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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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geschulten Stimme zu lauschen.
    Mir jagte sie kaltes Grausen ein.
    »Nun, ich möchte, dass ihr euch das Kapitel eigenständig durchlest. Eure Hausaufgabe wird sein, die nächsten fünf Tage lang Tagebuch über eure Träume zu führen. In unseren Träumen manifestieren sich oft unbewusste Wünsche ebenso wie unbewusste Fähigkeiten. Konzentriert euch vor dem Einschlafen auf das, was ihr hier lest, und denkt darüber nach, was Tarnung für euch bedeutet. Welche dunklen Geheimnisse verbergt ihr vor der Welt? Wohin würdet ihr gehen, wenn euch niemand finden könnte? Was tätet ihr, wenn niemand euch sehen könnte?« Sie machte eine Pause und sah nacheinander jeden einzelnen Schüler, jede Schülerin an. Manche lächelten sie schüchtern an. Andere sahen fast schuldbewusst zu Boden. Alles in allem herrschte in der Klasse deutlich mehr Leben als in den beiden vergangenen Stunden.
    »Brittney, Liebste, würdest du den Abschnitt über das Verhüllen auf Seite 432 laut vorlesen?«
    Brittney, eine kleine Brünette, nickte, blätterte in ihrem Text und fing an zu lesen:
    Verhüllung
    Die meisten Jungvampyre haben schon Erfahrungen mit der unbewussten Gabe gesammelt, ihre Anwesenheit vor Außenstehenden, d.h. Menschen, zu verbergen. Sie wird im Dasein eines Jungvampyrs üblicherweise praktiziert, um heimlich abseits des Schulgeländes buchstäblich unter den Augen der Menschen Rituale abzuhalten. Doch dies ist nur ein kleiner Vorgeschmack der Fähigkeiten, über die ausgereifte Vampyre verfügen. Selbst diejenigen ohne Elementaffinitäten sind in der Lage, die Nacht um sich herum zu verdichten und ihre Gestalt vor den unzureichenden Sinnen der Menschen zu verhüllen.
    Hier unterbrach Neferet. »Was ihr aus diesem Kapitel im Gedächtnis behalten solltet, ist unter anderem, dass jeder Vampyr sich unter Menschen vollkommen unbemerkt bewegen kann, eine Fähigkeit, die sehr nützlich ist, da die Menschen unseren Aktivitäten gegenüber tendenziell überaus voreingenommen sind.«
    Ich sah finster auf den Text und dachte, dass ich doch unmöglich die Einzige sein konnte, die Neferets Voreingenommenheit den Menschen gegenüber bemerkte. Da schnellte ihre Stimme wie ein Peitschenschlag über mein Pult.
    »Zoey. Wie schön, dich in einem Kurs zu sehen, der deiner Entwicklung angemessen ist.«
    Ich sah hoch in ihre eiskalten grünen Augen und versuchte, wie alle anderen Jungvampyre zu klingen. »Vielen Dank. Vampsozi ist eines meiner Lieblingsfächer.«
    Sie lächelte und erinnerte mich plötzlich an das Wesen in
Alien
, diesem total krassen alten Film mit Sigourney Weaver und dem megascheußlichen außerirdischen Ding, das Menschen fraß. »Hervorragend. Lies doch den letzten Paragraphen auf der Seite vor.«
    Dankbar dafür, dass ich eine Entschuldigung hatte, den Blick abzuwenden, sah ich wieder in den Text, fand den Paragraphen und las:
    Jungvampyre sollten sich bewusst sein, dass das Verhüllen sehr kräftezehrend sein kann. Die Beschwörung der Nacht für längere Zeit aufrechtzuerhalten erfordert hohe Konzentration. Wichtig ist auch zu wissen, dass das Verhüllen nur begrenzt wirksam ist. Einige dieser Grenzen sollen hier aufgeführt werden:
    Der Vorgang ist ermüdend und kann extreme Erschöpfung zur Folge haben.
Es können ausschließlich organische Materialien verhüllt werden; daher ist es leichter, die Gabe aufrechtzuerhalten, wenn man im Himmelsgewand (nackt) agiert.
Der Versuch, Gegenstände wie Autos, Motorräder oder selbst Fahrräder zu verhüllen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Wie bei all unseren Fähigkeiten verlangt auch das Verhüllen einen Preis. Für manche besteht dieser in leichter Müdigkeit und Kopfschmerzen. Für andere kann er weit höher sein.
    Ich hatte das Ende der Seite erreicht und sah zu ihr auf.
    »Danke, das reicht, Zoey. Nun, erzähl mir doch, was du soeben gelernt hast.« Ihr Blick bohrte sich in mich.
    Tja, im Grunde hatte ich gelernt, dass meine Freunde und ich nicht im Hummer vom Schulgelände wegkommen würden, außer wir schafften es irgendwie, eine Erlaubnis zu kriegen. Aber das sagte ich nicht. Stattdessen gab ich mir einen strebsamen Anschein. »Dass Autos und Häuser und so weiter nicht vor Menschen verborgen werden können.«
    »Oder vor Vampyren«, ergänzte sie in festem Ton, den Uneingeweihte (oder Assimilierte) wahrscheinlich für hilfsbereit und belehrend hielten. »Vergiss niemals, dass auch Vampyre den Versuch, anorganische Materialien zu verhüllen, durchschauen

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