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Geisterreigen

Geisterreigen

Titel: Geisterreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah Kayser
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anderen verborgen blieben, aber er hätte nie erwartet, daß sie Diana in ihren Träumen sah.
    Sollte Diana in der vergangenen Nacht wirklich von Mary Cook... Nein, es war unmöglich. Sie lebten im zwanzigsten Jah rhundert. Auch wenn Mary Cook allen Grund gehabt hatte, die Rowlands zu verfluchen, ihre haßerfüllten Worte hatten keinen Bezug zur Gegenwart.
    Diana hatte keine Zeit, über Mrs. Bexton nachzugrübeln. Sie beobachtete ihren Freund bei der Arbeit. Ihr fiel auf, mit wieviel Liebe Timothy der Kuh gut zusprach, bevor er sie untersuchte. Bess schien Vertrauen zu ihm zu haben. Geduldig ließ sie die B ehandlung über sich ergehen. Der jungen Frau kam es vor, als würde Timothy mit seiner Patientin regelrecht verschmelzen.
    "Jetzt haben wir es überstanden, Bess", meinte er schließlich und gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf das stattliche Hi nterteil.
    Bess stieß ein freundliches 'Muh' hervor. Als er nach seiner T asche griff, stupste sie ihn vorsichtig mit dem Kopf an.
    "Ich bin Tierarzt aus Leidenschaft", gestand Timothy, als sie sich nach dem Tee auf den Rückweg nach Alberry machten. "Schon als Kind behandelte ich jedes verletzte Tier. Wie oft ve rsteckten meine Mutter und ich Vögel mit gebrochenen Flügeln vor meinem Vater. Er konnte nicht verstehen, daß ich sogar den Sonntagsgottesdienst versäumte, um einem Tier zu helfen."
    "Was hat Ihren Vater so hart gemacht?"
    "Vermutlich seine eigene Erziehung. Meine Großeltern waren so fromm, daß sie es ihren Kindern nicht einmal erlaubten, am Sonntag zu spielen. Mein Vater und seine Geschwister verbrachten Sonn- und Feiertage mit dem Studium der Bibel und den Schriften glaubensstarker Männer. Für das kleinste Vergehen wurden sie unerbittlich bestraft. Es ist kein Wunder, daß mein Vater zu einem Menschen wurde, der anderen keine Toleranz entgegenbringen kann."
    "Und dennoch ist er der Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz der Natur", bemerkte Diana verwundert. "Wie paßt das zusammen?"
    "Das eine muß nicht unbedingt das andere ausschließen", erwiderte ihr Begleiter. "Mein Vater hat nichts gegen Tiere. Er ist nur der Meinung, daß ich ihre Existenz überbewerte. Für ihn ist der Mensch die Krone der Schöpfung. Hinter ihm sollte alles andere zurückstehen."
    Dr. Lansing fuhr an den Straßenrand. Sie stiegen aus und gi ngen zu den Klippen. Liebevoll legte er den Arm um Dianas Taille. Der Wind zerrte an Kleidung und Haaren. Vergeblich versuchte die junge Frau, ihre Haare mit einer Spange festzustecken.
    "Laß die Haare wie sie sind", sagte Timothy rauh. "So gefällst du mir am besten." Er blickte ihr in die Augen. "Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt." Zärtlich zeichnete er die Konturen ihres G esichtes nach.
    Diana hielt den Atem an. "Wir kennen uns doch noch kaum", flüsterte sie, ohne seinem Blick auszuweichen. "Woher willst du das jetzt schon so genau wissen?" Unsicher versuchte sie, in se inem Gesicht zu lesen. Timothys Worte entsprachen ihren eigenen Empfindungen. Sie freute sich auf jeden Augenblick, den sie zusammen verbringen konnten. Von der ersten Minute an war er ihr sympathisch gewesen.
    "Muß man sich wirklich erst lange kennen, um zu wissen, daß man zusammengehört?" fragte er und wickelte eine Strähne ihrer rotblonden Locken um seinen Zeigefinger. "Bereits als ich dich in der Grabkapelle stehen sah, fühlte ich, daß da mehr ist, als bloße Sympathie.  Ja, ich liebe dich, Diana." Er legte die Arme um ihren Nacken. "Ich liebe dich mehr, als ich dir sagen kann."
    Diana schmiegte sich an ihn. "Und ich liebe dich, Timothy", gestand sie. "Ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie ich jemals ohne dich leben konnte."
    Der junge Tierarzt gab ihr keine Antwort. Er schloß sie fest in die Arme und küßte sie.
    12.
    Es war üblich, daß die Bewohner von Rowland Castle am Sonntagsgottesdienst teilnahmen. Die March's hatten Diana u nmißverständlich klargemacht, daß das auch von ihr erwartet wurde und daß man sie bereits in der Kirche vermißt hatte. So kleidete sich die junge Frau am Sonntag morgen in ein dunkles Kostüm, setzte sogar einen Hut auf und fuhr in ihrem Wagen ins Dorf hinunter.
    Sie hatte sich mit Dr. Lansing auf dem Markplatz verabredet. Als sie vor dem Bürgermeisteramt hielt, ging ihr Timothy bereits entgegen. "Dann willst du dich also tatsächlich der Meute stellen", bemerkte er, als sie einander mit einem flüchtigen Wangenkuß begrüßten.
    "Was bleibt mir anderes übrig", erwiderte seine Freundin und blickte

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