Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterschiff (German Edition)

Geisterschiff (German Edition)

Titel: Geisterschiff (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
Vom Netzwerk:
lächelte ihn an.
    Ihr war nur zu bewusst, dass sie in die Realität zurückkommen musste. Es ging hier nicht um ihre Gefühle. Sie musste erreichen, dass Garjomus ihr half und sie musste herausfinden, was mit ihm los war. Was war passiert? Bisher hatte er sie erzählen lassen und aufmerksam zugehört. Jetzt war es an der Zeit, dass er etwas von sich erzählte. Sie ließ seine Hand los.
    » Wie war das mit deiner Mannschaft? Was ist mit ihnen passiert?« Erst in dem Moment, als Trixi die letzte Silbe über die Lippen gegangen war, wurde ihr deutlich, dass sie sich vor der Antwort fürchtete. Was war passiert? Warum waren keine Menschen an Bord dieses Schiffs? Sie wollte einfach nicht, dass Garjomus etwas mit dem Verschwinden der Menschen zu tun hatte.
    » Das war keine schöne Geschichte«, antwortete Garjomus traurig. »Es waren nur noch einundzwanzig Personen von der Besatzung auf dem Schiff. Sie haben einen Weg für den Rücksprung gesucht. Dazu haben sie etwas an mir verändert. Außerdem haben sie ihre Hirne mit mir verbunden. Irgendetwas ist dann passiert. Vielleicht hing es mit dem Sprung zusammen. Jedenfalls war ich danach so, wie du mich jetzt siehst.«
    » Das ist interessant«, sagte Trixi. Sie las jedes Wort von seinen Lippen. »Und deine Mannschaft? Was war mit der nach dem Sprung?«
    » Sie waren guter Dinge.« Garjomus senkte den Blick. Das erste Mal in diesem Gespräch sah er Trixi nicht in die Augen. »Sie wollten zurück zu ihrem Planeten springen. Die Expedition war damals von Thoris aus gestartet. Vorher wollten sie die Änderungen an mir rückgängig machen.«
    Trixi wartete, aber Garjomus schwieg.
    » Und dann? Was ist passiert?«, fragte sie schließlich.
    » Ich konnte das doch nicht zulassen.« Er hob den Blick und sah sie flehend an.
    » Garjomus, was hast du getan? Was ist mit der Mannschaft?«, fragte Trixi nachdrücklich. Sie sah vor ihrem geistigen Auge wieder Darim getroffen durch den Raum fliegen.
    » Ich konnte es doch nicht zulassen, dass sie mich töteten. Ich musste mich doch wehren! Das hätte jeder andere Mensch auch getan!« Er klang bettelnd.
    » Garjomus, was hast du getan?«, fragte Trixi noch nachdrücklicher als zuvor. Die Angst kroch ihr den Rücken herauf.
    » Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es nicht machen«, antwortete er verzweifelt. »Aber sie haben nicht auf mich gehört. Da habe ich sie betäubt, wie den Jungen vorhin.«
    » Und dann?«, fragte Trixi ängstlich.
    » Nichts!« Garjomus zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie in die Krankenstation gebracht und dort eingeschlossen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Atemluft ideal ist. Ich habe sie warm gehalten. Ich habe sie künstlich mit Nahrung versorgt.«
    » Und dann?« Trixis Stimme war nur noch ein Flüstern.
    » Nichts!« Garjomus klang ein wenig trotzig. »Sie sind nicht wieder aufgewacht. Sie haben dort Jahre, ja, Jahrzehnte lang im Koma gelegen. Als ihre Körper so alt waren, wie Menschen ihrer Spezies alt werden, sind ihre Körperfunktionen ausgefallen. Sie sind eines ganz normalen, natürlichen Todes gestorben.«
    Garjomus sah Trixi trotzig an.
    » Sie sind nicht wieder aufgewacht? Sie haben bis zu ihrem Tod im Koma gelegen? Und du hast nicht versucht, sie wieder aufzuwecken?«, fragte Trixi enttäuscht.
    Garjomus senkte erneut den Blick und schüttelte den Kopf.
    » Was hätte ich denn machen sollen? Wenn sie wach gewesen wären, hätten sie versucht, mich umzubringen. Die haben doch nicht verstanden, was passiert ist. Die haben doch in mir nur das Schiff gesehen. Die haben nur einen Roboter mit einer Fehlfunktion gesehen«, sagte er traurig.
    Trixi lief noch ein kalter Schauer über den Rücken. Diesmal war er noch viel kälter als der vorherige. Sie konnte es nur zugut nachvollziehen, wie es war, ein Mensch zu sein, den alle nur für einen Roboter mit einer Fehlfunktion hielten. Einen Roboter, den man abschalten musste. Sie nahm Garjomus in den Arm und drückte ihn an sich.
    » Es ist schon in Ordnung, vielleicht hattest du tatsächlich keine andere Chance«, sagte sie traurig. Ihr taten alle leid, Garjomus und die Menschen, die dort im Koma gelegen hatten, bis sie gestorben waren.
    Plötzlich spürte sie seine Lippen auf ihrem Hals. Sie wanderten zu ihren Lippen. Ihre Lippen berührten sich zu einem schüchternen, freundschaftlichen Kuss. Sie sah sein Gesicht vor sich. Sie hatte so eine Sehnsucht. Nein! Sie durfte es nicht. Sie wollte es nicht!
    » Ich verstehe dich Garjomus. Ich bin deine Freundin.

Weitere Kostenlose Bücher