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Geisterschiff Vallona

Titel: Geisterschiff Vallona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Ende des Zuges liefen. Erhörte sie schnuppern. Sie blieben stehen und reckten die Nasen in die Luft, machten ein paar Schritte rückwärts, blieben wieder
     stehen. Dann wurde der Duft zu viel für sie. Sie stöhnten ›Mmmmm‹, drehten sich um und liefen, viel schneller jetzt, in Richtung
     Bäckerei.
    So bekam die Schlange aus Kindern plötzlich zwei Köpfe. Der eine hatte Norrskaten schon fast erreicht, der andere machte sich,
     die Nasen im Wind, auf den Weg zur Bäckerei.
    Immer eifriger lockte die schwarz gekleidete Sara die Kleinen. Die Schlange wurde auseinandergezogen, wurde immer dünner und
     drohte, in der Mitte zu zerreißen.
    Da wedelte der Bäcker noch ein bisschen schneller mit dem Blech und der Strom nach unten wuchs wieder. Eines der Kinder ganz
     vorn in der Schlange war dem Abgrund schon so nah, dass sein eines Bein bereits in der Luft schwang, als es in der letzten
     Sekunde kehrt machte.
    Da begriff die Schwarze Sara, was gerade vor sich ging, und voller Zorn schrie sie laut auf. Aber verhindern konnte sie es
     nicht.
    In dieser Nacht stürzte kein einziges Kind über die Felskante, und das war allein das Verdienst des Bäckers und seiner Zimtschnecken.
     
    Als der Bäcker am Morgen von dem Abenteuer der letzten Nacht erzählte, wollte ihm erst niemand glauben. Doch dann bemerkten
     die Bewohner des Städtchens, dass die Füße ihrer Kinder ganz schmutzig und voller kleiner Kratzer waren, als hätten sie mit
     bloßen Füßen einen langen Spaziergang gemacht. Und dann fand man Zimtflecken auf den Nachthemden der Mädchen und Hagelzucker
     in den Pyjamataschen der Jungen.
    Da untersuchte man die Sache ein wenig genauer und ganz oben auf Norrskaten, ganz vorne an der Felskante, entdeckte man einen
     schwarzen Schal. Gerade so einen, wie ihn die Schwarze Sara immer über den Schultern trug.«

Kapitel 3

    Sie hatten noch ein paar Runden Kubb gespielt, bis Mama nach Hause gekommen war und sich auf die Veranda verzogen hatte, um
     eine Seekarte zu studieren. Jetzt standen Karl und Großvater in der Küche und bereiteten die Barschfilets zu.
    Es war ein lauer Abend und sie wollten draußen essen. ›Indian Summer‹ nannte Großvater das, wenn an einem Herbsttag der Sommer
     plötzlich für ein paar Stunden zurückkehrte und der Himmel in den unterschiedlichsten Farben leuchtete.
    »Nimmst du mal die Seekarte weg«, sagte Karl, als er mit Tellern und Besteck auf die Veranda trat.
    Mama schreckte auf. Schnell und nachlässig faltete sie die Karte zusammen. Das wird Großvater nicht gefallen, dachte Karl.
     Sein Großvater hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, wie man Seekarten zu behandeln hatte.
    Karl stellte eine Lampe, eine alte umgebaute Bootslaterne, auf den Tisch und zündete sie an, dann wählte er für jeden das
     passende Getränk aus dem Kasten an der Kellertreppe aus: Trocadero-Limonade für sich – denn so musste es sein in Krabbsjögrund   –, ein Bier für seinen Großvater und Mineralwasser für seine Mutter.
    Großvater hatte sich eine Jacke übergezogen, während Mama und Karl sich zusammen auf der Hollywoodschaukel unter eine Decke
     kuschelten, bis nur noch die Hände zum Essen herausschauten.
    So wie jetzt müsste es immer sein, dachte Karl. Aber kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, da verdunkelte sich der
     Himmel. Die Farben verschwanden. Herbstlaub wirbelte über die Straße, die Luft wurde kalt und ein schwerer, salziger Geruch
     breitete sich aus.
    Die Nachbarskatze kam angerannt, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Unruhig strich sie ums Haus, bis sie endlich eine
     Lücke gefunden hatte und unter der Veranda verschwunden war. Dort blieb sie liegen und miaute ängstlich. Die Elstern im Apfelbaum
     krächzten nervös und bekamen Antwort von einem riesigen Schwarm Krähen in Lindboms Pflaumenbaum. Wie auf ein unsichtbares
     Signal hin erhoben siesich, Elstern wie Krähen, und flogen geradewegs nach Westen, weg vom Meer, hin zu Moor und Wald.
    In diesem Moment frischte der Wind noch mehr auf und wehte einen der Stühle auf der Veranda um.
    »Wir müssen wohl doch nach drinnen umziehen«, sagte Großvater. »Das wird zu viel.«
    Karl wickelte sich die Decke ganz dicht um den Körper und dann flüchteten sie mit ihrem Geschirr und allem, was sonst noch
     auf dem Tisch gestanden hatte, ins Haus. Karl übernahm die letzte Runde, um die Tischdecke zu holen, aber als er wieder hineingehen
     wollte, hatte der Wind die Tür zugeschlagen und drückte so fest

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