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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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lassen.«
    »Dann eben später«, drohte Justus und stapfte voraus.
    Bei näherem Hinsehen stellte sich das kleine Wäldchen, hinter dem sie eigentlich den See vermutet hatten, als ziemlich dichter, ansteigender Nadelwald dar. Über einen schmalen Weg kletterten sie immer höher.
    »Ob das alles noch zu Oames’ Gelände gehört, oder ob er einfach auf einen Zaun verzichtet hat?«, fragte Bob, ohne eine Antwort zu erwarten.
    Sie kamen an einen kleinen Geräteschuppen, in dem offenbar Waldarbeiter ihre Werkzeuge aufbewahrten. Trotz der schweren Schuhe kletterte Bob behände auf das Dach des Verschlags.
    »Siehst du mehr?«
    »Kann man nicht behaupten«, antwortete Bob und sprang in den Schnee.
    »Noch weiter hinauf«, kommandierte Peter. »Langsam wird’s dunkel.«
    Sie mühten sich durch den Schnee, bis der Wald lichter wurde. Dann deutete Peter auf einen kleinen Aussichtsturm. Sie gingen hinüber. »Bay View«, stand auf einer gehämmerten Messingtafel, »erbaut von Michael Julius Oames, 1960«.
    »Also immer noch sein Gelände«, murmelte Bob. Von der kleinen Plattform war aus der Vogelperspektive das ganze Anwesen zu sehen.
    »Dass wir so hoch sind, hätte ich nicht gedacht«, wunderte sich Justus.
    »Ist eben ein ausgesuchter Platz«, antwortete Peter. Er schüttelte den Kopf. »Ich glaub’s nicht, ein Pool direkt an einem See, so etwas Verrücktes.«
    Unter ihnen lag der Lake Tahoe, ebenso die Villa, der schneebedeckte Vorplatz, ihr Ferienhaus, eine Garage, die sie erst jetzt entdeckten, und eine Gartenlaube neben dem Pool. Zwei geschwungene Wege führten symmetrisch von der Villa zum See. Dazwischen lagen große dunkle Beete, die im Sommer offenbar mit Blumen bepflanzt wurden. Der Blick war atemberaubend. In Gedanken machte Peter sich einen Knoten ins Taschentuch, damit er das nächste Mal nicht das Fernglas vergaß.
    »Seht mal da drüben!« Bob wurde auch ohne Feldstecher fündig und zeigte auf einen Hang rechts hinter der Garage, an der ihrem Ferienhaus gegenüberliegenden Seite des Anwesens. »Ein richtiger kleiner Skilift.« Er grinste. »Bestimmt sind unter der Schneedecke noch drei oder vier Tennisplätze versteckt.«
    »Wie in einem Spielzeugland«, sagte Justus.
    Die drei ??? waren durch ihre Detektivarbeit immer wieder an reiche Kunden geraten. Aber dieser Mr Oames sprengte alle Grenzen. Im Gänsemarsch verließen die Jungen die Plattform wieder.
    Justus runzelte die Stirn. Ihm war das alles entschieden zu großspurig. Peter ging der gleiche Gedanke durch den Kopf. »Ob der Kerl auch noch etwas anderes tut mit seinem Geld, als sich hier sein eigenes Reich anzulegen?«
    Justus zuckte die Schultern. Dieser schrullige Millionär war ihm unheimlich, obwohl er ihn noch gar nicht kannte. »Aber das«, murmelte der Erste Detektiv entschlossen, »wird sich morgen ändern.«

Mr Oames frühstückt nicht
    Justus irrte sich gewaltig. Nicht einmal Tante Mathilda bekam Oames am nächsten Vormittag zu Gesicht. Aber Emily hatte sie gewarnt: Der Hausherr lasse sich oft bis zum Mittagessen nicht blicken. Was keineswegs bedeutete, dass er nicht frühstücken wollte, ganz im Gegenteil. Tante Mathilda hatte sehr genaue Anweisungen, womit sie den Servierwagen beladen musste, bevor sie ihn vor Oames’ Tür schob: ein halber geschälter Apfel, heißer Lindenblütentee mit eineinhalb Löffeln Zucker und drei backofenfrische Madeleines.
    Bisher hatten die Jungs dieses französische Biskuitgebäck nicht gekannt. Nicht einmal Justus konnte mit Einzelheiten darüber aufwarten. Nachdem sie reihum davon probiert hatten, empfahlen sie Tante Mathilda dringend, sich das Rezept für die goldgelben ovalen Törtchen zu besorgen und die Fertigung in ihr Repertoire aufzunehmen.
    »Wenn uns Oames nicht empfangen will«, sagte Peter unternehmungslustig und leerte seine Kaffeetasse in einem Zug, »dann gehen wir eben sofort Ski fahren.«
    Der Erste Detektiv verzog keine Miene. Er war zwar nicht besonders scharf darauf, mit langen unförmigen Dingern an den Beinen wenig elegante Bewegungen auf irgendwelchen Hängen zu vollführen. Andererseits handelte es sich bei ihrem Ausflug nun mal um einen Skiurlaub. Er wusste genau, dass es kaum überzeugende Argumente gab, sich zu drücken. Außerdem würden ihn Bob und Peter ohnehin überstimmen. »Gute Idee«, fügte sich Justus in sein Schicksal.
    Morton bot an, sie ins nahe Cedar Crest zu fahren. Der Tag war wunderbar. Die Sonne strahlte. Selbst Justus hatte seinen Spaß. Auch wenn er bei weitem

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