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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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würde.
    Übergangslos begann der Flieger zu rütteln, und alle an Bord wurden seitwärts in ihre Gurte geschleudert. Leyton dachte sich, dass der Ruck vom Abfeuern der »Kanonenkugel« stammte, also stand ihre Landung kurz bevor. Ein Brocken aus Eisen wurde vom Shuttle wegkatapultiert, um nicht weit entfernt von ihrem angesteuerten Landeplatz in den Boden zu krachen. Besagte Kanonenkugel erfüllte einen doppelten Zweck: Durch den Abschuss verlor der Shuttle ein wenig von seinem Schwung, und, was genauso wichtig war, der Aufprall des Eisenklumpens glich so sehr einem Meteoriteneinschlag, dass kein auf dem Planeten befindlicher Seismologe Verdacht schöpfen würde. Fast unmittelbar nach diesem Stoß erfolgte die Landung selbst, die theoretisch »abgefedert« war; man ersparte den Passagieren des Shuttles die schlimmsten Auswirkungen angestauter g-Kräfte, indem das Fluggerät in allerletzter Minute eine große Menge Restgeschwindigkeit abgab. Leyton hatte in der Vergangenheit viele solcher »abgefederten« Landungen erlebt, deshalb wusste er, was ihn erwartete. Ein ungeheures Gewicht presste ihn nieder, als wolle es seinen Körper in dem Sitz zermalmen. Einer der Techniker gab ein gedämpftes Wimmern von sich, vermutlich war er der Glückspilz, für den das Ganze eine neue Erfahrung war, doch alle anderen ertrugen die wenigen Sekunden schierer Tortur mit stoischer Verbissenheit. Glücklicherweise dauerte der Vorgang tatsächlich nur ein paar Sekunden, und der Andruck sollte die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit garantiert nicht überschreiten; aber Leyton war nach wie vor schleierhaft, wer für diese Garantien bürgte.
    Der Druck ließ nach. Sie waren unten.
    Leyton öffnete das Schloss, und die Sicherheitsgurte lösten sich. Sofort stand er auf den Beinen und rannte als Erster zur Tür; er erreichte sie, noch während sie zischend aufglitt, damit sich die Landerampe entrollen konnte. Ein Schwall eiskalter Luft schlug ihm entgegen, sog die verhältnismäßige Wärme aus dem Shuttle heraus und biss schmerzhaft in seine Wangen. Bevor die Sonne Gelegenheit bekam, diese Welt anzuwärmen, herrschten hier Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Sein gefrorener Atem schwebte in Wolken um sein Gesicht, und Leyton bibberte, obwohl er gegen die Kälte gewappnet war. Zum Glück hatten sie keine Zeit zum Trödeln. Ohne darauf zu warten, dass die Rampe voll ausgefahren war, duckte er sich und ließ sich auf den Boden fallen, wobei der gepanzerte Shimmer-Anzug seine Bewegungen kaum beeinträchtigte. Ein, zwei Sekunden nach ihm war Boulton draußen, die von der anderen Seite der Rampe aus dem Shuttle sprang.
    Leyton streifte sich die Kapuze des Anzugs über den Kopf, schloss sie um seinen Visor und aktivierte dann den Anzug. Damit ließ er sich immer bis zum letzten Augenblick Zeit, denn sobald der Anzug abgedichtet war und Ohren und Nase sich auf denselben begrenzten Raum beschränkten wie der Rest seines Körpers, fühlte er sich ein bisschen von der Realität abgeschottet. Klar, das Tonsystem des Anzugs war erstklassig, vermittelte ihm aber trotzdem ein eigenartiges Gefühl der Verfremdung, als stünde er irgendwie neben sich.
    Rings um ihn her folgten die Marines seinem Beispiel; sie schlossen ihre Anzüge und bereiteten sich auf das Abrücken vor.
    Die Gun blieb stumm; also gab es in der Nähe kein erkennbares Gefahrenpotenzial, welches Anlass zur Sorge gab. Trotzdem scannte Leyton das Terrain, prüfte jeden Winkel und jede Spalte nach Anzeichen für eine eventuelle Bedrohung. Die Gegend war öde und präsentierte sich in Nuancen von konturlosem Grau. Zu dem monotonen Eindruck trug vermutlich noch der gewählte Zeitpunkt für die Landung bei – ein paar Minuten vor der Morgendämmerung, wenn möglichst wenige der Einheimischen schon wach und ausgeruht waren. Der Shuttle hatte hinter einem niedrigen Felsvorsprung aufgesetzt, wo sie von der Stadt aus nicht gesehen werden konnten. Das Gelände in der unmittelbaren Umgebung bestand hauptsächlich aus Geröll, Moosen und spärlichen Büscheln aus struppigem Gras, als hätten höher entwickelte Pflanzen Mühe, hier zu gedeihen.
    Die ULAW-Strategen, die diese Mission geplant hatten, rechneten sich aus, dass Heimlichkeit wahrscheinlich effektiver sei als Gewalt, und deshalb hatte man ihr Team absichtlich klein gehalten. Der Plan sah so aus, dass sie sich einschlichen, sich die benötigten Informationen beschafften und wieder draußen waren, noch ehe die Einheimischen ihre

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