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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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von Justus einen bösen Blick.
    »Immer langsam und der Reihe nach.« Tante Mathilda runzelte die Stirn. Sie schätzte es gar nicht, unterbrochen zu werden. »Ich hab’ schon ein paar Mal bei Emily ausgeholfen. Dieser Oames ist noch gar nicht so alt, aber doch schon ein bisschen wunderlich. Allein in dem Haus will er nicht sein. Er fühlt sich einsam und verlassen.«
    »Kombiniere, du fährst nach Tahoe«, warf Justus ein.
    »Falsch«, antwortete Tante Mathilda und machte eine Kunstpause. »Wir fahren nach Tahoe.«
    Der Jubelsturm begann noch einmal von vorn, als Onkel Titus zurückkam und verkündete, die Eltern von Peter und Bob hätten nichts gegen einen Skiurlaub ihrer Söhne in den Schulferien einzuwenden.
     
    Sie fuhren auf dem Interstate 80 von Sacramento kommend durch den Eldorado National Forest. Morton hatte es sich nicht nehmen lassen, Tante Mathilda und die drei ??? zu chauffieren, nachdem Mr Oames zwar gnädig der Aushilfe samt Besuch zugestimmt, sich aber um den Transport keine weiteren Gedanken gemacht hatte. Der schwarze Rolls-Royce glitt trotz der fast geschlossenen Schneefahrbahn wie auf Schienen dahin. Die drei ??? hatten vor einigen Jahren als Hauptgewinn eines Preisausschreibens Freifahrten mit dem edlen Gefährt gewonnen. Einer ihrer Kunden, ein spendabler Millionär, sorgte später dafür, dass sie die Dienste des britischen Chauffeurs jederzeit in Anspruch nehmen konnten. Seit sie selbst den Führerschein und eigene Autos zur Verfügung hatten, griffen die drei ??? allerdings nur noch selten auf diese Annehmlichkeit zurück.
    »In längstens einer Stunde sind wir da«, flüsterte Peter. Justus nickte und vertiefte sich noch einmal in die Landkarte. Tante Mathilda döste in der linken Ecke des großen Fonds, Bob in der rechten.
    »Wenn wir jetzt immer weiterführen, kämen wir nach Reno auf den Highway 50. Und dann nach Eureka oder nach Austin«, murmelte Justus. »Da wohnen mitten in der Einöde 300, 400 Leute. Mit absolut nichts und niemandem drumrum.«
    »Da bleib’ ich lieber in Rocky Beach«, raunte Peter und erntete einen vorwurfsvollen Blick von Justus. Der Zweite Detektiv sah nicht nur gut aus, er war auch der sportlichste der drei ???. Und er legte großen Wert auf modisches Outfit. Aus diesen und anderen Gründen war er sehr beliebt bei den Mädchen, vor allem bei seiner Freundin Kelly und ihrem Cheerleaderteam. Ein Kaff an der einsamsten Straße Amerikas, wie der Highway 50 auch genannt wurde, mitten in der Salzwüste, das wäre sicherlich nichts für ihn.
    »Wir sind jetzt über 2.000 Meter hoch«, erklärte Justus im Flüsterton. »Hast du gewusst, dass es hier so schön ist?«
    Peter schüttelte den Kopf. Die drei ??? waren mit der Schule schon mehrfach in den Bergen östlich von Los Angeles Skilaufen gewesen. Das Grenzland zwischen Kalifornien und Nevada war ihnen dagegen völlig fremd.
    »Seht euch das an!«, rief Justus plötzlich. Bob und Tante Mathilda schreckten hoch. Wie ein blaues Auge lag der See vor ihnen, zwischen zerklüfteten Felsen und schneebedeckten Hängen.
    »Holaretürio«, versuchte sich Peter passend zur Landschaft als Tiroler Jodler. Tante Mathilda stöhnte auf. »Hoffentlich sind deine Skikünste überzeugender«, bremste sie seine Begeisterung.
    »Jedenfalls ist er der Beste von uns dreien«, kam Bob dem Freund zu Hilfe, während er sich streckte und reckte, soweit der Rolls-Royce es zuließ. Auch er war ziemlich sportlich, musste aber auf der Piste wie auf dem Tennisplatz Peter eindeutig den Vortritt lassen. Nur auf den Kurzstrecken im Schwimmbad zogen sie beide den Kürzeren, denn da war der sonst eher unsportliche Justus erstaunlicherweise unschlagbar.
    »Gnädige Frau«, tönte Mortons Stimme durch einen kleinen Lautsprecher aus dem mit einer Glaswand abgeteilten vorderen Teil des Wagens, »ist es Ihnen recht, wenn wir zuerst zum Haus fahren und ich dann die Einkäufe allein erledige?«
    »Selbstverständlich«, flötete Tante Mathilda, die zum ersten Mal mit Morton unterwegs war und den Chauffeur gleich ins Herz geschlossen hatte.
    Obwohl der Himmel wolkenverhangen war, bot der See einen atemberaubenden Anblick. Kein Wunder, dass er sommers wie winters Tausende von Touristen anlockte. Vorbei an einem kleinen Flughafen, an mehreren winterfesten Campingplätzen und dem Startplatz einer Zwanzig-Kilometer-Loipe fuhren sie nach Baldwin Beach. Hinter dem kleinen Ort direkt am See wurde der Wald wieder dichter, bis sich nach einer scharfen Kurve eine

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