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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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wie dieser großartige Vater!« Sie lachte hysterisch.
    Henry sah sie leer an. Beide hatten überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit dem nicht besonders sympathischen, aber sehr attraktiven Paar, das vor drei Tagen im silbernen Chevrolet vorgefahren war.
    Bob schüttelte sich. Ihm war das alles zuwider. Außerdem nahm er sich immer noch übel, dass er Silvie hatte entkommen lassen.
    »Wir gehen«, entschied Oames senior mit kräftiger Stimme.
    »Wohin?« Der Blick seines Sohnes flackerte.
    »Nach Hause«, antwortete Oames, »und dann …« Er sah seinen Sohn traurig an. »Und dann zur Polizei. Das kann ich dir nicht ersparen.«
    Plötzlich waren wieder Schritte zu hören. Peters Haarschopf tauchte auf der Wendeltreppe auf. »Hallo!«, rief er in bester Stimmung, die so gar nicht zu der Szenerie auf dem Aussichtsturm passte. Aber er hatte allen Grund dazu: »Hier, seht mal!« Er reckte die prall gefüllte blaue Plastiktasche in die Höhe.
    »Und Silvie?«, fragte Bob verblüfft.
    »Ist in ihrem wunderbaren Porsche auf und davon«, sagte Peter salopp. »Auf dem Weg dorthin hatte sie es derart eilig, dass sie die Tasche weggeschmissen hat.«
    »Mist!«, entfuhr es Bob.
    Peter beruhigte ihn. »Keine Sorge! Sammy hat die Polizei alarmiert.« Dann sah er unsicher zu dem Spieleverleger hinüber. Aber der nahm diese Mitteilung ohne jede Regung zur Kenntnis. »Und? Wie ist hier die Lage?«
    »Wir brechen auf«, überging Oames Peters Frage.
    »Und wir kommen mit«, sagte Bob. Er wollte Oames nicht im Wald mit seinen Kindern allein lassen.
    »Also, gehen wir.« Mit einer herrischen Handbewegung deutete der Spieleverleger nach unten. Seine Schwiegertochter gehorchte. Ihr folgte Henry, dann kam Oames selbst, hinter ihm Bob und Peter. Als Letzter steuerte der Erste Detektiv auf die Treppe zu. Er ließ noch einmal seinen Blick über diese wunderschöne Spielzeuglandschaft schweifen, mit dem blauen See, dem blendend weißen Schnee, der sich da und dort noch immer gehalten hatte, und dem blaugrün strahlenden Himmel. Tief atmete er die klare Luft ein. Peter, der schon auf der Treppe war, wandte sich nach ihm um. »Es könnte so schön hier sein«, sagte Justus melancholisch.
    »War’s so schlimm?«, fragte Peter und kam noch einmal zurück auf die Plattform. Dann boxte er Justus freundschaftlich in die Rippen. »Komm. Da unten ist jemand, der jetzt erst recht unsere Hilfe braucht.«
     
    Die drei ??? lagerten vor dem knisternden Kamin am Boden rund um ›Labyrinth ohne Ausweg‹ und schoben lustlos die Spielkarten hin und her. Vor acht Stunden war Oames mit Henry und seiner Schwiegertochter zur Polizei gefahren. Silvie war gefasst worden, und Deborah hatte sich selbst gestellt.
    »Ich bin müde und gehe ins Bett«, verkündete Tante Mathilda und erhob sich aus ihrem Ledersessel. »Gute Nacht«, sagten die Jungs im Chor. Oames hatte versprochen, sie nach seiner Rückkehr noch zu besuchen. So lange wollten sie auf jeden Fall aufbleiben.
    »Habt ihr Lust, ein anderes Spiel zu probieren?«, fragte Justus, aber Bob und Peter winkten ab.
    »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken«, kehrte der Zweite Detektiv noch einmal zum Thema zurück, das sie schon während des Abendessens ausgiebig mit Tante Mathilda hin- und hergewälzt hatten.
    »Wenn Silvie wirklich spielsüchtig ist, dann war ihr Motiv wenigstens nicht nackte Habgier«, gab Justus zu bedenken, während er das Spiel einräumte.
    Bob schwieg. Seine Gedanken kreisten noch immer um die Szene auf der Aussichtsplattform. Einen derartigen Auftritt hatte er noch nie erlebt. Je länger er darüber nachdachte, desto größer wurde sein Mitleid mit Henry.
    Peter hörte das Auto als Erster. Sie sprangen auf und gingen durch die Diele zur Haustür. Oames war nicht allein, Mandy war bei ihm. Sie fuhr das Auto in die Garage, während der Verleger das Ferienhaus ansteuerte.
    Er sah abgespannt aus, schien aber weniger bedrückt als am Mittag bei der Abfahrt zur Polizei. Als Peter ihn im Kaminzimmer fragte, was er trinken wollte, entschied er sich für ein Glas Whisky.
    »Mr Oames …«, begann Justus.
    »Justus Jonas«, unterbrach ihn der Spieleverleger. »Zuerst ich, dann ihr, okay?« Die Jungs nickten. Oames sah von einem zum anderen. »Ich muss euch danken«, fing er an und zuckte, was gar nicht zu seinem sonstigen Auftreten passte, seltsam verlegen die Schultern. »Wer weiß, wie die ganze Sache ausgegangen wäre, wenn ihr euch des Falles nicht angenommen hättet.« Dann berichtete er, dass

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