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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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Diana auf den Turm gelockt hatte.
    "Sie hat uns nichts getan", antwortete Lucy und löste sich in einem weißen Nebel auf, der sich nach und nach verflüchtigte.
    Diana stand wie betäubt da. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Ganz behutsam schob sie die Tür einen Spalt auf und erstarrte. Tief unter ihr lag der Park. Wenn ihr Lucy nicht geholfen hätte, sie wäre abgestürzt.
    Mit einem heftigen Ruck schlug die junge Frau die Tür wieder zu und lehnte sich gegen die Wand. Minutenlang vergrub sie ihr Gesicht in den Händen.
    Das darf doch alles nicht wahr sein, dachte sie, nachdem sie sich wieder einigermaßen gefaßt hatte. Noch vor einigen Wochen hätte sie jeden ausgelacht, der behauptet hätte, einem diffusen Geist gefolgt zu sein.
      War das nicht alles vielleicht nur ein Traum gewesen? Sicher hatte sie sich die Stimme und den Schatten nur eingebildet. Im Traum war sie ihm gefolgt.  Und Lucy?  Auch sie gehörte zu diesem Traum.
    Diana starrte auf die geschlossene Tür. Mit zitternden Fingern schob sie den Riegel vor. Langsam stieg sie die Turmtreppe wi eder hinunter. Es war eine laue Sommernacht, doch sie fror entsetzlich. Vergeblich versuchte sie, in ihrem dünnen Morgenrock etwas Wärme zu bekommen.
    Endlich hatte die junge Frau wieder die Halle erreicht. Am liebsten hätte sie sich erst einmal in einen der bequemen Sessel sinken lassen, aber ihr war es zu kalt. Sie brauchte ihr Bett. Wi ederum würde es nichts schaden, ein Glas heiße Milch zu trinken.
    Entschlossen betrat Diana die Wirtschaftsräume. Die Küche ntür stand halb auf. Sie schaltete das Licht ein und nahm Milch aus dem Kühlschrank. Während die Milch auf dem Herd warm wurde, umfaßte die junge Frau mit beiden Händen den Topf, um wieder etwas Leben in ihre vor Kälte starren Finger zu bekommen.
    Es war ein Traum, nur ein Traum, versuchte sie sich einzur eden, doch tief in ihrem Herzen wußte sie, daß es kein Traum gewesen war. Eine Stimme, die vermutlich Mary Cook gehörte, hatte sie aus dem Schlaf geweckt und in den Turm gelockt.
    Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein können? War in der Chronik nicht immer wieder von Mädchen die Rede, die nachts in diesem alten Gemäuer mysteriöse Unfälle erlitten hatten? Warum war sie di esem Schatten nur so bereitwillig gefolgt?
    11.
    "Mir gefällt es nicht, daß Sie so alleine auf Rowland Castle wohnen", sagte Dr. Timothy Lansing, als ihm Diana am nächsten Nachmittag von ihrem nächtlichen Abenteuer erzählte. "Ihnen hätte sonst was passieren können." Er sah sie gesorgt an. "Ich bin so glücklich, daß Sie nach Alberry gekommen sind. Ich möchte Sie nicht verlieren."
    Seine Worte taten Diana unendlich wohl. "Ich lebe doch nicht alleine auf Rowland Castle", widersprach sie. "Haben Sie die March's und das übrige Personal vergessen?"
    "Wo waren diese Leute in der vergangenen Nacht, als Sie Hilfe gebraucht hätten?" fragte er.
    "Sie schliefen in ihren Betten", sagte Diana. "Niemand kann von ihnen verlangen, daß sie vierundzwanzig Stunden am Tag um mich herum sind." Sie lachte amüsiert. "Es würde mir auch nicht gefallen." Vergnügt zwinkerte sie ihm zu. "Oder etwa Ihnen? Stellen Sie sich vor, Mister March würde hinten im Wagen si tzen."
    "Ich mag die March's, aber ich hätte etwas dagegen, wenn sie es verhindern würden, daß ich mit Ihnen alleine bin, Diana", gab der junge Tierarzt zu. Er sah sie an. "Dennoch sollte so etwas nicht noch ei nmal vorkommen. Neigen Sie zum Schlafwandeln?"
    "Nein, so etwas ist mir noch nie zuvor passiert", antwortete Diana. "Außerdem bin ich mir nicht einmal sicher, ob es wirklich ein Schlafwandeln war. Ich habe Mary's Stimme ganz deutlich gehört. Sie hat mich die Turmtreppe hinauf gelockt. Und ich habe Lucy gesehen. Wenn Lucy nicht gewesen wäre, ich wäre in den Park hinuntergestürzt."
    "Sie sollten nachts Ihr Zimmer abschließen", verlangte Timothy. "Das hindert Sie vielleicht an ungeplanten Exkursionen."
    "Ich wünschte, es wäre so einfach."
    Sie verließen die Hauptstraße und fuhren auf einem Schotterweg zu einem einzelnen Gehöft, das auf der Kuppe eines flachen Hügels lag. Auf den Weiden, rechts und links der Straße, gab es Schafe und Kühe. Ein etwa fünfzehnjähriger Junge war damit beschäftigt, einen der Wassertröge zu reinigen. Er winkte ihnen zu. Sein Hund sprang kläffend am Zaun entlang, bis der Wagen um die nächste Ecke gebogen war.
    Ein windschiefes, aus groben grauen Steinen errichtetes Ba

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