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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren zu stark, sie brachen den Widerstand brutal. Der Moorboden von Culloden ist mit dem Blut der Männer getränkt.«
    »Und unser Clan war auch dabei?«
    »Das nehme ich an. Ich werde mich aber in der Zukunft mehr um die Ahnenforschung kümmern, John.«
    »Eine gute Idee. Wie redet man über das Gebiet? Ich bin ja nicht grundlos auf Culloden hingewiesen worden. Gibt es dort irgendwelche Vorkommnisse, über die ich mehr wissen sollte?«
    »Du meinst übersinnliche?«
    »Sicher.«
    Horace F. Sinclair hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht mit Bestimmtheit sagen. Es gibt gewisse Gerüchte, daß es auf dem Schlachtfeld von Culloden spuken soll. Hin und wieder hat man Geistererscheinungen gesehen.«
    »Auch am Himmel?«
    »Das kann ich dir nicht sagen, John. Wieso am Himmel?«
    »Es wurde von einem Geisterheer und einem Geistersturm gesprochen. Was sich so interpretieren läßt, daß plötzlich ein Heer von Toten über den Himmel braust.«
    »Mein Gott, das hört sich ja schrecklich an!« flüsterte meine Mutter.
    »Es ist nur eine Vermutung«, schwächte ich ab.
    Mein Vater schüttelte den Kopf. »Darüber habe ich nichts gehört. Daß es nicht mit rechten Dingen zugeht, das weiß ich von dir. Du hast ja den Besuch einer gewissen Geraldine Sinclair bekommen.«
    »Und ob.«
    »Hat sie denn keine Einzelheiten genannt?«
    »Kaum. Sie sprach nur von Culloden und erwähnte das Geisterheer und den Geistersturm.«
    »Was könnte das bedeuten?« Ich hob die Schultern.
    »Willst du es nicht sagen?«
    Ich aß ein Sandwich auf. »Wenn man den Faden weiterspinnt, kann man davon ausgehen, daß sich die Geister der toten Kämpfer nicht damit abgefunden haben, die Verlierer zu sein. Sie werden ihre Welt verlassen und versuchen, Rache zu nehmen.«
    »Rache? An wem?«
    »An den Siegern.«
    »Die gibt es auch nicht mehr. Zu viele Jahre sind inzwischen vergangen. Ich sehe da kein Motiv.«
    »Ich auch nicht. Aber welchen Grund sollte eine Geraldine Sinclair gehabt haben, mich zu besuchen?«
    »Sie wird es dir bestimmt noch sagen. Ich kann mir vorstellen, daß sie dich in Culloden erwartet. Allerdings in einer leeren, menschenfeindlichen Umgebung. Am liebsten würde ich ja mitfahren und mir das alles anschauen.«
    »Kommt nicht in Frage, Horace, du bleibst hier!«
    Mein Vater schaute mich bedauernd an. »Da hast du es, John, wieder die Frauen.«
    »Weiß ich.«
    »Sei froh, daß ich mir noch Sorgen um dich mache.«
    »Sicher, Mary.« Der alte Herr zwinkerte mir zu. »Was hältst du von einem kleinen Verdauungsspaziergang?«
    »Viel.«
    »Wollt ihr in die Kneipe?«
    »Das hat keiner von uns gesagt, Mutter. Nur etwas frische Luft schnappen. Wir bleiben auch in der Nähe des Hauses, darauf kannst du dich verlassen.«
    »Hoffentlich.«
    Ich zog mir die Jacke über, denn die Nächte waren ziemlich kühl, und mein alter Vater streifte sogar die Winterjacke über.
    Vor dem Haus atmete er tief durch. »Es geht doch nichts über einen kleinen Spaziergang am Abend, findest du nicht auch?«
    »Klar.« Ich schlenderte neben meinem Vater her, die Hände in den Hosentaschen vergraben. »Aber bist du einfach nur wegen der kühlen Luft mit mir nach draußen gegangen, oder gibt es andere Gründe?«
    »Es gibt andere.«
    »Und welche?«
    »Laß uns noch ein Stück gehen, Junge.« Wir bewegten uns auf die Linde zu und blieben unter ihren Zweigen stehen. Dort rückte mein Vater mit der Wahrheit heraus. »Ich habe seit deinem Anruf heute den Eindruck, beobachtet zu werden, John, und deshalb bin ich auch froh, daß ihr den Weg zu uns gefunden habt.«
    »Beobachtet?« dehnte ich. »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Du hast also nichts gesehen?«
    »So ist es. Es basiert mehr auf einem Gefühl.«
    »Aber was hat dir dieses Gefühl eingegeben? Da muß doch ein Grund vorhanden gewesen sein.«
    Der alte Herr hob die Hand und schlug nach einem Ast. »Wenn ich dir das sage, hältst du mich für übergeschnappt. Ich hatte das Gefühl, einen Schatten zu sehen, der plötzlich in meiner Nähe auftauchte.« Er nickte sich selbst zu. »Ja, John, es war ein Schatten, der auf einmal da war und mich irritierte. Zu Recht bin ich damit nicht gekommen, aber ich war beunruhigt.«
    »Kann ich mir denken. Und weiter?«
    »Nichts weiter.«
    »Du kannst dir auch keinen Grund vorstellen?«
    Er schaute mich an. Im Dunkeln sah sein Gesicht schattig und zugleich bleich aus. »Doch, John, es könnte mit unserer Familie zusammenhängen. Lach mich nicht aus, aber es ist die

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