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Geisterstunde

Geisterstunde

Titel: Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nur klarzumachen, was ich denke. Sie sind eine hinreißende Frau. Eine der schönsten, die ich jemals kennengelernt habe. Eine, von denen Männer träumen. Ich würde Ihr Angebot sofort annehmen, wenn ich ein Mann wäre, der Frauen benutzt und sie dann wie einen abgenagten Knochen wegwirft. Ganz gleich, wie weh es ihr tut.«
    Das schien zu helfen.
    Mein lieber Mann, dieses dauernde Analysieren und Manövrieren hatte mich vollkommen nervös gemacht und meinen Gefühlshaushalt total aus der Balance gebracht.
    »Ich glaube, ich verstehe Sie. Eigentlich ist es sogar ganz nett.«
    »So bin ich eben. Mr. Süßholzraspler. Ich rede einfach zuviel.«
    Sie warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Entschuldigung. Sie kennen meinen besonderen Humor noch nicht.«
    Ich folgte den Spuren der Zombies jetzt langsamer und erstieg gemächlich den sanften Hang zum Familienfriedhof. Jennifer war so sehr in Gedanken vertieft, daß sie es nicht merkte. Nach etwa fünfzig Metern blieb sie unvermittelt stehen. »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Sicher. Jeden. Wirklich jeden. Vorausgesetzt, die Umstände stimmen.«
    Sie lächelte angespannt. »Berühren Sie mich.«
    »Was?« Ich kramte vergebens in meiner Trickkiste mit schlagfertigen Antworten.
    »Fassen Sie mich an!«
    Was soll’s? Ich streckte die Hand aus und berührte Jennifers Schulter. Sie hob die Hand, packte meine und legte sie gegen ihre Wange. Sanft drückte ich meine Finger dagegen. Sie hatte die samtigste Haut, die ich je gefühlt hatte.
    Jennifer fing an zu zittern. Ich meine, sie bebte wirklich heftig. Tränen traten ihr in die Augen, und sie wandte sich ab. Verängstigt oder verlegen. Nach einem Augenblick drehte sie sich wieder herum, und wir gingen weiter. Als wir den niedrigen Zaun erreichten, der den Friedhof umgab, sagte sie: »Das war fast genauso.«
    »Was?«
    »Mich hat noch nie jemand berührt. Niemals. Nicht mehr, seit ich mich erinnern kann, jedenfalls. Kelle hat mich sicher angefaßt, denke ich, wenn sie mich gewickelt hat oder ich ein Bäuerchen machen sollte und was man mit Babies so tut.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Meine Miene muß genauso finster ausgesehen haben wie die alte Villa. Kein Wunder, daß sie so schrecklich freudlos war. »Kommen Sie her.«
    »Wie?«
    »Kommen Sie einfach her.« Als sie näherkam, nahm ich sie in die Arme. Sie wurde so steif wie ein Eisenpfahl. Ich hielt sie einen Moment fest und ließ sie dann los. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Jeder sehnt sich nach Zärtlichkeit. Man ist kein Mensch, wenn man es nicht tut.« Ich verstand, daß sie nicht nur einfach keine Jungfrau mehr sein wollte. Sex hatte damit gar nichts zu tun. Vielleicht begriff sie es selbst nicht, aber sie dachte, daß Sex der Preis wäre, den sie für das zu zahlen hatte, was sie so dringend brauchte.
    Wie oft hat Morpheus mir vorgehalten, ich wäre ein Gimpel, der Krüppel und herrenlose Kreaturen magnetisch anzog? Öfter, als mir lieb war. Und er hatte recht. Wenn man jemanden einen Gimpel nennt, der Schmerz lindern will.
    Ich kletterte über den Zaun des Friedhofes und hielt ihre Hand, während sie mir folgte. Der Saum ihres Kleides verfing sich. Es war für einen Spaziergang im Freien nicht besonders passend. Jennifer fluchte leise. Ich half ihr, die Balance zu halten, während sie es losmachte. Dabei sah ich mich um. Mein Blick fiel auf einen Grabstein, der nicht so alt war wie die anderen. Er war sehr schlicht. Es war nur eine schmale Granitplatte mit einem Namen: Eleanor Stantnor. Es gab nicht einmal ein Datum.
    Jennifer blieb davor stehen. »Meine Mutter.«
    Das war alles? Das war der Ruheplatz einer Frau, deren Tod so viele Leben beeinflußt hatte und den Familiensitz der Stantnors in diese freudlose Höhle verwandelt hatte? Ich hätte erwartet, daß er ihr einen Tempel errichtet hätte … Natürlich. Das Haus war ihr Mausoleum geworden, ihre Gedenkstätte. Das Haus der zerplatzten Träume.
    Jennifer erschauerte und rückte unwillkürlich näher. Ich legte meinen Arm um sie. Der Wind war schneidend kalt, es war grau, und wir standen auf einem Friedhof. Ich brauchte auch etwas menschliche Nähe.
    »Ich habe es mir anders überlegt. Verbringen Sie die Nacht mit mir.« Ich erklärte es nicht und sagte auch nichts weiter. Sie erwiderte ebenfalls kein Wort, weder des Protestes noch des Schocks, noch der Beschuldigung. Sie versteifte sich nur unmerklich. Das war das einzige Zeichen, daß sie mich gehört hatte.
    Es war ein Impuls, der von dem

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