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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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mit ihrer Privatsphäre so starrköpfig sind, dies ekelt sogar einen …” Sie verstummte und holte die Aufzeichnung des letzten Tages heran. Diese war nicht besser. Tamris keuchte vor Erleichterung, als Aleytys den Jungen herausfischte - diesmal mit Schwingen ausgestattet, wie ein kleiner Dämon. Grimmig und stumm fertigte Aleytys den Bildabzug an und schaltete auf den Betrachter mit den TOR-Bändern um.
    Auf dem Rückweg zu ihrer Unterkunft, im Floß, hielt Tamris den Ordner mit den Bildern und Daten auf ihrem Schoß fest umklammert und versuchte sich zu entspannen. Aleytys beobachtete sie und war sich sehr wohl bewußt, daß ihr selbst ebenfalls noch ein wenig übel war von dem, was sie auf den letzten Bändern gesehen hatte.
    „Morgen fangen wir an, nach der letzten Inkarnation unseres Geistes zu suchen”, sagte sie. „Für morgen werden die Aghir erwartet”, murmelte Tamris. Sie lehnte sich in die Kissen zurück, ein wenig entspannter.
    „Ich weiß.”
    „Wie lange, meinst du, wird es dauern, bis wir ihn aufgespürt haben?” „Wenn sie der Computer herausfischen kann, dreißig Minuten. Wenn nicht, hängt es von unserem Glück ab: einen Tag oder fünf Tage … Es wird nicht einfach sein. Hebt sein Bestes für den Schluß auf.” Sie setzte sich zurück und seufzte. „Es wird ein knappes Rennen, Mari, aber wir holen auf.”
    Der Junge und der Dieb
    Das Kasino.
    Spät am Nachmittag, ein schöner Sonnenuntergang, der unbemerkt bleibt, der Junge, in Schichtenkleider aus bunter Gaze und den langen Schleier eingehüllt, stand neben einer erwachsenen Person, die ähnliche Kleider und zusätzlich schimmernde Membranhandschuhe trug. Der Junge betrachtete den Dieb unsicher und besorgt.
    Während der letzten paar Tage hatte er immer mehr Zeit im Kasino zugebracht und mit wachsender Intensität gespielt. Der Junge war fast krank vor Sorge, daß er ausnahmsweise vergessen würde, weshalb er hier war, daß er sich im Spielfieber verlieren würde, das der schlimmste Teil der Zeiten zwischen den Jobs war. Der Junge beobachtete die wäßrigen braunen Augen über dem Schleier und rang um Beherrschung. Er war versucht einzugreifen, so oder so, doch der Dieb hatte ihm immer wieder eingeschärft, er wisse aus seinen eigenen Beobachtungen, daß jeder, der an diesem Ort eine geistige Manipulation versuchte, die allgegenwärtig stationierten Alarmsirenen aufheulen lassen würde.
    Zu seiner Erleichterung hielt sich der Dieb an den Plan, obgleich er mit sich kämpfen mußte, um sich aus dem Spiel zurückziehen zu können. Er stand auf, schwankte ein wenig unter den Nachwirkungen und taumelte aus dem Raum, wobei er sich schwer auf die Schulter seines Begleiters stützte. Oder vielmehr: Die Vijayne Gracia tat dies, zusammenhanglos vor sich hin murmelnd. Sie hatte eine zunehmende Schwäche gezeigt, etwas, das für den Höhepunkt bei der Ankunft der Aghir geplant gewesen war, eine Schwäche, die sie abgesondert halten würde, jedoch nicht krank genug, um die Dienste eines Arztes erforderlich zu machen.
    Ein Unwetter stahl sich von Westen heran, dessen Ausläufer den dünnen Sprühnebel von Sternen am Himmel verdeckten. Zu ihren Füßen schäumte die Gischt der Brandungswellen. In glatten, schwarzen Traueranzügen glitten der Dieb und der Junge ins Wasser und durchschwammen den schmalen Kanal zwischen Zufall und der kleinen, unbewohnten Felsenzacke, welche die Butterkugel, beher-bergte, eine von vielen anderen Zacken in einem Bogen winziger, felsiger Inseln, der sich nach Süden im offenen Meer verlor. Die Strömung war stark, die Wellen wurden vom auffrischenden Wind hochgepeitscht, doch sie waren beide erfahrene Schwimmer und erreichten die Insel mit einem Minimum an Schwierigkeiten.
    Die Butterkugel stand unsichtbar, unter ihrem eigentümlichen Schutzschirm geborgen, auf der anderen Seite der Insel auf einem sichelförmigen Strand - gegenüber, fern im Osten, war die Insel Treibjagd zu sehen.
    Mit zugeklammerten Schutzschirmen, fast blind und, trotz des Drehschraubentorpedos und der nanosekundenschnellen Schläge in die Luft rings um sie her, lautlos, eingeschlossen in den klaustrophischen eiförmigen Schirm, glitten sie über die aufgewühlte Wasserfläche des Kanals, tasteten sich über das Land vor, zu den Bergen, die Treibjagd zweiteilten, und landeten schließlich in bequem zu bewältigender Entfernung zu der Aghir-Versammlungshalle.
    Der Junge kauerte auf frostigem Gras, als der Dieb das lenkbare Luftschiff bereitmachte.

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