Geisterstunde
irgendeinem Hinterhalt lag. Es war kein erfreulicher Gedanke, wenn ein Freund über die Klinge sprang, weil er Hilfe bei etwas angeboten hatte, das ihn eigentlich gar nichts anging. Aber Morpheus war viel zu sehr Profi, um sich so einfach umlegen zu lassen. Solche Fehler macht er nicht. Er wird einmal die Löffel abgeben, weil ein aufgebrachter Ehemann ihm seine Hörner ins Kreuz rammt und Morpheus gerade in einer Position ist, in der er sich nicht wehren kann.
Ich versuchte abzuschätzen, wie lange es bis zu Eierkopfs Rückkehr noch dauern würde, und beschloß dann, es ohne Morpheus zu versuchen. Der Schwarze Peter würde die Hauptlast zu tragen haben.
Dann zog ich meinen Mantel an und ging in den Stall. Vorher sorgte ich noch dafür, daß die verräterischen Fallen in Position waren.
Während ich hinunterging, hielt ich Ausschau nach meinem blonden Schatz, aber die einzige Person, die ich sah, war Kaid auf dem Westbalkon des vierten Stockwerks. Anscheinend sah er sich schon einmal um, wo er nach seinem Tod überall herumspuken durfte.
Fraidel Kaid stand dem Alten nahe. Vielleicht sollte ich mehr Zeit mit Kaid verbringen. Er konnte mir vielleicht einen Hinweis darauf geben, wer den General erledigen wollte.
25. Kapitel
Ich steckte meinen Kopf zur Stalltür herein, sah aber keine Spur von Peters. Zwei Gäule glotzten mich grinsend an, als dachten sie, endlich wäre ihre große Stunde gekommen. »Denkt, was ihr wollt«, riet ich ihnen. »Plant nur und schmiedet eure miesen Ränke. Ich habe eine Vereinbarung getroffen. Der General darf mich auch in Pferdefleisch bezahlen. Mähren, die mich ärgern, enden auf dem Schindanger.«
Ich wußte nicht, warum ich das sagte. Es war natürlich reiner Bluff. Außerdem würden sie es mir sowieso nicht glauben. Ich wünschte, ich wüßte, warum Pferde so prompt meine kindische Seite ansprechen.
»Peters? Sind Sie hier?« Daß ich ihn nicht sofort gesehen hatte, bereitete mir Sorgen. Ich hatte schon genug Tote gefunden.
»Hier.« Seine Stimme erklang vom anderen Ende des Stalls.
Dort war es dunkel. Vorsichtig ging ich hinüber, obwohl ich davon ausging, daß Peters nicht zu den Bösen gehörte.
Peters schuftete mit der Mistgabel. »Dieser verdammte Schleicher muß sich die ganze Zeit nur mit seinen Bildern beschäftigt haben. Er hat bestimmt seit Monaten nicht mehr ausgemistet. Sehen Sie sich diesen Dreck an!«
Das tat ich auch und rümpfte die Nase. Peters wuchtete die Pferdescheiße und die schmutzige Streu in einen Düngewagen.
»Ich bin ja kein Fachmann, aber ist das nicht die falsche Jahreszeit fürs Düngen?«
»Da bin ich überfragt. Ich weiß nur, daß das hier saubergemacht werden muß und daß das der Wagen ist, in dem man die Scheiße wegkarrt.« Er knurrte einige wenig schmeichelhafte Verwünschungen über Schleicher Bradons Vorfahren vor sich hin und fügte dann hinzu: »Ich hab schon genug an den Hacken, auch ohne diesen Job. Was wollen Sie, Garrett? Warum schnappen Sie sich nicht einfach eine Mistforke und helfen mir, statt hier dumm rumzustehen?«
Ich griff mir eine Mitgabel, aber eine große Hilfe war ich nicht. Ich hatte immer Glück gehabt, selbst bei den Marines, und hatte nie die Kehrseite der Pferdehaltung kennenlernen müssen.
»Ich habe den Hehler gefunden, der das gestohlene Zeug gekauft hat. Einer meiner Geschäftsfreunde wird ihn heute abend herbringen.«
Peters unterbrach seine Arbeit und sah mich so lange an, daß ich mich schon fragte, ob er von meinem Erfolg möglicherweise gar nicht begeistert war. »Also tun Sie doch was. Ich habe Sie schon allmählich für eine Drohne gehalten. Und angenommen, die einzige Mühe, die Sie auf sich nähmen, wäre die, Jennifer in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Nein. Kein Interesse. Sie ist nicht mein Typ.« Vermutlich überzeugte ihn der scharfe Klang meiner Stimme, jedenfalls ließ er das Thema fallen.
»Wollten Sie mir nur diese Neuigkeiten ausrichten?«
»Nein. Ich brauche Ihre Hilfe. Mein Geschäftspartner bringt auch einen Arzt mit.«
»Und Sie wollen, daß ich den Alten ablenke, während dieser Quacksalber ihn abklopft?«
»Ich möchte, daß Sie ihnen auf der Straße entgegengehen und dem Arzt die Lage erklären, damit er nicht rausgeworfen wird, bevor er Gelegenheit hatte, sich den General anzusehen. Allerdings glaube ich kaum, daß er viel sagen kann, ohne den Alten näher zu untersuchen.«
Peters knurrte und warf wieder Pferdeäpfel in den Mistwagen. »Wann kommen
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