Geisterkrieg
Experiment schwächelt und zerfällt, wird es nötig, dass wir uns auf uns selbst besinnen, denn niemand wird von außen kommen und uns retten. Im Gegenteil, es sind Fremdweltlerkräfte hier, die uns vernichten wollen. Unsere Zukunft liegt in unserer eigenen Hand, und wir müssen sie fassen, so fest wir können, sie mit ganzer Kraft verteidigen. Die Leute, die diese Terroranschläge verübt haben ... Wir wissen, wer sie sind. Auch wenn Sie es jetzt vielleicht noch nicht glauben, aber Sie werden Menschen in ihren Rängen sehen, die Sie für Freunde gehalten haben. In Wahrheit ist durchaus erkennbar, wem Sie vertrauen können. Man erkennt es an ihrem offenen, ehrlichen Blick, an der klaren Stimme, mit der sie sprechen, an freundschaftlicher Offenheit und Bescheidenheit. Wir alle müssen in dieser Zeit zueinander stehen, um unsere Heimat vor fremden Einflüssen, die uns auseinander dividieren wollen, zu schützen.«
Seine Ansprache verbrämte die rassistischen Untertöne seiner Philosophie, aber wer Ohren hatte, der hörte die Andeutungen sehr wohl heraus. Er ermahnte seine Mitbürger, Ausschau nach Fremdweltlern zu halten, und nach allem, was ich bisher gesehen hatte, umfasste dieser Begriff für ihn doch alle, die keine runden Augen hatten oder neben Englisch auch die Sprache ihrer Vorfahren beherrschten. Seine Botschaft war so subtil formuliert, dass sie mit Sicherheit jemand anders für ihn geschrieben hatte, und einen Moment lang fragte ich mich, wer ihm diese Worte in den Mund legte.
Falls der Gastgeber der Sendung Bernards Zurückhaltung oder seine ungewohnt geschmeidige Ausdrucksweise bemerkte, sprach er sie nicht an, sondern leitete stattdessen zur Werbung über. Entsprechend den Gepflogenheiten der Sendung wechselte Bernard auf einen anderen Platz, als der nächste Gesprächsgast das Studio betrat und danach der dritte. Unmittelbar nachdem irgendeine lokale Teen-Sensation sich die Lunge aus dem wohlgeformten Leib gesungen hatte, gab der Gastgeber Bernard die Gelegenheit, auf die soeben eingetroffene Nachricht von dem gescheiterten BSU-Anschlag auf das Emblyn Palace zu reagieren. Ich sah eine Ader auf Bernards Stirn pulsieren, doch er hielt sich unter Kontrolle und explodierte nicht. In einem Augenblick der Inspiration kanalisierte er seine Wut in seine Stimme und verdammte die BSU und ihre Aktionen. »Ich bin vor kurzem erst selbst in diesem Hotel gewesen und weiß, warum diese Terroristen es zerstören wollten. Sie sind verbitterte Neider, die es nicht ertragen können, dass andere Erfolg haben. Basalt war unter der Leitung meines Vaters eine Welt des Friedens -und die wird es auch wieder werden. Dies ist ein Planet, der Erfolg belohnt. Wir alle hier arbeiten für das allgemeine Wohl, und so wie wir während der jüngsten Probleme gemeinsam für das Wohl der Einwohner Manvilles gearbeitet haben, müssen wir jetzt gemeinsam der BSU entgegentreten. Wir dürfen sie nicht gewinnen lassen, und wir werden sie nicht gewinnen lassen. Ich werde sie nicht gewinnen lassen. Das schwöre ich den wahren Bürgern Basalts.«
Ich schaute mir den Ausschnitt auf dem Schirm meines Comp-blocks an, während ich auf der Fähre zurück nach Süden fuhr, und ich musste mir eingestehen, dass er einen guten Auftritt abgeliefert hatte, so erschreckend das auch war. Die Medien Contressas und Manvilles teilten meine Einschätzung, aber andere Kommentare aus weiter entfernten Städten und den anderen Kontinenten waren vernichtend. Manche Stimmen vermuteten, er sei nur deshalb gegen eine Zerstörung des Palace, weil es das einzige Hotel sei, in dem er noch kein Hausverbot habe. Je weiter entfernt von Manville die Journalisten saßen, desto schärfer war ihre Kritik, und auch der Unterton seiner Erklärungen blieb keineswegs unbemerkt. Ein Kommentar befürwortete sogar, sich offen mit den Äußerungen der BSU auseinander zu setzen und darüber nachzudenken, ob Basalt nicht tatsächlich stagnierte und frisches Blut von anderen Planeten dringend nötig hatte.
So verhält es sich in jeder zentralisierten Machtstruktur. Je weiter das Zentrum entfernt ist, desto schwächer ist sein Einfluss. Die Bewohner der entfernteren Regionen waren vielleicht nicht angewidert genug von der Regierung, um von sich aus eine Revolution anzufachen, aber sie ließen sich dazu bewegen, sie zu unterstützen. Gypsy hatte bereits angeregt, Zeitschriften und Magazinsendungen in den abgelegeneren Distrikten mit Geschichten zu versorgen, die sich auf die negativen
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