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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hinaus. Vater vertraute auf Geschwindigkeit und Panzerung und Masse, um habgierige Hände von seinem Schutz-Zug fernzuhalten. Vater wußte, daß in der Wildnis Flüchtlinge lebten, doch sie beunruhigten ihn nicht. Er wußte nicht, wie viele es von ihnen gab oder daß ihre Zahl wuchs, seit sie alle lebend geborenen Kinder vor seinen Todesschwadronen in Sicherheit brachten und aufzogen, ganz gleich, wie entstellt sie waren, und die Nicht-Ste-rilen bekamen ihrerseits Kinder… Und im Verlauf der Generationen hatten sie sich den Bedingungen des Landes immer besser angepaßt
    … 500 Jahre erzwungener Anpassung.
    Offiziell war Acthon den Wachen zugeteilt, tatsächlich jedoch war er meines Vaters Lieblingsadjutant und verbrachte wenig Zeit mit den Söldnern, die uns bewachten. Ihm waren große Freiheiten eingeräumt, aufgrund der Nachsicht meines Vaters und der unbestätigten Beziehung zwischen ihnen.
    Aber ich wollte davon berichten, wie es uns gelungen ist, die Einschienenbahn entgleisen zu lassen … davon, wie wir schlammige Klumpen von Erdlilien auf die Schiene geschmiert haben, Klumpen, die zu einer harten, festen Masse getrocknet sind und sich unerschütterlich mit dem Metall verklebt haben… Aber es gibt noch so vieles über Acthon und Gyoll zu sagen - ich weiß nicht…
    Damals, als Gyoll von seiner letzten Schicht unter Tage zurückkam, war Vater außerwelts, um weitere Arbeiter zu kaufen, und Acthon stand es frei, mit ihm in die Wildnis zu gehen und ihm dabei zu helfen, das aufzubauen, was er Widerstandszellen nannte. Gyoll wußte, sein Leben war nur mehr nach Monaten bemessen - und doch lebte er nach jener letzten Schicht noch mehrere Jahre; die letzten Monate waren sehr schlimm für ihn, aber er gab sich dem Schmerz niemals hin. Er arbeitete weiter, solange er den Kopf aufrecht halten konnte. Schon früher hatte er Acthon mit hinausgenommen, aber das diente allein dem Reden. Elf begleitete sie, auf einem Caticul reitend, den sie aus irgendeinem Rudel herausgelockt und an sich gewöhnt hatte, ein geschmeidiges Raubtier mit warziger Purpurhaut und schlitzartigen, karmesinroten Augen. Acthon hat mir gesagt, Elf sei sehr hübsch, mit seidigen weißen Haaren und gelbbrauner Haut und großen, bernsteingelben Augen, die bei Nacht so gut sahen wie bei Tag. Sie ist vollendet geformt, eine Puppenfrau - begabt, eine Empathin, eine Art eingeschränkte Telepathin, ein Bindeglied (sie kann Bilder von einem Verstand in einen anderen weitergeben, der nicht einmal den geringsten Hauch von Talent besitzt), und darüber hinaus hat sie noch eine schlechter zu beschreibende Gabe… sie beherrscht die Kunst, von Mensch und Tier geliebt zu werden. Als Gyoll das erste Mal beschloß, die Wildnis-Bewohner aufzusuchen, kam sie unge-rufen und führte ihn zu ihren Heimen und versteckten Siedlungen. In der Folgezeit kehrte er viele Male dorthin zurück, stets mit ihr als Bürgerin und Paß, ein großer, schlaksiger Mann mit Feuersglut in den Augen, einem liebenswürdigen Gesicht und einem tadellosen Gedächtnis. Er redete und lehrte, redete und lehrte - und hörte fast genausoviel zu. Für einen Mann mit einer ihn vorantreibenden Besessenheit hörte er gut zu.
    Nach ihrer Rückkehr, spät in jener Nacht, brachte Acthon Gyoll in jene widerhallende Höhle voller summender und wispernder Maschinen. Ich kam mit einem Windlicht, stellte es zwischen uns auf den Beton und gab mir Mühe, Gyoll nicht anzustarren. Ich hatte ihn viele Male im Dorf umhergehen sehen, er war jetzt verändert. Große Hände voll seines dunkelbraunen Haars waren verschwunden, die verbleibenden Büschel mit Weiß durchzogen. Sein Gesicht war nach wie vor rundlich doch die Haut hatte erste Falten bekommen, sein Blick wirkte täuschend mild, seine blauen Augen schimmerten im blaßgelben Licht.
    Der Schmuggler, den wir in jener Nacht gerufen hatten, brachte Gyoll auch zu den anderen Welten der Aghir, wo er mit den dort lebenden Rebellen und Entlaufenen Kontakt aufnahm. Er richtete Nachschublinien ein -für Waffen und Medikamente, Werkzeuge und Lebensmittel und Sender und tausend andere Dinge, die den Tejed das Leben schwer und ihnen selbst leichter machten.
    Metis, meine Metis, du bist tot, und ich weiß nicht, wie ich damit leben soll. Fast drei Jahre. Dein Geist wandelt in diesen Räumen, und ich spreche mit ihm - aber ich kann ihn nicht berühren, kann dich nicht mehr berühren.
    Kleine Schwester. Kedarie war ihr Name, aber du hast sie Kleine Schwester genannt, genau wie

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