Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Dunkelheit plötzlich verschwunden war - auf der anderen Seite der weiten Halle glitten Türflügel auf, und ein Robot rollte herein. Sobald sich die Tür wieder geschlossen hatte, blitzte auf dem Schädel des Robots ein Scheinwerfer auf. Der Lichtfinger tastete in dem gewaltigen Raum umher, und der Junge hörte das leise Schwirren eines Sonarsystems.
    Er drückte sich in die kleine Öffnung, so weit er nur konnte, hörte auf zu atmen, als das Maschinenwesen an den Wänden entlang auf ihn zuschwenkte, hielt weiter den Atem an, als es vorbeirollte, die weichen Räder nahezu geräuschlos auf dem polierten Steinboden. Er schloß die Augen, um sie wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen, und wartete darauf, daß der Robot seine Inspektion beendete und verschwand.
    Als es wieder finster war, blieb er noch für ein paar Minuten, wo er war, um sich auszuruhen und sich für die Aufgabe zu sammeln, die er zu erledigen hatte. Sehr sorgfältig schnallte er eine der Blasen los und deponierte sie im hintersten Bereich des Winkels, so daß die mattierte, neutrale Haut sie nahezu unsichtbar machte. Als er mit der Plazierung zufrieden war, begann er sehr vorsichtig auf dem Sims entlangzukrie-chen und die anderen drei Behältnisse in ziemlich gleichen Abständen rings um die Halle herum zu verteilen. Nachdem er die letzte festgekeilt hatte, streckte er sich wieder flach auf dem Sims aus, dessen scharfe Kante ein wenig in seine Seite einschnitt, kicherte leise, ein krampfhaftes Einsaugen und Ausströmenlassen von Luft, dann machte er seine Atemübungen: den Atem verlangsamen, ein-aus, ein-ein-ein, bis sein Körper schmerzte, aus-aus-aus, bis er leer war, immer wieder, bis er vollkommen entspannt lag.
    Er war fast eingeschlafen, als der nächste Roboter hereinkam. Er kauerte sich auf dem Sims zusammen, wartete, bis er an ihm vorbeigeglitten war, dann schwebte er los und schob sich immer näher an ihn heran, bis er in dem Augenblick, da der Robot das Portal erreichte, dicht hinter ihm war - und der Scheinwerfer auf seinem Schädel erlosch. In der jäh hereingebrochenen Finsternis warf sich der Junge nach vorn - sowohl von seiner Erregung wie auch von seinem Talent vorangetrieben, so schien es ihm wenigstens -, und dann zog er sich durch die Türöffnung hinaus, reckte sich nach oben und glitt hinauf. Er schloß die Augen, straffte sich und stieg, straffte sich, stieg höher, glitt seitwärts geneigt weiter und hatte Angst hinunterzusehen, fürchtete sich zu sehen, wie groß die Distanz war, die er noch vor sich hatte. Wieder Eis. Angst. Er strengte sich an, sie zu ignorieren, weil sie seine Konzentration schwächte, ihn töten konnte. Emporsteigen und haltmachen, schwanken, sich zum Boden hinabsenken, steigen, halten, sich zusammennehmen, wieder aufsteigen, verzweifelt müde, plötzlich davon überzeugt, daß er es nie schaffen würde, nie den Zaun erreichen würde - er war zu weit entfernt… zu weit…
    Starke Hände packten ihn, ein drahtiger, angespannter Körper prallte gegen ihn. Er keuchte und brach zusammen, zu erschöpft, um noch denken oder sich Sorgen machen zu können. Weit entfernt hörte er das Schupp-Schupp der Luftschrauben, schwach spürte er das Fließen feuchter, kalter Luft ringsum. Der Dieb verlagerte seinen Griff und legte ihm das Gurtwerk an, er konnte fühlen, wie die breiten Gurte über seine Arme und Schultern geschoben wurden, über seine Brust und Hüfte, er konnte das rauhe Atmen des Mannes hören, die nervöse Intensität in ihm spüren. Der Junge machte einen tiefen Atemzug, plötzlich wieder kräftiger, als hätte er etwas von der Energie des Mannes in sich hineingesaugt.
    Als die Schnappschlösser zugedrückt waren, ließ ihn der Dieb los.
    „Bist du in Ordnung?”
    Der Junge nickte und entschied, daß das nicht genug war.
    „Müde”, sagte er.
    „Wo hast du sie angebracht?*’
    Der Junge erklärte es, jetzt wieder voller Kälte und erfüllt von dem brennenden Bedürfnis zu schlafen.
    „Gut”, lobte der Dieb.
    Der Junge blickte ihn an, sah sein strahlendes Lächeln und lächelte zurück.
    „Fertig!” brummte der Dieb. „Wir können verschwinden.”
    Sie schwebten zur Butterkugel zurück, hatten noch die Rückkehr nach Zufall vor sich, eine Notwendigkeit, sich zu beeilen, damit sie vor dem Aufgehen der Sonne in ihre Suite zurückschlüpfen konnten.
    Die Aghir wurden am späten Abend des nächsten Tages auf Treibjagd erwartet.
    Die erste Versammlung war für den darauffolgenden Tag angesetzt.
    Zwei

Weitere Kostenlose Bücher