Geisterstadt
nicht so elegant und sicher auf den Brettern stand wie Peter und Bob, fuhr er in dem wunderbar weichen Pulverschnee noch lange nicht hinterher.
Zu Mittag aßen sie Hamburger und Salat an einem der unzähligen Kioske neben den Pisten, zu denen man einfach hinfahren und, ohne die Skier abschnallen zu müssen, bestellen und bezahlen konnte. Später schleppten Justus und Bob zwei Liegestühle heran, für ein geruhsames Bad in der Wintersonne. Peter dagegen, der in seiner schwarzen Skihose und dem neongelben, hüftlangen Windhemd ausgesprochen eindrucksvoll aussah, konnte nicht genug bekommen, zumal sie einige Mädchen aus Kellys Highschool getroffen hatten, die hier während der Ferien Snowboarden lernten.
Kurz nach drei Uhr brachte der Skibus sie in nicht einmal zwanzig Minuten zur Emeral Bay. Mit den schweren Skischuhen an den Füßen stapften sie die Straße zu Oames’ Anwesen entlang. Sie waren müde und zufrieden. Justus lag in Gedanken bereits in der Badewanne.
»Wieso ist das Tor offen?«, fragte Bob plötzlich. Die drei ??? blieben stehen und sahen sich um. Beide Flügel des Holztors standen offen. Im Schnee waren jede Menge Reifenspuren zu sehen.
»Hmm.« Justus nahm die Bretter von der Schulter. Zum zweiten Mal innerhalb von 48 Stunden hatte er das deutliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
»Uns will er nicht sehen«, sagte Peter gedehnt und zeigte auf die Spuren. »Kaum sind wir weg, empfängt er ganze Heerscharen von Besuchern.«
»Lasst uns hinaufgehen«, entschied der Erste Detektiv. »Dann werden wir ja sehen, was los ist.«
Schnaufend legten sie die letzten 400 Meter zurück. Unter dem Glasdach der Villa stand eine unscheinbare schwarze Limousine.
»Polizei«, sagte Bob atemlos.
Sie hasteten zum Ferienhaus, stellten die Skier ab und wechselten das Schuhzeug. Justus rief nach Tante Mathilda, bekam aber keine Antwort. Dann liefen sie hinüber zum Haupthaus.
Im selben Moment, in dem Peter die Klinke herunterdrücken wollte, öffnete sich die Tür von innen. Direkt vor ihnen standen zwei Männer mit ernsten Mienen. Der eine war mittelgroß, rothaarig und kaum älter als dreißig, der zweite wuchtig, mindestens einen Kopf größer und bestimmt fünfzig. Er stutzte kurz. »Gut, dass ihr da seid«, sagte er dann. »Wir haben schon auf euch gewartet.« Die beiden Männer traten zur Seite und gaben den Weg in die Villa frei.
Die drei ??? sahen sich blitzschnell um. In einem großen Ohrensessel neben einer breiten Treppe, die in den ersten Stock führte, saß Tante Mathilda. Sie war ziemlich blass. »Endlich«, seufzte sie.
»Was ist passiert?«, fragten Justus und Peter gleichzeitig. Tante Mathilda zuckte die Schultern. »Mr Oames …«
»Gehen wir in den Salon«, unterbrach sie der ältere Polizist mit freundlicher Stimme. Tante Mathilda nickte und stand auf. Sie gingen durch eine Tür an der rechten Seite der Diele. Ein dritter Mann saß auf einem Sofa, das Telefon und ein Aufnahmegerät neben sich. Entführung, schoss es Justus durch den Kopf.
»Setzt euch«, forderte sie der Polizist auf und zeigte auf eine Sesselgruppe. »Ich bin Inspektor Capistrano aus South Lake Tahoe.« Er deutete zu dem Rotschopf. »Das ist Sergeant Curry.« Der Mann nickte, während sich Capistrano zum Sofa wandte. »Und dort hinten sitzt Sergeant Hawthrone.« Er machte eine kleine Pause. »Wir müssen davon ausgehen, dass Mr Oames heute Nacht entführt worden ist.«
»Waas?« Die drei ??? starrten den Polizisten mit aufgerissenen Augen an.
Aber der benahm sich so, als verschwänden in dieser Gegend regelmäßig Multimillionäre. »Vor einer halben Stunde hat sich der mutmaßliche Entführer jedenfalls gemeldet«, sagte er nüchtern. »Wir spielen euch die Aufnahme gleich vor. Eine Million Dollar will er haben.«
Tante Mathilda stöhnte leise auf, als sie die Summe hörte. »Gestern Abend hat er kein Wort davon gesagt, dass er weg will«, begann sie unvermittelt. »Mittags stand das Frühstück noch immer vor der Tür, da hab’ ich’s mit der Angst zu tun gekriegt und bin ins Zimmer. Zwei Stühle waren umgeworfen, das Bett völlig zerwühlt, und von Oames fehlte jede Spur.« Sie hatte sofort Emily im Krankenhaus angerufen und von ihr erfahren, dass Mr Oames das Haus nie verließ, ohne Bescheid zu sagen. Vernünftigerweise, wie Capistrano lobend hervorhob, hatten die beiden Frauen sogleich die Polizei alarmiert.
»Leider meinte der Inspektor«, schloss Tante Mathilda ihre Erzählung, »dass auch die Familie
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