Geisterschiff
Lars. Trixi wusste, dass sie diese Gefühle nicht h a ben durfte. Wenn Lars doch wenigstens ein Imperianer gewesen wäre, dann hätte sie jetzt nicht so ein schlechtes Gewissen haben müssen. Dann wäre es für ihn selbstverständlich gewesen, dass er nicht der Einzige war, den sie lieb hatte. Aber sie hatte ihm versprochen, dass sie wie eine Te r ranerin mit ihm zusammen sein würde.
Und nun saß sie hier mit Garjomus in diesem Raum. Sie hatte ihm ihre Geschichte erzählt. Wie sie damals in diesem Keller als ange b licher Roboter gefangen gehalten, gequält und ausgenutzt worden war. Sie hatte ihm erzählt, wie ihre heutigen Freunde sie damals b e freit hatten und wie sie zu einem Menschen erklärt worden war. Sie hatte ihm von ihrem heutigen Leben erzählt, dass sie jetzt ein vol l wertiges Mitglied der Rebellen war und zur Mannschaft der ›Taube‹ gehörte. Alles, was sie anging, war g e sagt. Nun saß sie ihm stumm gegenüber und hatte dieses G e fühl, das schon fast wehtat.
» Hab ich dir wehgetan? Du siehst so traurig aus. Du hast Tr ä nen in den Augen. Das wollte ich nicht«, sagte Garjomus.
» Das hat nichts mit dir zu tun, sondern nur mit mir«, erwide r te Trixi, obwohl das nur die halbe Wahrheit war.
» Ich wollte nie Menschen verletzen, auch wenn es Situationen gab, in denen ich das musste«, sagte Garjomus traurig.
» Du hast mir nicht wehgetan«, erwiderte Trixi. Sie lächelte ihn an.
Ihr war nur zu bewusst, dass sie in die Realität zurückkommen musste. Es ging hier nicht um ihre Gefühle. Sie musste erre i chen, dass Garjomus ihr half und sie musste herausfinden, was mit ihm los war. Was war passiert? Bisher hatte er sie erzählen lassen und au f merksam zugehört. Jetzt war es an der Zeit, dass er etwas von sich erzählte. Sie ließ seine Hand los.
» Wie war das mit deiner Mannschaft? Was ist mit ihnen pa s siert?«, fragte Trixi. Erst in dem Moment, als ihr die letzte Silbe über die Li p pen gegangen war, wurde ihr deutlich, dass sie sich vor der Antwort fürchtete. Was war passiert? Warum waren keine Me n schen an Bord dieses Schiffs? Sie wollte einfach nicht, dass Garj o mus etwas mit dem Verschwinden der Menschen zu tun hatte.
» Das war keine schöne Geschichte«, antwortete Garjomus traurig. »Es waren nur noch einundzwanzig Personen von der Besatzung auf dem Schiff. Sie haben einen Weg für den Rüc k sprung gesucht. Dazu haben sie etwas an mir verändert. Auße r dem haben sie ihre Hirne mit mir verbunden. Irgendetwas ist dann passiert. Vielleicht hing es mit dem Sprung zusammen. Jedenfalls war ich danach so, wie du mich jetzt siehst.«
» Das ist interessant«, sagte Trixi. Sie las jedes Wort von se i nen Lippen. »Und deine Mannschaft? Was war mit der nach dem Sprung?«
» Sie waren guter Dinge.« Garjomus senkte den Blick. Das er s te Mal in diesem Gespräch sah er Trixi nicht in die Augen. »Sie wol l ten zurück zu ihrem Planeten springen. Die Expedition war damals von Thoris aus gestartet. Vorher wollten sie die Änd e rungen an mir rüc k gängig machen.«
Trixi wartete, aber Garjomus schwieg.
» Und dann? Was ist passiert?«, fragte sie schließlich.
» Ich konnte das doch nicht zulassen.« Er hob den Blick und sah sie flehend an.
» Garjomus, was hast du getan? Was ist mit der Mannschaft?«, fragte Trixi nachdrücklich. Sie sah vor ihrem geistigen Auge wieder Darim getroffen durch den Raum fliegen.
» Ich konnte es doch nicht zulassen, dass sie mich töteten. Ich musste mich doch wehren! Das hätte jeder andere Mensch auch g e tan!« Er klang bettelnd.
» Garjomus, was hast du getan?«, fragte Trixi noch nachdrückl i cher als zuvor. Die Angst kroch ihr den Rücken herauf.
» Ich habe ihnen gesagt, sie sollen es nicht machen«, antwort e te er verzweifelt. »Aber sie haben nicht auf mich gehört. Da habe ich sie betäubt, wie den Jungen vorhin.«
» Und dann?«, fragte Trixi ängstlich.
» Nichts!« Garjomus zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie in die Krankenstation gebracht und dort eingeschlossen. Ich habe dafür gesorgt, dass die Atemluft ideal ist. Ich habe sie warm gehalten. Ich habe sie künstlich mit Nahrung versorgt.«
» Und dann?« Trixis Stimme war nur noch ein Flüstern.
» Nichts!« Garjomus klang ein wenig trotzig. »Sie sind nicht wi e der aufgewacht. Sie haben dort Jahre, ja, Jahrzehnte lang im Koma g e legen. Als ihre Körper so alt waren, wie Menschen ihrer Spezies alt werden, sind ihre Körperfunktionen ausgefallen. Sie sind eines
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