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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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zu stützen. Der Raum war vielleicht zwei Meter breit und drei Meter lang. Schleichers Gemälde standen neben seinen anderen Schätzen, die für uns Kitsch oder Müll gewesen wären. Meistens irgendwelches Zeug aus dem Krieg. Und Orden. Schleicher hatte einen ganzen Eimer Orden angehäuft, die er stolz auf einer zerfetzten Karentinischen Flagge an einer schmalen Seite des Raumes angeordnet hatte.
    Unwillkürlich empfand ich Mitleid mit dem Kerl. Er war ein Held gewesen. Ein Leben für sein Land, für dieses Blech.
    Und dann wundern sich unsere Herrscher, warum Glanz Großmond ein Volksheld ist.
    Die Längsseiten der Höhle waren mit Bildern vollgestellt. Sie waren ungerahmt und lehnten einfach nur da, drei und vier Stück hintereinander. Sie waren genauso gut, wie Kelle sie beschrieben hatte. Vielleicht sogar noch besser. Ich bin kein Kunstsachverständiger, aber sie sahen aus wie die Produkte eines besessenen Genies.
    Es waren keine fröhlichen Gemälde. Sie waren die Brut der Finsternis, Visionen der Hölle. Eines fiel mir sofort ins Auge, und mir blieb fast die Luft weg. Es stellte einen Sumpf dar. Vielleicht nicht den Sumpf, der während meiner Wehrpflicht zu meiner zweiten Heimat geworden war. Aber er war genauso entsetzlich. Und das Gemälde zeigte nicht einfach nur eine düstere, bedrohliche Landschaft, die von der dunklen Seite der Macht verseucht worden war. Die Lebewesen der Sümpfe schwärmten dort umher, aber so, wie man sie sah, nachdem sie einen monatelang in den Wahnsinn getrieben hatten. Moskitos in der Größe von Hornissen, Augen, die einen aus der Dunkelheit verfolgten, stehendes, stinkendes Gewässer. Menschliche Knochen.
    Und im Vordergrund sah man einen Gehängten. Die Aasfresser hatten sich schon an ihm gütlich getan. Ein dunkler Vogel hockte auf seiner Schulter und pickte in seinem Gesicht herum. Irgend etwas an der Art, wie er hing, sagte dem Betrachter, daß er sich lieber aufgehängt hatte, als noch einen Schritt weiterzugehen.
    Einige Jungs aus meiner Kompanie hatten das tatsächlich getan, als sie es nicht mehr länger ertragen konnten.
    Meine Güte. Ich hatte das Gefühl, mich in das Bild hineinstürzen zu können und direkt in die Vergangenheit versetzt zu werden.
    Ich drehte es um. Es ging mir einfach zu sehr an die Nieren.
    Immer noch zitternd ging ich die Reihe auf der einen Seite ab, dann die auf der anderen. Kein anderes Bild hatte diese Wirkung auf mich wie der Sumpf, aber sie waren von demselben Genie besessen. Für den geeigneten Betrachter hatten sie sicherlich einen genauso starken Ausdruck.
    »Er muß verrückt gewesen sein«, murmelte ich.
    Ich konnte zwar nicht gut hören, aber es schien, als würden die Pferde unten unruhig.
    Erneut machte ich eine Runde und sah mir diesmal die Bilder an, die sich hinter der ersten Reihe von Gemälden verbargen.
    Die meisten waren weniger besessen, illustrativer, aber es bestand kein Zweifel daran, daß die abgebildeten Landschaften von demselben genialischen Auge betrachtet worden waren, das auch den Krieg in den anderen festgehalten hatte. In einem erkannte ich eine Ansicht von Full Harbour, das zu einer höllischen Traumlandschaft verzerrt worden war, noch ein Beweis mehr dafür, daß Schleicher seine Erinnerungen oder Heimsuchungen auf die Leinwand gebannt hatte.
    Schleicher war nicht nur Landschaftsmaler gewesen. Das erste Porträt, das ich sah, zeigte Jennifer. Es mußte ungefähr aus der Zeit stammen, als der General nach Hause gekommen war. Sie wirkte irgendwie jünger und vielleicht noch schöner – und trotzdem mit den Augen eines Verrückten gesehen.
    Ich betrachtete es sorgfältig, aber ich kam nicht darauf, was es ausmachte. Trotzdem, Schleicher hatte etwas aus Jennifer gemacht, das mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Es gab auch Porträts der anderen. Kaid wirkte alt, müde und aufgezehrt, und man hatte das Gefühl, als blicke ihm der Tod über die Schulter. Der General hatte etwas von der Unheimlichkeit an sich, die auch Jennifers Porträt ausstrahlte, und ihn umgab diese gewisse Gerissenheit. Schocke sah einfach nur fies aus. Wayne wirkte wie ein gieriger Fleischklops. Jetzt kapierte ich es! Jedenfalls teilweise. Die Wirkung kam zum großen Teil daher, wie Bradon sie gekleidet hatte. Das machte sie so grob. Aber auch die Gesichter waren so gemalt, als hätte der Mann unter der Haut die Knochen und die Seelen erkennen können.
    Es gab ein späteres Porträt von Jennifer, noch grausamer als das erste, aber

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