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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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vor wenigen Stunden hatte Leyton noch nie etwas von Holt gehört. Jetzt wusste er viel mehr über diesen Ort, als ihn interessierte; er kannte das Terrain um ihren anvisierten Landeplatz, die Gestaltung des Stadtzentrums, die Zugänge und Einstiegspunkte zu den Verwaltungs- und Kontrollzentren des Raumhafens, die Stärke der Gegenwehr, mit der die örtliche Miliz sie vermutlich empfangen würde, die Bevölkerungsdichte …
    Er fühlte sich leicht benommen, weil man ihn mal hierhin, mal dorthin verfrachtete, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, sich zu erholen. Alles geschah in einer unglaublichen Hektik. Nach seiner letzten Mission hatte man sich nicht mal die Zeit für eine ordentliche Nachbesprechung genommen, sondern ihn stattdessen dieser neuen Operation zugeteilt. Statt der üblichen detaillierten Vorbereitung stopfte man ihn während des Transits über sein Visor/Gun-Link mit Infos über die Zielwelt voll. Diagramme, Schaltpläne und 3D-Modelle huschten durch sein Blickfeld, während die ruhige Stimme der Gun ein kleinliches Detail nach dem anderen auflistete. Keine offizielle Einsatzbesprechung, keine Gelegenheit, sich ein Gefühl für die Situation zu verschaffen, bloß ein konstanter Strom an heruntergehaspelten Fakten. Bis er dem Einhalt gebot, indem er sagte: »Das reicht!«
    »K ENNE DEINEN F EIND «, ermahnte ihn die Stimme.
    »Ich verfüge jetzt über genug Kenntnisse, vielen Dank.«
    »D IE SORGFÄLTIG KOMPRIMIERTEN D ATEN DIENEN DAZU …«
    »Mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich sagte: ›Das reicht‹!«
    Die Frau, die ihm gegenübersaß, lächelte verständnisvoll, wie um anzudeuten, dass sie genau wusste, was er durchmachte. Aber er traute diesem Lächeln nicht. Es war ganz leicht, die Mundwinkel nach oben zu ziehen, doch wenn er hinter diese oberflächliche Mimik blickte und ihre Augen ansah, die ihn hinter einem Visor, der identisch war mit dem seinen, betrachtete, dann glaubte er einen spöttischen Ausdruck zu erkennen, als lache sie über ihn anstatt mit ihm. Er wandte den Blick ab und ignorierte die aufgesetzte Überheblichkeit, die ihm gleich zu Anfang an dieser Frau aufgefallen war. Leyton hatte keine Ahnung, ob sie generell ein Problem mit Männern hatte oder in erster Linie nur mit ihm. Nicht, dass ihn die Antwort interessiert hätte.
    Die meisten anderen EyeGees kannte er – bis jetzt gab es von ihnen insgesamt erst rund ein Dutzend –, aber diese Frau war ihm fremd. Man hatte sie ihm als Boulton vorgestellt, und sie mochte ein, zwei Jahre jünger sein als er. Körperlich schien sie durchtrainiert und topfit zu sein, wie man es von einem EyeGee erwarten durfte, und auf eine spröde Art sah sie recht hübsch aus, doch sie verströmte eine Kühle, eine Unnahbarkeit, die jeden Mann abschrecken musste, sie anzusprechen. Bei ihrem Treffen hatten sie höfliche Banalitäten ausgetauscht, wobei sie klar zu erkennen gab, dass sie keinen Kontakt wünschte, der über diese nichtssagenden Förmlichkeiten hinausging. Erstaunlicherweise verspürte auch er nicht die geringste Lust, eine nähere Bekanntschaft zu knüpfen, obwohl er nur sehr selten einem anderen Träger eines intelligenten Gewehrs begegnete.
    Er fragte sich, ob die »IntelligentGun«, die Waffe in Boultons Hand, sie ebenfalls unterwegs belehrt hatte. Vermutlich nicht; zweifelsohne hatte man ihr den Luxus eines ordentlichen Briefings gewährt.
    Als seine Gedanken endlich aufhörten, um das Mädchen zu kreisen, fasste er die übrigen Mitglieder ihres »Teams« ins Auge. Es sprach Bände, dass alle ein Stück von den beiden EyeGees entfernt saßen, sogar die Soldaten blieben auf Distanz. Er war davon überzeugt, dass dieses Abstandhalten unbewusst geschah, doch zwischen Boulton und dem Rest der Gruppe waren zwei Sitze frei, auf seiner Seite drei. Einer der beiden Techniker, die mit Boulton in einer Reihe saßen, spielte mit irgendwelcher Laptop-Ausrüstung herum, die Stirn tief gefurcht, als bekümmere ihn etwas. Sein älterer Kollege schien keinerlei Probleme zu haben, beugte sich nach vorn und plauderte angeregt mit der Soldatin, die Leyton am nächsten saß. An ihrem Anzug trug sie die schwarzen Blitze der Spezialeinsatzkräfte, und ihr rotes Haar war frisch auf kurze Stoppeln getrimmt, was ihrem Kopf ein kantiges, hartes Aussehen verlieh, als sei er aus Stein gemeißelt. Nichtsdestoweniger sah sie aus, als sei sie noch keine zwanzig. Neben ihr lehnte sich einer der anderen Soldaten mit geschlossenen Augen zurück und sparte seine Energie

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