mal zu beunruhigen.” Sie streckte die Hand aus, berührte sein Gesicht - berührte die zottige Mähne der Sesmat-Stute. Sie rutschte müde auf dem Sattelpolster hin und her, und die Trageschlinge prallte gegen ihre Hüfte, was Sharl einen ärgerlichen Schrei entlockte…
    „Psst, Baby”, raunte sie. Vor ihr - ein schattenhafter Umriß in der rotgefärbten Düsternis - ritt Stavver weiter, ohne zu sprechen oder zurückzuschauen, ritt weiter und bekam einen immer größeren Vorsprung, und seine Gestalt verlängerte sich zu … Er bestand nur mehr aus gemalten schwarzen Linien, schwankte, schwankte, und ihre Hand tastete über das Innere der Baby-Trageschlinge, fand nur die weichen Lederfalten, nur diese Falten, sie konnte ihr Baby nicht berühren, sie konnte die alles versperrenden Falten nicht überwinden…
    Sie saß mit gekreuzten Beinen auf dem Bett und sah auf den schlafen- den Swardheld hinunter. Jetzt Quäle … Hastig berichtigte sie sich in Gedanken, leicht genug, wenn sie sein Gesicht sehen konnte, das Ge-sicht eines Fremden, noch immer, selbst nach zwei Jahren.
    Sie lächelte auf ihn hinunter und grübelte darüber nach, wie er mit dem Problem der materiellen Existenz fertig wurde, ob er noch immer augenblicklich erschrak, wenn er in einen Spiegel blickte.
    Bei diesem letzten Besuch hatte es Dinge zu bemerken gegeben, die darauf hinwiesen, daß er mitt-srweile in seinem neuen Körper sehr zu Hause war. Seine Brauen ho-ben sich auf die gewohnte, pfiffige Art und Weise; wenn er sich bewegte und sie ihn nicht direkt ansah, erkannte sie ihn; wenn seine Mundwinkel hochschnellten, wenn sich seine Augen verengten und er sie anlachte, erkannte sie ihn. Sanft berührte sie ihre Schläfen und staunte abermals darüber, wie leicht es ihr jetzt fiel, das Diadem zu tragen- das erste Entsetzen und der Schmerz verblaßt wie eine uralte, in Sonne und Regen vergessene Ikone, nur mehr ein Gespenst dessen, was sie einmal gewesen waren. Sie legte die Hand auf seine Schulter, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, und sie dachte daran zurück … an jene Zeit, da der Mann im Innern des warmen Fleisches eine Ansammlung von in ihrem Diadem gefangenen Mächten gewesen war … Mächte, die in ihrem Kopf, in ihrem Fleisch lebten. Deshalb verstand er sie so verdammt gut, deshalb kannte er sie in- und auswendig. Irgendwann hatte sie sich damit abgefunden. Greys Gesicht stieg vor ihrem inneren Auge empor. Sie zuckte zusammen, zog die Hand von Swardheld zurück -nein, Quale, denk daran, Quale. Madar, dachte sie, ich wüßte gern, wie er reagiert, wenn er davon erfährt. Tagelang hatte sie jetzt nicht mehr an Grey gedacht, seit Swardheld gekommen war nicht mehr. Sie schob die Finger durch ihre Haare, beinahe sicher, den endgültig letzten Fehler gemacht zu haben, was ihre Beziehung zu Grey betraf, den schlimmsten aller Fehler, die sie bereits zuvor gemacht hatte, beinahe sicher, daß sie sich auf der Mündung eines Geysirs niedergelassen hatte, dessen Ausbruch sie von Wolff wegblasen konnte. Sie erschrak über ein neues Bewußtsein dessen, wie stark sie für Wolff empfand, wie schmerzlich es sein würde, Wurzeln herauszureißen und weiterzuziehen - und das schloß Grey mit ein.
    Sie sah auf Swardheld hinunter und schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn nicht als Quale sehen, und sie konnte ihn nicht aus ihrer Welt hinausspülen. Ihr Empfinden für Grey war anders, vielleicht genauso stark, aber anders. Sie betrachtete den schlafenden Mann noch einige weitere Minuten, dann legte sie sich wieder zurück. Wolff, dachte sie. Ein Zuhause? Vielleicht. Muß erst meine Mutter finden.
    Weiß nicht, ob ich bereit bin, ihr gegenüberzutreten. Doch besser, ich mache einen Anfang, brauche erst zu entscheiden, wenn Swardheld zurückkommt. Wolff. Tamris hat recht. Mehr aus dem Elfenbeinturm hinausgehen, die Leute hier

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